MotoGP: Marquez über erste WM-Chance

Physio erzählt: Einen MotoGP-Fahrer wieder fit machen

Von Adam Wheeler
Unfälle gehören dazu: MotoGP-Fahrer crashen 10 bis 15-mal im Jahr. Hier: Franco Morbidelli in Barcelona

Unfälle gehören dazu: MotoGP-Fahrer crashen 10 bis 15-mal im Jahr. Hier: Franco Morbidelli in Barcelona

Flavio Dromi, Physiotherapeut bei Red Bull KTM, erklärt, was die häufigsten Beschwerden von MotoGP-Fahrern sind und verrät, wie man die Piloten wieder fit bekommt. Über die Schmerzen, die die Fans kaum zu sehen bekommen.

Deformierte Hände, Narbengewebe, Hinken und unaufhörliche Schmerzen: Das sind nur einige der Dinge, die Männer Mitte bis Ende 20 in Kauf nehmen müssen, um die Elite der MotoGP zu erreichen. Die Folgen der durchschnittlich 10 bis 15 Unfälle pro Jahr, die ein Fahrer hat, treten trotz aller Bemühungen zur Vorbeugung zwangsläufig irgendwann auf. Auch trotz gezielten Trainings, gezielter Behandlungen und einer Fitness, die es ermöglicht, 45 Minuten Rennen mit einer Herzfrequenz nahe der maximalen Kapazität zu bewältigen.

Genauso wie die Teams einige der klügsten Köpfe und engagiertesten Techniker beschäftigen, um die 2 Millionen Euro teuren Motorräder zu optimieren, investieren sie auch in Spezialisten, die die wichtigsten menschlichen Komponenten unterstützen: die Piloten. Red Bull KTM hat für die Rennfahrer in der Moto3, Moto2 und den vier Fahrern in der MotoGP Physiotherapeut Flavio Dromi: einen stets anwesenden Vertreter des Red Bull Athlete Performance Centre.

Der 35-Jährige hat vor Ort einen Behandlungsraum mit einem Tisch und Schränken mit Ausrüstung in einem der Red Bull-Trucks und wird von den Fahrern (und manchmal auch von Teammitgliedern) regelmäßig konsultiert, um akute Probleme zu lösen oder um Sessions auf der Strecke vorzubereiten.

Dromi ist nicht der einzige Physio in der MotoGP. Jedes Team hat in der Regel einen Physio, und einige Piloten haben sogar ihr eigenes Personal. Für diejenigen, die nicht das Glück haben, Teil des APC-Programms zu sein, bietet die Dorna das MotoGP Health Center an, wo Physiotherapie für das gesamte Fahrerlager angeboten wird.

Dromi, selbst begeisterter Motorradfahrer, behandelt seit drei Jahren die Wehwehchen und Beschwerden der Red Bull KTM-Fahrer und ist daher bestens geeignet, uns von den Schmerzen zu berichten, die Fans selten zu sehen bekommen.

Mit welchen Verletzungen und körperlichen Problemen haben Sie in der MotoGP regelmäßig zu tun?

Flavio Dromi: Viele Prellungen. Die Lederkombis bieten zwar Schutz, aber keinen vollständigen, und oft müssen wir die Haut für die nächste Session behandeln und desinfizieren. Ein starker Aufprall durch einen Sturz kann zu Muskel- oder Skelettproblemen oder sogar zu Brüchen führen. Leider gibt es manchmal auch noch schwerere Verletzungen, die die Unterstützung des medizinischen Teams der Strecke erfordern, wie zum Beispiel ein Pneumothorax. Dabei handelt es sich um einen Rippenbruch, bei dem die schützende Hülle der Lunge durchstochen wird. Das kann lebensbedrohlich sein und erfordert eine sorgfältige Behandlung und eine möglicherweise lange Genesungszeit. Bei normalen Menschen kann die Behandlung einer Knochenfraktur vier bis fünf Wochen dauern, aber die Fahrer gehen nach wenigen Tagen zur nächsten Phase über. Eine Gehirnerschütterung betrifft nicht nur den Fahrer, sondern alle Beteiligten. Eine Hirnverletzung muss 24 Stunden lang überwacht und kontrolliert werden. Letztendlich ist eine Muskel- oder Knochenverletzung im Vergleich zu einem so schwerwiegenden Problem vergleichsweise leicht behandelbar.

Gab es jemals Situationen, in denen der Fahrer in einer schwierigen Lage war? Viele Schmerzen und Beschwerden? Wo fängt man überhaupt mit der Behandlung an?

Der wichtigste Faktor ist die Zeit. An einem Rennwochenende ist neben den Rennen noch viel anderes los, sodass die Physiotherapie-Sitzungen kurz sind und wir so gut wie möglich Prioritäten setzen müssen. Manchmal geht es eher um den Placebo-Effekt, da es unmöglich sein kann, ein Problem vollständig zu beheben. Es geht um die Herangehensweise: mit etwas Therapie und Verständnis für das Problem und der Suche nach einer Lösung, damit der Fahrer seine beste Leistung bringen kann. Rückenschmerzen bedeuten, dass es sehr unangenehm ist, solche Maschinen zu fahren... aber wir können so weit arbeiten, dass sie ein Rennen ohne Medikamente bewältigen können. Schmerzmitteln wird nicht gerne genommen, da die Fahrer die volle Kontrolle haben und wissen wollen, wie und wo sie an ihre Grenzen gehen können. Medikamentöse Therapien können manchmal Schwindelgefühle und Konzentrationsverlust verursachen. Die Fahrer ziehen es vor, die Schmerzen zu ertragen, und wir haben auch ein natürliches Schmerzmittel in unserem Körper, das Adrenalin. Sie haben vielleicht Schmerzen, bevor sie auf das Motorrad steigen, aber dann steigt die Herzfrequenz und das Adrenalin setzt ein, und dann können sie damit umgehen. Schmerzen können den Fahrstil beeinflussen, manchmal aber auch nicht ... und Fahrer haben mir erzählt, dass sie erst wieder Schmerzen hatten, als sie vom Motorrad abgestiegen sind.

Was ist mit Gehirnerschütterungschecks?

Wenn ein Fahrer den Gehirnerschütterungscheck besteht, hat er es durch das Nervensystem unter Kontrolle. Es ist eine Ja- oder Nein-Entscheidung. Manchmal haben sie vielleicht Kopfschmerzen, und dann kann man auf medikamentöse Therapie und manuelle Arbeit zurückgreifen, um den Nacken und die Muskeln zu lockern. Eine Gehirnerschütterung geht normalerweise mit Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich einher, und wir können versuchen, diese zu lösen. Das Wichtigste ist die Sicherheit des Fahrers.

Lesen Sie morgen im zweiten Teil des Interviews: Wie wirkt sich das Alter auf den Körper eines MotoGP-Piloten aus? Welche Effekte hat mentaler Druck? Und welche Bereiche trainiert ein MotoGP-Fahrer besonders?

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