Nachbarn und MotoGP-Rivalen: Acosta versus Aldeguer
Dass Spanien sich in jeder Hinsicht als Wiege des Motorrad-Grand-Prix-Sports etabliert hat, ist kein Geheimnis. Aber das die ersten beiden Piloten im Ziel eines MotoGP-Rennens aus dem gleichen Ort kommen, das ist auch 2025 noch bemerkenswert – so geschehen zuletzt am vergangenen Wochenende beim Großen Preis von Indonesien.
Erstmals ganz oben auf dem Siegerpodest: Fermin Aldeguer, geboren im April 2005 in El Palmar bei Murcia. Platz 2 mit 6,9 sec Rückstand: Pedro Acosta, 21, geboren, aufgewachsen und wohnhaft in Murcia, Südspanien. Dass Acosta und Aldeguer gemeinsam zu einer Siegerehrung antreten, ist alles andere als ungewöhnlich – als Kids in der MiniGP und selbst in der Moto2-WM liefen die beiden gemeinsam auf –, doch in dieser Konstellation war es auch für die schnellsten Repräsentanten der Region eine Premiere.
Die Situation hat durchaus Würze. Denn dem jüngeren Aldeguer gelang, was Acosta auch nach fast zwei Jahren im MotoGP-Feld noch nicht schaffte – ein Sieg in der Königsklasse. Beim 18. Event in Versuch 36 konnte sich Fermin Aldeguer und damit als erster Rookie seit Jorge Martin als MotoGP-Sieger feiern lassen – und das ohne einen WM-Titel in der Tasche.
Zwar triumphierte der junge Fermin Aldeguer dreimal als MiniGP-Champion und später als Europameister der Moto2, doch der Quereinsteiger aus der spanischen 600er-Meisterschaft holte bislang weder einen Moto3- noch einen Moto2-WM-Titel – ist aber vor Acosta MotoGP-Sieger.
Acostas erster MotoGP-Sieg ist längst überfällig. Nur wenige Piloten im Fahrerlager tragen einen derart gut bestückten Munitionsgurt an Erfolgen mit sich herum. Sieger des Red Bull Rookies Cup, Moto3- und Moto2-Weltmeister. Dazu ein sensationeller Einstieg in die Königsklasse. Unvergessen: Gleich bei seiner Premiere legte sich der damals 19-Jährige Marc Marquez zurecht um um das Ziel als Neunter zu erreichen.
Fermin Aldeguer ging auch ordentlich, aber bedachter zur Sache. Sein Debüt endete vor sieben Monaten in Thailand mit Platz 13 und ersten WM-Punkten. Es wäre grundfalsch, Aldeguer als Spätstarter zu bezeichnen. Beim Regen-GP von Le Mans steuerte er die Kunden-Ducati erstmals auf Platz 3 und in Österreich reichte es unter blauem Himmel für den erstaunlichen ersten zweiten Platz. Nach seinem Triumph auf dem Mandalika-Circuit hält der Rookie den achten Platz der Tabelle und liegt damit vor Großkalibern wie Quartararo, Zarco, Binder, Bastianini und Vinales.
Noch stürmischer hatte allerdings Pedro Acosta zugeschlagen. Dritter beim zweiten GP 2024 (Portimao), Zweiter beim nächsten Rennen in den USA und sieben weitere Podestplätze, die dem RC16-Piloten in GASGAS-Farben WM-Platz 6, nur zwei Zähler hinter Brad Binder, einbrachten. Aber kein Sieg.
Auch 2025 läuft es formell besser für den ein Jahr älteren Acosta. Dank der verbesserten Konstanz liegt für den Fünften des Klassements WM-Rang 3 bei noch acht ausstehenden Rennen in Reichweite. Die Mission «Teamkollege» kann aus Sicht Acosta positiv abgehakt werden. Veteran Binder ist 2025 nicht in der Lage, das Acostas zu gehen, Platz 11 für den Südafrikaner.
Andersherum die Lage bei Aldeguer. Auch wenn der Rookie zuletzt der Hauptdarsteller der Party war, sportlicher Leader im Team bleibt Alex Marquez, der die WM immerhin bis zum Japan-GP offenhalten konnte und derzeit sicher auf Vize-Kurs liegt.
Das Verhältnis der beiden MotoGP-Spitzenfahrer untereinander ist gut – doch von enger Freundschaft kann keine Rede sein. Was zum einen dem geschuldet ist, dass sich die Wege der Spanier nach den Schlachten auf den spanischen Kartstrecken trennten und die Zusammenführung erst wieder in der Moto2 stattfand. Als wirklichen Freund bezeichnet KTM-Ass Moto2-Pilot Alex Escriq. Der stammt zwar aus Valencia, wuchs aber gemeinsam mit Acosta im Rookies- und GP-Fahrerlager auf.
Motivationsprobleme hatte Pedro Acosta noch nie. Doch nach der Galavorstellung seines Nachbarn will der Red Bull-KTM-Athlet jetzt schnellstmöglich mit seinem ersten MotoGP-Sieg nachlegen.
WM-Stand nach 36 von 44 Rennen:
1. M. Marquez, 545 Punkte. 2. A. Marquez 362. 3. Bagnaia 274. 4. Bezzecchi 254. 5. Acosta 215. 6. Morbidelli 207. 7. Di Giannantonio 191. 8. Aldeguer 181. 9. Quartararo 158. 10. Zarco 128. 11. Binder 118. 12. R. Fernandez 112. 13. Marini 108. 14. Bastianini 89. 15. Mir 77. 16. Vinales 72. 17. Ogura 70. 18. Miller 60. 19. Rins 51. 20. Martin 34. 21. Oliveira 32. 22. P. Espargaro 16. 23. Nakagami 10. 24. Savadori 8. 25. A. Fernandez 8. 26. Chantra 6. 27. A. Espargaro 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 646 Punkte. 2. Aprilia 308. 3. KTM 280. 4. Honda 236. 5. Yamaha 190.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 819 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 543. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 398. 4. Red Bull KTM Factory Racing 333. 5. Aprilia Racing 296. 6. Monster Energy Yamaha 209. 7. Honda HRC Castrol Team 185 8. Trackhouse MotoGP Team 182. 9. Red Bull KTM Tech3 Racing 177. 10. LCR Honda 134. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 95.