Hervé Poncharal: «Die neue M1 ist komplett anders»

Das Yamaha-Satelliten-Team Tech 3 tritt wie 2008 mit den je zweifachen Superbike-Weltmeistern Colin Edwards (USA) und James Toseland (GB) an. Bereits bei den ersten MotoGP-Tests Mitte Februar in Sepang/Malaysia werden die beiden mit der neuen M1 antreten, wie Teamchef Hervé Poncharal gegenüber «motogp.com» mitteilte.

Was sind die Ziele für die ersten Testfahrten mit dem neuen Modell?
Wir sind eine Woche in Japan gewesen, wo das Team auf die neue Maschine eingeschult worden ist. Zusammen mit dem Fiat-Werksteam (von Valentino Rossi und Jorge Lorenzo) lernten wir jedes Detail kennen und waren sehr beeindruckt. Äusserlich sind wenig Unterschiede zum Vorjahresmodell zu erkennen. Aber es gibt im Prinzip kein Teil, welches von der alten auf die neue M1 passt. Obwohl wir keine Fahrgelegenheiten hatten, sind wir überzeugt, dass Yamaha den richtigen Weg eingeschlagen hat und wir unsere Resultate von 2008 noch verbessern können. Wir haben die vier Maschinen für unser Team in Japan zusammengebaut, sie werden jetzt nach Malaysia verschifft, wo wir vom 5. bis 7. Februar testen.

Was sind die Ziele von Yamaha Tech 3 in der Saison 2009?
2008 war ein erfolgreiches Jahr. Wir wurden Vierte der Team-WM und waren das beste unabhängige Team in der Rangliste. Zwei offizielle Werkteams liegen hinter uns, darauf sind wir stolz. 2009 haben wir ähnliche Ziele im Visier. Es wird sicher nicht einfach werden, denn alle Teams arbeiten hart. Wir erwarten harte Gegenwehr der andern unabhängigen Teams.
Wir möchten einen unserer beiden Fahrer in der Endwertung in die Top Five bringen. Colin hat das im Vorjahr beinahe geschafft. Mit der neuen Reifenregel und den besseren Streckenkenntnissen hat auch James bessere Chancen, ähnliches zu erreichen. 2008 schafften wir sogar eine Pole Position, und das ist in dieser Klasse etwas sehr Schwieriges. Warum sollten wir 2009 nicht Gleiches oder gar mehr erreichen? Ohne Quailifier sind unsere Chancen vielleicht sogar noch grösser. Wir sind überzeugt, dass Colin es auch dieses Jahr wieder aufs Treppchen schafft und dass vielleicht sogar James sein erstes Podium holt.
Natürlich müssen wir zuerst wissen, wie stark die Konkurrenz sein wird. Zum jetzigen Zeitpunkt sind Prognosen eine unsichere Angelegenheit.

Wie sieht die langfristige Zukunft von Colin und James aus?
Im MotoGP hat nichts für ewig Bestand. Beide Fahrer haben Einjahresverträge. Colin wollte eigentlich schon Ende 2008 aufhören. Angesichts der guten Resultate macht er nun noch ein Jahr weiter. Wer weiss, wenn er 2009 noch besser wird, hängt er 2010 noch ein Jahr an. So etwas erhoffe ich mir sogar. Bei James liegen die Dinge anders. MotoGP ist für ihn noch relativ neu, er muss noch viel lernen. Wir erwarten von ihm eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr. Aber etwas ist natürlich klar: Beide Fahrer liegen unter starkem Druck., wie alle, die im MotoGP-Sport beschäftigt sind. Eine ganze Menge junger und starker Fahrer drängt nach oben und wollen sich einen Platz im MotoGP erkämpfen.

Können Fahrer aus Satellitenteams 2009 Rennen gewinnen?
Alle wollen Rennen mit mehr Action und Positionskämpfen sehen, das ist klar. Die Einheitsreifen werden mit Sicherheit für eine bessere Show sorgen. Im November, als alle erstmals mit denselben Bridgestone-Reifen fuhren, waren die Reaktionen durchwegs positiv. Und zwar von allen Fahrer, Teamchefs und Technikern, mit denen ich gesprochen habe. Sogar die Leute, die anfangs den Wechsel hart kritisiert hatten, haben offenbar ihre Meinung geändert.
Also: Warum soll ein Fahrer eines unabhängigen Teams nicht gewinnen können? Colin und James haben diesen Traum auch, und völlig unrealistisch sind diese Träume sicher nicht. Trotz vielen Werksteams hat es so etwas in der Vergangenheit bereits gegeben und wird es auch in Zukunft geben. Hoffen wir, dass es bereits 2009 so weit sein wird und dass der Sieger Colin Edwards oder James Toseland heissen wird!