MotoGP: Suzuki & Aprilia 2016 mit «concession points»

Von Günther Wiesinger
2016 erhalten nur Aprilia und Suzuki Zugeständnisse

2016 erhalten nur Aprilia und Suzuki Zugeständnisse

Waren die dauerhaften Privilegien für Ducati ein Fehler? Wurden dadurch die Kräfteverhältnisse für 2015 verzerrt? Jetzt gibt es Konzessionspunkte, sie sind in erster Linie auf Suzuki gemünzt.

Im Frühjahr 2015 hat die Grand Prix Commission und das Hersteller-Bündnis MSMA für die Saison 2015 und 2016 «Concession Points» eingeführt.

Diese Konzessions-Punkte (oder Zugeständnis-Punkte) werden allen Herstellern zugestanden, die in den Jahren 2013, 2014 und 2015 kein MotoGP-Rennen im Trockenen gewonnen haben.

Erster Platz: 3 Konzessions-Punkte
Zweiter Platz: 2 Konzessions-Punkte
Dritter Platz 1 Konzessions-Punkt

Diese Konzessionspunkte sollten ursprünglich ab 2016 gelten, aber dann wurde Ducati das Zugeständnis abgerungen, indem sie bereits in der Saison 2015 (als teilweise rückwirkend) wirksam wurden. Auf Basis dieses Beschlusses büsste dann Ducati alle Open-Class-Vorteile für 2016 ein.

Das machte durchaus Sinn: Denn Andrea Dovizioso beendete die ersten drei WM-Rennen 2015 auf Platz 2, er war dann WM-Zweiter und sah wie ein ernsthafter Titelanwärter aus. Ducati brauchte also die «Entwicklungshilfe» durch Dorna, IRTA und MSMA nicht mehr, man war nach Jahren der Erfolgslosigkeit weder konkurrenzfähig.
Immerhin holte Ducati 2015 neun Podestplätze und zwei Pole-Positions.

Heute gelten einige der bisherigen Open-Class-Privilegien nur noch für die Neueinsteiger Suzuki und Aprilia, die als Werksteams unter der Bezeichnung «concessions teams» fahren, was ihnen die Möglichkeit gibt, ihren technischen Rückstand rascher aufzuholen. 2017 werden diese Privilegien auch für KTM wirksam werden.

Jeder Hersteller, der es in der Saison 2016 auf sechs Konzessions-Punkte bei MotoGP-Rennen im Nassen oder Trockenen bringt, wird alle Zugeständnisse für die folgende Saison verlieren. Dieses Reglement wurde auch in Gang gesetzt, als Suzuki 2015 die ersten Front-Row-Startplätze erkämpfte. Niemand wollte riskieren, dass Suzuki genau so lang von den technischen Privilegien profitiert wie Ducati 2014 und 2015.

Die Grand Prix Commission halt also aus der Ducati-Affäre gelernt. Denn die Auflagen für den Verlust der Open-Privilegien waren bei Ducati zu gering, die Podestplätze zählten zum Beispiel nur im Trockenen, deshalb dauerten sie auch 2015 noch an, was allgemein als nicht sehr sinnvoll erachtet wurde.

Jetzt will die MSMA verhindern, dass beispielweise Suzuki als Neueinsteiger auch 2018 noch neun statt sieben Motoren erhält, falls sie 2016 schon Siege und Podestplätze in Serie erobern.
Hersteller, die 2016 keine sechs «concession points» erwirtschaften (also keine Podestplätze erreichen), werden auch 2017 alle Privilegien beibehalten. Wie gesagt: Wir reden hier nur über Suzuki und Aprilia.

Zur Erinnerung: Manche der bisherigen Open-Class-Vorteile (also die weicheren Hinterreifen, mehr Treibstoff) sind per Saisonende 2015 verschwunden, weil 2016 die Einheits-ECU kommt. Diese Privilegien waren urspünglich nur für die Open-Teams vorgesehen gewesen, die mit der Einheits-ECU fahren mussten und dadurch Einbussen in Kauf nahmen. Aber dann sicherte sich auch Ducati für 2014 die Open-Vorteile unter dem Vorwand, sonst auf den Factory-Status zu verzichten und mit dem Werksteam unter dem Open-Reglement Zuflucht zu nehmen.

Aprilia und Suzuki können also auch 2017 mit neun statt sieben Motoren pro Fahrer und Saison fahren, falls sie den Top-3 in der Saison 2016 fernbleiben oder zumindest maximal fünf «concession points» kassieren. Honda, Yamaha und Ducati dürfen 2016 nur sieben Motoren verheizen, 2015 hatten die Factory-Fahrer von Honda und Yamaha nur fünf.

Ducati-Renndirektor Gigi Dall'Igna gab nach dem starken Saisonstart 2015 den Widerstand auf. Er willigte ein, 2016 mit identischen technischen Voraussetzungen zu fahren wie Honda und Yamaha.

«Wir haben diese Regeln akzeptiert, wie wir es immer getan haben. Ich verstehe, weshalb uns die anderen Hersteller vorgeschlagen haben, über diese Vorschriften noch einmal nachzudenken, es ging um den Geist des Reglements. Wir bekamen zwei Jahre lang Vorteile, weil wir nicht konkurrenzfähig waren. Inzwischen sind wir recht konkurrenzfähig, das ist wahr, das kann ich nicht verleugnen. Natürlich. Ich verstehe diese Philosophie», räumte Gigi Dall'Igna ein. «Ich wünsche mir aber, dass diese Philosophie in allen Bereichen angewandt wird. Es kommt nicht darauf an, ob ein Reglement besser für Honda, Ducati oder Yamaha ist. Mir geht es um die generelle Philosophie, an die sich alle halten müssen. So ist die Abmachung. Wenn wir an diesen Punkt kommen, bin ich glücklich. Ducati ist eine faire Firma.»

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