MotoGP: Aprilia wartet auf Jorge Martin

Ducati nur vierte Kraft: Silverstone veränderte alles

Von Ivo Schützbach
Ein seltenes Bild von einem GP-Podium (v.l.): Johann Zarco (Honda), Marco Bezzecchi (Aprilia) und Marc Marquez (Ducati)

Ein seltenes Bild von einem GP-Podium (v.l.): Johann Zarco (Honda), Marco Bezzecchi (Aprilia) und Marc Marquez (Ducati)

Das MotoGP-Rennen in Silverstone war ein Feuerwerk an Dramatik und Überraschungen, bei dem Dominator Ducati gegen Aprilia und Honda den Kürzeren zog – und gegen Yamaha keine Chance hatte.

Fabio Quartararo qualifizierte sich nach Jerez und Le Mans in Silverstone zum dritten Mal in Folge in dieser Saison für die Pole-Position, so etwas gelang dem Yamaha-Star seit seinem Weltmeisterjahr 2021 nicht mehr: Damals brauste er fünfmal nacheinander von vorne los.

Im Sprint am Samstag wurde der Franzose bis auf Rang 7 durchgereicht, wo er bei normalem Rennverlauf im Grand Prix am Sonntag gelandet wäre, lässt sich nur schwer abschätzen.

Denn gewöhnlich war in diesem Rennen nichts. Kaum hatte Alex Marquez nach dem Start beim Einbiegen in die erste Kurve die Bremse berührt, rutschte ihm das Vorderrad weg und der Spanier schlidderte bis zu den Airfences. In Runde 2 tat es ihm Bruder Marc gleich und stürzte ebenfalls in Führung liegend.

Die beiden WM-Führenden hatten unfassbares Glück, denn kurz nach dem Sturz von Marc wurde das Rennen wegen Öl auf der Strecke (Crash Morbidelli/Aleix Espargaro) abgebrochen. Weil noch keine drei Runden absolviert waren, sagt das Reglement, dass alle Fahrer beim Neustart wieder von ihrem ursprünglichen Startplatz aus teilnehmen dürfen.

Als hätten die ersten beiden Runden nie stattgefunden, wurde das Rennen auf 19 Umfahrungen verkürzt um 14.26 Uhr MEZ neu gestartet.

Ab diesem Moment waren die Kräfteverhältnisse auf den Kopf gestellt. Im Sprint erlebten wir einen Dreifachsieg von Ducati mit Alex und Marc Marquez sowie Fabio Di Giannantonio. Nach dem Neustart standen plötzlich andere Fahrer und Marken im Rampenlicht.

Elf Runden lang führte Quartararo mit der Yamaha M1 souverän mit bis zu 5,3 sec Vorsprung auf Verfolger Marco Bezzecchi aus dem Aprilia-Werksteam. Als der Franzose in Runde 12 langsamer wurde und schließlich ausrollte, weil sein höhenverstellbares Fahrwerk nicht mehr nach oben fuhr, war er 4,5 sec voraus. 11 Runden – so lange fuhr Fabio nicht mehr vorne seit dem Sachsenring-GP 2022, als er zuletzt oben auf dem Podium stand.

Bezzecchi erbte die Führung und gewann nach 609 Tagen endlich wieder einen Grand Prix. Der Italiener siegte zum vierten Mal in seiner MotoGP-Karriere, nach drei ersten Plätzen für Ducati feierte er Premiere mit Aprilia.

Für den Hersteller aus Noale ist das Balsam auf die Seele. Seit dem Frankreich-GP galten sämtliche Schlagzeilen dem geplanten Abgang des dauerverletzten Weltmeisters Jorge Martin, weil dieser das Vertrauen in das Aprilia-Projekt verloren hat und ihm ein finanzielles Traumangebot von Honda winkt.

Apropos Honda: Als Zweiter sah in Silverstone Johann Zarco die Zielflagge. Der Routinier setzte seiner Triumphfahrt im Regen von Le Mans noch eins drauf, zum ersten Mal seit 2021 schafft es ein Könner mit einer RC213V in aufeinanderfolgenden Grands Prix aufs Podium. Besonders beeindruckend war der Kurvenspeed der Honda, Zarco überholte mehrerer Gegner außen herum!

Die Machtverteilung in diesem außergewöhnlichen Rennen war klar: Yamaha vor Aprilia und Honda. Erst dann folgte mit Marc Marquez, Franco Morbidelli und Alex Marquez ein Ducati-Trio.

Seit 73 Grands Prix steht immer mindestens ein Ducati-Fahrer auf dem Podium, doch erstmals seit 2022 gelang dem Hersteller aus Borgo Panigale in zwei aufeinanderfolgenden Hauptrennen kein Sieg – damals triumphierten Miguel Oliveira (KTM) in Thailand und Alex Rins (Suzuki) in Australien.

Ist das ein Fingerzeig, dass die Vorherrschaft von Ducati beendet ist? Wohl kaum, denn Silverstone schrieb schon immer besondere Geschichten: In den vergangenen elf Jahren gewann auf der Strecke in den Grafschaften Northamptonshire und Buckinghamshire kein Fahrer zweimal.

Ein entscheidender Faktor bei 16 Grad Celsius Luft-, 30 Grad Asphalttemperatur und unberechenbarem Wind war der Vorderreifen: Während Marc Marquez und Bagnaia über «null Gefühl» klagten, meisterten andere diese Herausforderung besser.

Überlassen wir die Analyse dem zweifachen Weltmeister Pecco Bagnaia aus dem Ducati-Werksteam, der nach mehreren Fahrfehlern in der vierten Runde auf Platz 13 liegend stürzte: «Die anderen verbessern sich, doch wir stagnieren oder verschlechtern uns sogar. Gigi Dall’Igna und die anderen Ingenieure überlegen, was nicht nach Plan läuft. Das Motorrad ähnelt dem aus dem Vorjahr, funktioniert aber nicht so. Sie wissen nicht, warum das so ist.»


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