Im MotoGP-Sprint in Jerez krachte es ständig

Stefan Bradl: «Vielleicht ist Márquez besser»

Von Günther Wiesinger
Viel Lob: Marc Márquez

Viel Lob: Marc Márquez

Marc Márquez sei zum Rennfahrer geboren, räumt Stefan Bradl ein. Er traut ihm sogar zu, 2013 zum den Titel zu fighten.

Auch LCR-Honda-Teambesitzer Lucio Cecchinello zeigt Respekt vor den starken Darbietungen von Moto2-Weltmeister Marc Márquez. Der Repsol-Honda-Pilot war beim zweiten Sepang-Test nur 0,1 Sekunden langsamer als Landsmann Dani Pedrosa, der seine achte MotoGP-Saison bestreitet.

 

«Er war in Sepang ein bisschen schneller als erwartet, er war nur ein Zehntel hinter Pedrosa. Ich habe vermutet, er wird ungefähr so schnell sein wie wir, aber nicht sechs Zehntel schneller», schnalzte Cecchinello mit der Zunge. «Alle sind verblüfft, wie rasch er sich zurechtgefunden hat. Er stürzt viel, in Sepang wieder dreimal. Ich denke, über die Renndistanz wird er bei manchen Rennen, wenn er die die stark slidenden Reifen kontrollieren muss, Probleme kriegen. Aber vielleicht nicht so stark wie Stefan. Wenn man auf der Piste zuschaut und seinen Fahrstil studiert, muss man sagen: Er richtet das Bike nach den Kurven sehr rasch auf. Er beansprucht also in Schräglage den Reifen weniger als Stefan. Klar, über die Renndistanz wird Márquez sicher Schwierigkeiten kriegen, mehr als im Training. Aber sie werden überschaubar sein, vermute ich.»

Stefan Bradl kennt die fahrerischen Vorzüge von Márquez aus der Moto2-Saison 2011 zur Genüge. Der Ausnahmekönner hatte damals von Katar bis Motegi 84 Punkte Rückstand auf Bradl wettgemacht und in Japan die WM-Führung übernommen. Doch nach drei Trainingsstürzen in Australien und Malaysia musste er die Saison beim vorletzten Rennen wegen Sehstörungen (Nachwirkungen von zwei Gehirnerschütterungen) abbrechen. Bradl wurde Weltmeister.

«Márquez’ Fahrstil ist sehr effizient»

«Ja, ich glaube Márquez hat das Motorrad in Sepang einmal im Nassen und zweimal im Trockenen weggeschmissen», hält Bradl fest. «Der steht auf, schüttelt sich, und ist dann in der nächsten fliegenden Runde genau so schnell oder sogar schneller. Seinen Fahrstil kann ich nicht beurteilen, ich weiss nicht, ob er weniger Schräglage fährt als ich. Dazu traue ich mich jetzt nichts sagen. Aber sein Fahrstil ist generell sehr effizient. Deshalb glaube ich, dass er sich etwas leichter tut. Er kann ohne grosse Anstrengung einen gewissen Speed gehen. Allgemein, vom Talent und vom Grundspeed her, der unheimlich hoch ist. Sein Fahrstil ist sehr fein und effizient, ohne dass der Puls hochgeht. Sein Fahrstil strengt ihn körperlich weniger an als der, den ich habe.»

Aber Marc Márquez bekommt es in der MotoGP mit anderen Kalibern zu tun, als in der Moto3 und Moto2, wo er jeweils einsame Durchmärsche vorexerziert hat. Bradl: «Márquez ist der geborene Rennfahrer. In den kleinen Klassen hat er oft mit den Gegnern gespielt.»

Ist Márquez für Bradl eine Nummer zu gross, wie manche Kritiker befürchten? «Marc bekommt jetzt viel Aufmerksamkeit, weil er in der Moto2 mein Gegner war. Jetzt beobachten alle genau, wie er sich in der MotoGP macht, weil alle gesagt haben: In der MotoGP klasse wird er sich wundern. Ja, mei, mein Gefühl hat mir schon vorher gesagt, dass er ein besonderes Kaliber ist. Was er 2011 gezeigt hat, war beachtlich. Vielleicht ist er ein besserer Rennfahrer als ich ...»

Bradl kann sich vorstellen, dass Marc Márquez auch andere Stars im Laufe der Saison alt aussehen lässt. «Vielleicht müssen sich auch teilweise Lorenzo und Pedrosa warm anziehen, wenn der noch ein halbes Jahr so weitermacht.»

Valentino Rossi meinte schon beim ersten Sepang-Test, die Zeiten von Márquez seien beängstigend. «Denn er hat von uns allen die wenigste Erfahrung. Das heisst, er wird sich noch enorm steigern», sagte der Yamaha-Heimkehrer über den Rookie.

«Ja, richtig», sinniert Bradl. «Lass’ den Márquez noch einen kleinen Höhenflug kriegen und konstant werden. Wir wissen ja, dass er in den Rennen im Zweikampf kein Nasenbohrer ist. So kann es gut sein, dass er 2013 um den WM-Titel mitfährt.»

«Márquez ist kein Standard-Neuling»

Kommt Stefan Bradl durch die Auftritte von Márquez zusätzlich unter Druck? HRC-Vizepräsident Nakamoto meinte kürzlich, er erwarte vom Deutschen, dass er schneller ist als der Neuling. Bradl: «Ich brauche da den Nakamoto nicht dazu. Das sehe ich selber. Anderseits wird es Bautista wahrscheinlich ähnlich gehen. Und bei Yamaha werden sie mit Crutchlow reden müssen. Vielleicht werden sie auch zu Valentino Rossi gehen und sagen: ‹Hey, da kommt ein Neuer, der ist schneller als du.› Ich habe mir bisher keine konkreten Gedanken gemacht, wie ich Márquez besiegen kann. Ich habe nur Pläne gemacht, wie ich in diesem Jahr so schnell wie möglich sein und das bestmögliche Ergebnis einfahren kann.»

«Okay, Márquez ist jetzt ein Neuling. Aber man kann ihn nicht als Standard-Neuling bezeichnen. Er hat viel getestet, er ist im Werksteam, er hat Stoners langjährigen Crew-Chief Gabbarini in der Box», zählt Bradl auf. «Seine Voraussetzungen sind perfekt und optimal. Ausserdem ist er ein besonderer Rennfahrer. Und über das Material darf ich mich sowieso nicht beschweren. Ich werde von Honda erstklassig unterstützt. Aber im Repsol-Werksteam ist alles noch ein bisschen besser, denke ich.»

Bradl weiter: «Wenn Nakamoto heute zu mir kommt und fragt: ‹Bradl-San, warum bist du so weit hinter Márquez?› Dann kann er vielleicht nach zwei Rennen auch zu Pedrosa hingehen und sagen: ‹Du bist jetzt das achte Jahr bei uns, du hast das Motorrad mitentwickelt und kennst es in- und auswendig. Wieso ist Márquez nur ein Zehntel hinter dir? Du musst doch normal acht Zehntel schneller sein als er!›»

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