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Motegi-GP: Fukushima-Unglück bereits vergessen?

Von Sharleena Wirsing
2011 wurde der Japan-GP nach der Atomkatastrophe in Fukushima verschoben, doch die Bedenken blieben groß. Drei Jahre später spricht niemand mehr von den möglichen Langzeitfolgen.

Nach dem schweren Erdbeben und dem Tsunami vom 11. März 2011 kam es in drei Reaktoren des Atomkraftwerks Fukushima Daiichi zur Kernschmelze. Große Mengen radioaktiver Stoffe wurden dabei freigesetzt und große Gebiete mussten evakuiert werden.

Dass die japanische Regierung und die zuständigen Behörden der Bevölkerung nie reinen Wein über die Strahlenbelastung durch das Reaktorunglück in Fukushima eingeschenkt haben, ist längst eine traurige Tatsache.

So durfte man es 2011 keinem Rennfahrer, Mechaniker, Reifentechniker oder Journalisten verübeln, wenn er wenig Lust auf die Reise zum Japan-GP am 2. Oktober hatte. Den Twin Ring Motegi trennen nur 100 Kilometer Luftlinie von Fukushima. Viele Teams haben ihre Hotels in Mito, das ebenfalls nur 100 Kilometer von Fukushima entfernt ist.

Motegi: Nur 100 km Luftlinie von Fukushima

Der Twin Ring Motegi wurde 1997 eröffnet und liegt im Osten der Provinz Tochigi inmitten der stark bewaldeten Hakko-Bergkette, rund zwei Autostunden von Tokyo entfernt. Er befindet sich genau in der Mitte zwischen der Hauptstadt und dem Tsunami-Katastrophengebiet Sendai. Eigentümer der Rennstrecke ist der Honda-Konzern.

Trotzdem wurde der Japan-GP von Dorna, IRTA und FIM durchgezogen, nur wenige Fahrer, Mechaniker und Journalisten blieben zuhause. Auch Stars wie Valentino Rossi, Casey Stoner und Jorge Lorenzo sprachen sich gegen den Japan-GP aus, doch der Druck der japanischen Werke und der Dorna war zu groß. Die Dorna vertrat die Ansicht, dass die Atomenergiebehörde Japans die Gefahrenzone um Fukushima auf einen Radius von 35 Kilometer eingrenzte und daher in Motegi keine Gefahr bestehe.

Noch immer keine Kontrolle in Fukushima

Doch mehr als drei Jahre nach dem Atomunglück von Fukushima sickert weiter radioaktiv belastetes Wasser ins Meer. Kraftwerkbetreiber Tepco hat die Situation noch immer nicht unter Kontrolle. Eine erhöhte Strahlung ist weiterhin vorhanden, denn die Halbwertszeit für Caesium 137 beträgt beispielsweise 30 Jahre.

Nach nur drei Jahren scheinen die Bedenken wegen gesundheitlicher Spätfolgen jedoch vergessen zu sein. Kein Hahn kräht vor dem Japan-GP 2014 noch nach der erhöhten Strahlenbelastung. Die Frage, ob Marc Márquez in Motegi Weltmeister wird oder Jack Miller die Moto3-WM-Führung zurückerobert, scheinen viel wichtiger.

Von Seiten der Dorna wird die Sicherheit der Fahrer immer an oberster Stelle angepriesen, doch im Fall der atomaren Strahlung in Japan wurden und werden die Gefahren heruntergespielt. Auch von Seiten der Fahrer hört man keine Bedenken mehr, obwohl sich an der Situation in Japan nicht viel geändert hat.

Bereits 2013 testete Casey Stoner, der 2011 gegen die Austragung des Japan-GPs war, wieder ohne Murren die Production-Honda in Motegi. Diesmal war sogar seine Tochter Alessandra dabei. Verdrängung wird in der Psychologie als grundlegender Abwehrmechanismus bewertet. Die Atomkatastrophe in Japan wurde vom MotoGP-Tross scheinbar nur allzu gern vergessen.

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