Brivio (Trackhouse): Schlüssel für die Rookie-Arbeit

Davide Brivio ist Teammanager bei Trackhouse, kennt sich auch in der Ausbildung von jungen Fahrern bestens aus
Rookie Ai Ogura erwischte gleich an seinem ersten MotoGP-Wochenende sein bislang bestes: Mit 17 Punkten übers Wochenende hinweg, Platz 4 im Sprint und Platz 5 im Thailand-GP, startete er direkt mehr als steil. In Silverstone Ende Mai bremste ihn eine Verletzung aus, insbesondere bei kühlen Bedingungen tut sich der Rookie noch immer schwer. Doch der Raketenstart von Ogura machte Eindruck!
Trackhouse-Aprilia-Teammanager Davide Brivio sagte im Interview mit SPEEDWEEK.com: «Natürlich war es eine Überraschung, denn wir hatten erwartet, dass er mehr Zeit brauchen würde, um sich an die MotoGP zu gewöhnen.»
Was ist das Geheimnis von Oguras Top-Start? Brivio: «Wir hatten vor dem Rennen einen Test in Thailand. Es war außerdem sehr heiß, was eine der Bedingungen ist, die er auf der Strecke mag. Es war also eine Kombination aus verschiedenen Faktoren, aber natürlich war die Leistung für ein erstes Rennen unglaublich. Wir können sehen, wozu er fähig ist.»
Das Thailand-Rennen beeindruckte – doch leider konnte Ogura nicht mehr an die Leistungen des ersten Rennens anknüpfen. Brivio stellt fest: «Jetzt befinden wir uns eher in einer normalen Rookie-Saison, in der er lernen muss, Fehler macht und Erfahrungen sammelt und so weiter.»
Brivio hat viel mit Nachwuchsfahren gearbeitet. Einen Rookie wie Ogura zu fördern, ist also nichts Neues für den Italiener. Brivio: «Ein Rezept, das immer funktioniert, gibt es nicht. Eigentlich ist es immer so, dass Rookies normalerweise das erste Jahr zum Lernen brauchen. Dann sieht man im Laufe des Jahres die Anzeichen: ein FP1, ein Qualifying, in dem sie zeigen, dass Potenzial vorhanden ist. Bei Ai zeigte sich das schon im ersten Rennen.»
Ogura wurde 2024 Moto2-Weltmeister, stieg mit 24 Jahren in die MotoGP auf. Brivio: «Jeder hat seine eigene Geschichte und seinen eigenen Zeitplan. Ein Aldeguer fährt eine großartige Saison als Rookie und ist erst 20 Jahre alt. Ai ist 24. Ich erinnere mich noch daran, wie Zarco mit 27 kam. Dann kamen Lorenzo und Marquez mit 18. Jeder hat also seine eigene Zeit, um in die MotoGP zu kommen. Und jeder braucht seine Zeit, um zu lernen. Schauen Sie sich Alex Marquez an. Er hat vier oder fünf Jahre gebraucht, um dieses Niveau zu erreichen. Sein Bruder hat im ersten Jahr die Meisterschaft gewonnen. Es gibt also kein Patentrezept.»
Brivio: «Aber man muss sich natürlich für jemanden entscheiden. Man wählt einen Rookie aus und beginnt dann mit ihm zu arbeiten. Man folgt dem Fluss und versucht, gemeinsam Erfahrungen zu sammeln. Um sich kennenzulernen, muss der Fahrer Erfahrungen sammeln. Und jeder hat sein eigenes System dafür und seinen eigenen Zeitplan. Man muss also einfach weiterarbeiten und versuchen, herauszufinden, wo man dem Fahrer helfen kann. Außerdem muss man seinen Charakter verstehen, wissen, was er braucht, und versuchen, ihm das zu geben.»
Das scheint Brivio bei Trackhouse gut zu gelingen – Ogura baute nach seiner Verletzungspause langsam wieder Konstanz auf, Raul Fernandez legte eine steile Entwicklungskurve in der ersten Saisonhälfte hin.