KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Bradley Smith steht intern unter Beobachtung

Von Michal Fialkowski
Bradley Smith beim ersten MotoGP-Test in Valencia

Bradley Smith beim ersten MotoGP-Test in Valencia

Tech3-Teambesitzer Hervé Poncharal erwartet von MotoGP-Rookie Bradley Smith mehr als zuletzt und warnt ihn mit einem Beispiel aus der Vergangenheit.

Der Aufstieg von Bradley Smith in die MotoGP-WM war nicht frei von Kritik. Der Brite gewann in seinen zwei Jahren in der Moto2-WM kein Rennen und holte nur drei Podestplätze. Aber Smith besass einen kugelsicheren Vertrag mit dem französischen Tech3-Team, in dem der Aufstieg 2013 schon früh festgeschrieben wurde. Dass der neue Teamkollege von Cal Crutchlow bei Monster Yamaha Tech3 im letzten Jahr nur WM-Neunter wurde, änderte nichts am Transfer. 2009 hatte Smith noch die Vize-Weltmeisterschaft in der 125-ccm-WM errungen.

Tech3-Teamchef Hervé Poncharal versucht, die Situation des 22-Jährigen zu erklären. «Die Chemie muss stimmen, aber diese war nicht vorhanden», analysiert der Franzose die missratene Saison 2012 von Smith auf der Tech3 Mistral 600. «Es war kein Desaster, aber es war enttäuschend. Ich habe mehr erwartet, vielleicht hat auch Bradley mehr erwartet. Aber dieses Projekt ist sehr speziell für Guy (Anm.: Guy Coulon, Tech3-Technikchef), für mich und das ganze Moto2-Team. Man muss ein Teil des Ganzen sein, man muss das Gefühl haben, ein Teil des Projekts zu sein, ein Teil der Familie. Aber das hat nie wirklich geklappt bei Bradley.»

Márquez und Iannone nur bedingt ein Vergleichswert

Smith bekam wie Crutchlow beim MotoGP-Einstieg einen Zweijahres-Vertrag. Poncharal: «Ich bin enttäuscht und es tut mir leid, dass es 2012 nicht funktioniert hat. Aber das letzte Jahr ist vorüber, lass uns 2013 beginnen. Ich hoffe, dass die Dinge nun besser laufen», lautet das Motto des Tech3-Bosses.

Poncharal erläutert, wie er sich das erste Jahr in der Königsklasse seines Schützlings vorstellt. «Ich erwarte nichts, denn das wird ein Lernjahr für Bradley. Es sind auch andere Rookies dabei, also werden wir sehen, wie er sich schlägt. Ich denke nicht, dass wir uns mit Márquez vergleichen können, das ist etwas anderes (Anm.: Moto2-Weltmeister Marc Márquez fährt im Werksteam Repsol Honda). Aber Iannone ist auch dabei (Anm.: Andrea Iannone wurde Moto2-WM-Dritter fährt bei Pramac-Ducati). Es wird nicht einfach, nicht der Letzte der Prototypen-Fahrer zu sein, also habe ich keine Erwartungen», ahnt der Tech3-Besitzer.

James Toseland als Negativ-Beispiel

«Ich möchte, dass er mit den anderen Prototypen mithalten kann, ich will, dass er Rennen ohne Sturz beendet. Das hat er in der Moto2 zu wenig oft geschafft. Ich will, dass er auf dem Bike sitzen bleibt und lernt. Das bläuen wir ihm ein, und das sagen ihm auch die Japaner von Yamaha», verrät Poncharal. Der Franzose weiss aus Erfahrung, wie wichtig ein sturz-armes Rookie-Jahr für ein erfolgreiches zweites Jahr ist. «Mit Stürzen im ersten Jahr kann man leicht das Selbstvertrauen verlieren. Ich erinnere mich an James Toseland, er nicht alles begriffen. Wenn du aber angreifst, bevor du alles verstehst, bedeutet dies dein Ende.» Der mittlerweile zurückgetretene James Toseland hatte nach zwei Superbike-WM-Titeln zu Tech3 gewechselt, aber er verbrachte 2008 und 2009 zwei erfolglose Jahre in der MotoGP.

Poncharal: «Zuerst muss Bradley alles verstehen. Er muss mehr mit dem Team zusammenarbeiten, mehr als letztes Jahr. Er muss mehr auf die Ratschläge hören und einfach nur der Fahrer sein. Er sollte nicht zu sehr denken, dass er ein Ingenieur ist – und einfach die Rennen zu Ende fahren.»

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