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Späte Erkenntnis bei Preziosi

Von Colin Young
Filippo Preziosi baut keine Rennmotorräder mehr

Filippo Preziosi baut keine Rennmotorräder mehr

Ducati-Konstrukteur Filippo Preziosi wurden zwei erfolglose Jahre mit Valentino Rossi zum Verhängnis. Er ahnte aber schon während der Saison, dass ihn die Sieglosigkeit den Job kosten könnte.

Ducati-Konstrukteur Ing. Filippo Preziosi übernimmt die Verantwortung für die eineinhalbjährige Misserfolgsserie von Superstar Valentino Rossi. Als himmlisches Bündnis wurde die Ehe zwischen Rossi und Ducati Corse vor zwei Jahren gepriesen. Ein Scheitern erschien ausgeschlossen. Doch der italienische Superstar verschwand für fast zwei Jahre im Fegefeuer. Mit der Werks-Yamaha schaffte er 2010 beim Valencia-GP noch einen dritten Platz. 48 Stunden später testete er die Ducati – und landete auf Rang 17.

Die Ducati-Ära wurde für den neunfachen Weltmeister zur Peinlichkeit seines Lebens. Deshalb kehrte Rossi jetzt zu seiner grossen Liebe zurück und steigt 2013 wieder auf die Yamaha YZR-M1.

Preziosi war bis zum Valencia-GP Mitte November General Manager von Ducati Corse, dann wurde er intern im Konzern wegbefördert. Er kümmerte sich zuvor nicht nur um die technischen Aspekte der Desmosedici, er war auch für die geschäftlichen Aspekte zuständig. Preziosi hatte in den letzten 21 Monaten viel geredet. Er hatte Rossi anfangs gelobt und in den Himmel gehoben, später wurden seine Erläuterungen immer undurchsichtiger. Rossi und sein Crew-Chief Jeremy Burgess hatten sich zuletzt oft sehr kritisch über die Herangehensweise von Preziosi geäussert.

Eingeständnis in Misano
Fakt ist: Es hat viel zu lange gedauert, bis Ducati die Fahrwerksprobleme der GP12 endlich in Angriff genommen hat. Beim Misano-GP, wo Rossi vom sechsten Startplatz aus im Trockenen grossartiger Zweiter wurde, gestand Preziosi erstmals seine Versäumnisse ein. «Manchmal erinnern sich die Vorgesetzten nur an die Siege und Erfolge. Ich bin da ein bisschen anders», stellte der Techniker fest, der nach einem Motorradunfall im Rollstuhl sitzt. «Ich stehe auch in schlechten Zeiten, wenn wir hinterher fahren, zu meiner Verantwortung.»

Die Zeiten, als Ducati mit Casey Stoner in vier Jahren 23 MotoGP-Rennen gewonnen hat, gehören längst der Vergangenheit an. Stoner wechselte 2011 zu Repsol-Honda, sein Nachfolger Rossi gewann in 36 Rennen kein einziges Mal. Crew-Chief Burgess pochte früh auf den Bau eines Alu-Fahrwerks, das Karbon-Monocoque von 2011 erwies sich als untauglich. Dabei hatte Stoner im Herbst 2010 mit diesem Karbon-Chassis noch drei WM-Rennen gewonnen – Aragón, Motegi und Phillip Island. Stoner schloss die WM 2010 als Vierter mit 225 Punkten ab. Rossi kam 2011 u¨ber Rang 9 mit 139 Punkten nicht hinaus.

«Ducati ist selber verantwortlich»
Trotzdem weigert sich Preziosi, schlecht u¨ber Rossi zu reden. «Die Verantwortung liegt in jeder Beziehung in unserem Bereich», räumte der Ducati-Konstrukteur ein. «Wir haben den Fahrer ausgewählt, das Team zusammengestellt, wir haben das Team gemanagt und bauten das Motorrad», sagte Preziosi. «Ducati als Unternehmen hat alle Fäden in der Hand. Wir waren fu¨r Siege und Niederlagen verantwortlich. Ich bin fu¨r die Ergebnisse der letzten zwei Jahre verantwortlich», streut Preziosi Asche auf sein Haupt. «Es spielt jetzt keine Rolle mehr, ob das Problem beim Fahrer, beim Team, bei der Crew, beim Management oder beim Motorrad liegt. Wir haben alles ausgewählt und beschlossen.»

Insider meinen, Preziosi sei mit dieser Erkenntnis ein Jahr zu spät dran. Preziosi hatte sich schon im September in Misano ausmalen können, dass sein Arbeitsplatz nach der Übernahme von Ducati durch Audi gehörig wackelte. «Da müsst ihr meine Firma fragen», antwortete der Italiener damals kurz angebunden auf die Frage, ob er auch 2013 für die Motorräder von Andrea Dovizioso und Nicky Hayden zuständig sein wird.

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