Zarco räumte Bagnaia ab: Dann hätte es Brad erwischt!
Einige Rennen können innerhalb weniger Sekunden, mit einem einzigen Manöver entschieden werden. Dies kann positiv sein, oder auch negativ. Johann Zarco bereute seinen Übermut. In Kurve 4 der ersten Runde verbremste sich der Franzose und räumte damit ausgerechnet den ohnehin gebeutelten Francesco Bagnaia ab. Während der Ducati-Star im Kiesbett landete und eine ohnehin miserable Saison endgültig begrub, kassierte Zarco eine Long-Lap-Penalty – und damit jede Chance auf ein Top-10-Ergebnis. Rang 12 im Ziel war unter diesen Umständen das Maximum, denn nach der Strafrunde fiel er bis auf Position 17 zurück.
«Das Bike wurde nach Kurve 3 unruhig, und das sah natürlich dumm aus. Sorry für Pecco», begann Zarco seine Erklärung. Er schilderte, wie er Fabio Quartararo (Yamaha) attackieren wollte, da er ein technisches Problem bei seinem Landsmann vermutete. «Ich wollte Fabio so schnell wie möglich überholen, um keine Zeit zu verlieren.»
Der entscheidende Moment passierte beim Umlegen in Richtung Kurve 4. «Als ich die Entscheidung traf, ihn zu überholen war es schwierig, das Motorrad zu verlangsamen, um Brad Binder nicht berühren. Wäre ich normal in Kurve 4 eingelenkt, hätte ich Brad erwischt. Also wich ich aus, bin dadurch aber weit gegangen und habe die Linie von Pecco gekreuzt.» Zarco war sich bewusst, was folgen würde: «Ich habe erwartet, eine Strafe zu bekommen. Auch wenn meine erste Idee war, Brad nicht abzuräumen, habe ich einen anderen Fahrer zu Fall gebracht.»
Nach absolvieren der Long-Lap hatte der LCR-Honda-Fahrer Mühe, in seinen Rhythmus zu finden. «Ich war etwas verloren und wollte kein unnötiges Manöver fahren, um den Reifen zu schonen. Also fuhr ich konstant.» Hinter Alex Rins (Yamaha) verlor er wichtige Sekunden, weil ihn sein eigenes Problem im Zweikampf einholte: «Das ist eine Schwäche von mir. Wenn ich kein gutes Gefühl auf dem Bike habe, kann ich nicht nahe genug bleiben, um schnell zu überholen.»
Er arbeitete sich dennoch Schritt für Schritt nach vorne mit abgefahrenen Reifen. «In den letzten fünf Runden war ich schneller als die anderen. Ich war happy, Joan Mir zu schnappen, weil ich wusste, dass sein Stil viel vom Hinterreifen abverlangt.» Das eigentliche Ziel verfehlte der älteste Pilot im MotoGP-Feld trotzdem. «Ich wollte ein Top-10-Ergebnis. Ein siebter Platz wäre sehr gut gewesen, das wären die neun Punkte, die Honda holen wollte. Zumindest hat Marini sie gesichert», freute er sich für das Endresultat des Italieners.
Zarcos Saisonbilanz fällt selbstkritisch aus. Nach seinem gefeierten Regen-Triumph in Le Mans und einem starken Sommer lag er noch auf WM-Rang 5. Doch dann versiegten die Resultate. Nur 51 Punkte aus 15 Rennen – das kostete ihn sieben WM-Positionen. «Ich bin enttäuscht, so viele Punkte in der zweiten Jahreshälfte verloren zu haben. Ich bin normalerweise ein konstanter Fahrer – und das war ich dieses Jahr nicht. Ich bin viel gestürzt», gab er selbstkritisch zu. In Erinnerung bleiben sein Le-Mans-Sieg und das Silverstone-Podium. «Das will ich nicht hergeben. Das war eine gute Lektion. Nach dem Sieg und dem Podium habe ich erwartet, dass es schwerer wird, aber nicht so schwer.»
Auch der Kalender, der 22 Rennwochenenden umfasst, habe zusätzlich Tribut gefordert: «Man spürt es im Körper und im Kopf – frisch zu bleiben ist nicht leicht.»
Trotz des durchwachsenem Saisonendes blickt Zarco mit viel Zuversicht in die Zukunft. «Ich bin happy, die Zielflagge gesehen zu haben und ohne Verletzung rauszugehen.» Am Dienstag testet er die 2026er-Honda, die echte Entwicklungsarbeitet steht aber erst beim Wintertest in Malaysia an. Das Ziel ist klar: «Nächstes Jahr wollen wir um Podien kämpfen.»
Ergebnisse MotoGP Valencia, Rennen (16. November):
1. Marco Bezzecchi (I), Aprilia, 27 Runden in 40:52,458 min
2. Raúl Fernández (E), Aprilia, +0,686 sec
3. Fabio Di Giannantonio (I), Ducati, +3,765
4. Pedro Acosta (E), KTM, +4,749
5. Fermin Aldeguer (E), Ducati, +8,048
6. Alex Marquez (E), Ducati, +8,166
7. Luca Marini (I), Honda, +12,644
8. Brad Binder (ZA), KTM, +14,582
9. Jack Miller (AUS), Yamaha, +15,497
10. Enea Bastianini (I), KTM, +17,460
11. Miguel Oliveira (P), Yamaha, +19,304
12. Johann Zarco (F), Honda, +21,286
13. Joan Mir (E), Honda, +22,079
14. Alex Rins (E), Yamaha, +23,255
15. Nicolo Bulega (I), Ducati, +26,144
16. Augusto Fernandez (E), Yamaha, +36,854
17. Somkiat Chantra (T), Honda, +39,136
– Aleix Espargaro (E), Honda, 1 Runde zurück
– Fabio Quartararo (F), Yamaha, 4 Runden zurück
– Maverick Viñales (E), KTM, 5 Runden zurück
– Jorge Martin (E), Aprilia, 12 Runden zurück
– Ai Ogura (J), Aprilia, 21 Runden zurück
– Franco Morbidelli (I), Ducati, 26 Runden zurück
– Francesco Bagnaia (I), Ducati, 27 Runden zurück
WM-Endstand nach 44 Rennen:
1. M. Marquez, 545 Punkte. 2. A. Marquez 467. 3. Bezzecchi 353. 4. Acosta 307. 5. Bagnaia 288. 6. Di Giannantonio 262. 7. Morbidelli 231. 8. Aldeguer 214. 9. Quartararo 201. 10. R. Fernandez 172. 11. Binder 155. 12. Zarco 148. 13. Marini 142. 14. Bastianini 112. 15. Mir 96. 16. Ogura 89. 17. Miller 79. 18. Vinales 72. 19. Rins 68. 20. Oliveira 73. 21. Martin 34. 22. P. Espargaro 29. 23. Nakagami 10. 24. Savadori 8. 25. A. Fernandez 8. 26. Chantra 7. 27. Bulega 2. 28. A. Espargaro 0. 29. Michele Pirro 0.
Konstrukteurs-WM:
1. Ducati, 768 Punkte. 2. Aprilia 418. 3. KTM 372. 4. Honda 285. 5. Yamaha 247.
Team-WM:
1. Ducati Lenovo Team, 835 Punkte. 2. BK8 Gresini Racing 681. 3. Pertamina Enduro VR46 Racing 493. 4. Red Bull KTM Factory Racing 462. 5. Aprilia Racing 395. 6. Monster Energy Yamaha 269. 7. Trackhouse MotoGP Team 261. 8. Honda HRC Castrol Team 238. 9. Red Bull KTM Tech3 Racing 213. 10. LCR Honda 155. 11. Prima Pramac Yamaha Racing 125.









