Jack Miller: «Ich will fahren und nicht nur zusehen!»

Jack Miller
Jack Miller zählt zu den Routiniers im Fahrerlager der MotoGP. Der Moto3-Vizeweltmeister von 2014 stieg 2015 direkt in die Königsklasse der Motorrad-WM auf und übersprang somit die Moto2. In seiner langen Karriere trat der 30-Jährige bereits für vier verschiedene Hersteller – Honda, Ducati, KTM und Yamaha – an und konnte vier MotoGP-Siege feiern. Seine beste WM-Platzierung erreichte er 2021 mit Gesamtrang 4, als er für das Ducati-Werksteam fuhr.
Ende 2024 schien die MotoGP-Karriere von Jack Miller zu Ende zu sein. In letzter Minute wurde er sich mit Yamaha einig und unterschrieb einen Einjahresvertrag und kam im neuen Satellitenteam Pramac unter.
2025 befand sich der Australier in der gleichen Situation – wieder war unklar, wie es für ihn in der nächsten Saison weitergeht. Bereits im Juni wurde für 2026 der Vertrag mit Superbike-Weltmeister Toprak Razgatlioglu festgezurrt. Mit der Entscheidung, wer im nächsten Jahr im Team Pramac neben dem Türken die zweite M1 steuern wird, ließ sich Yamaha viel Zeit. Mitte August hat Miller die Geduld verloren – er pochte auf eine Entscheidung des japanischen Herstellers und machte Druck. Der Familienvater wolle endlich Klarheit über seine Zukunft.
Am 4. September folgte dann die Entscheidung: Miller wird auch 2026 Teil des Projekts sein. Seine Flucht nach vorne – dem Yamaha-Management Druck zu machen – hätte auch nach hinten losgehen. «Nahe dran, den Job zu verlieren, Taktik oder nicht – ich glaube, dass sich genug getan habe, und ich wartete auf die Entscheidung. Das wars! Ich war frustriert mit der Situation und dass wir an diesem Punkt angelangt waren», blickte der Australier beim exklusiven Gespräch mit SPEEDWEEK.com zurück. «Gleichzeitig wollte ich weitermachen, ich verspüre für dieses Projekt sehr viel Leidenschaft. Ich glaube an dieses Projekt und wollte weiterhin Teil davon sein. Zugleich willst du wissen, was als nächstes kommt.»
Als Jack Miller und Miguel Oliveira für die Saison 2025 verpflichtet wurden, waren die Anforderungen an die beiden Routiniers klar: Sie sollten helfen, Yamaha zu alter Stärke zu verhelfen – die Erwartungshaltung war eindeutig. Dann folgten Diskussionen, für 2026 einen jungen Fahrer zu verpflichten. Mit dem Entwicklungsstatus, in dem sich Yamaha derzeit befindet und dem V4-Motor, der nächstes Jahr zum Einsatz kommen wird, würde es nicht viel Sinn machen, beide erfahrene Piloten auszutauschen. «Das dachte ich auch» bestätigte Miller. «Erfahrung ist die eine Sache, den Speed zu haben die andere. Ich glaube, dass ich beide Qualitäten in dieses Projekt einbringe. Ich gehöre aber nicht zum Management und bin nicht für die Entscheidungen verantwortlich. Leute, die weiter oben angesiedelt sind, entscheiden darüber – das muss man akzeptieren.»
Wenn Miller ein Teammanager wäre und entscheiden dürfte – welche Balance zwischen Erfahrung und Jugend würde er als richtig erachten? «Das ist schwer, denn es ist kein einfacher Job – es gibt so viele unbekannte Faktoren. Das ist der Grund, weshalb ich kein Teammanager bin», schmunzelte «Jackass». «Ich reise um die Welt und mache diesen Job, weil ich es genieße, Motorradrennen zu fahren – ich möchte dabei nicht zusehen. Das Ganze ist mit sehr viel Stress verbunden, man ist sehr viel weg von seinen Freunden und der Familie. Meine Belohnung dafür bekomme ich vom Fahren und nicht vom Zusehen.»
Dazu kommt, dass Miller mit seiner direkten Art vielleicht nicht der Richtige für einen Management-Job wäre. «Das denke ich nicht, ich kann sehr friedlich sein, wenn ich das sein muss», betonte er. «Wenn du ein Fahrer bist, hast du glücklicherweise mehr Freiheiten, um deine Emotionen auszudrücken. Ich verstehe aber sehr gut, in welchem Unternehmen ich bin und was ich sagen kann und was nicht.»
Miller hat erneut einen Einjahresvertrag unterschrieben und muss sich 2026 früh mit seiner Zukunft beschäftigen. «Das ist der Lauf der Dinge. Ich mache mir da aber ehrlich gesagt keine Gedanken. Man muss immer wieder verhandeln, und sofern alles in die richtige Richtung geht, muss man um mehr Geld verhandeln», lächelte Miller. «Zugleich hast du das natürlich immer im Hinterkopf. Aber wenn du deinen Job auf der Strecke anständig erledigst, dann sprechen die Ergebnisse für sich selbst. Ich glaube aber, mit so einem frischen Programm, dass sie mit Pramac als Satellitenteam haben, müssen sie sich Optionen offenhalten – ich verstehe deshalb auch die Seite des Managements.»