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Rallye-Nostalgie Richtung Monte Carlo

Von Toni Hoffmann
Die Teilnehmer in Kinzigtal

Die Teilnehmer in Kinzigtal

Nach nur einem Tag hatte mancher der 68 Teilnehmer der 19. AvD-Histo-Monte zu wenig Strom, zu wenig Benzin oder zu wenig Grip. Nur über eines konnte am Donnerstagabend niemand klagen: Dass es zu wenig zu erzählen gab.

Am Anfang kam fast ein bisschen Langeweile auf. Der Veranstalter und die Wetterfrösche hatten Schnee und Chaos versprochen, doch an der Rhein-Promenade in Mainz schien beim Start zur 19. AvD-Histo-Monte die Morgensonne, als wären all die Versprechungen von grimmigem Winter nur Ammenmärchen. Im Wald von Waldleiningen, bis heute die legendärste Asphaltprüfung Deutschlands, zeigte sich nur wenig Puderzucker auf den Bäumen. Doch als der Tross das Rheintal verließ und sich langsam in den Schwarzwald schraubte, säumte mehr und mehr Weiß den Straßenrand. Zehn Kilometer nach der Mittagsrast bei Gernsbach lag auch Schnee auf der Piste nach Forbach. Selbst auf Teilen der Schwarzwald-Hochstraße war der Asphalt nicht mehr zu sehen. Im Raum Freudenstadt waren fast ebenso viele Schneepflüge und Streuwagen unterwegs wie Rallyeautos.

Die Tannen ließen schwer beladen die Äste hängen. Auf Prüfung sechs konnten sich selbst ausgewachsene Stämme unter dem Gewicht des Schnees nicht mehr auf den Wurzeln halten. Dutzende waren umgestürzt und blockierten die sechste von acht Prüfungen. 174Das räumt so schnell keiner weg», berichtete der Scout des Vorwagens. Der muss es wissen, denn Dieter Göbel ist nicht nur ein ausgefuchster Rallye-Beifahrer, sondern gelernter Förster. Folglich musste die sechste Prüfung ebenso gestrichen werden wie die vierte im Pfälzer Wald.

Frust kam aber kaum auf, denn zum Trost gab es im Zentrum von Haslach im Kinzigtal einen großen Empfang. Die stellvertretende Bürgermeisterin begrüßte die AvD-Histo-Monte vor dem historischen Rathaus. Freundliche Damen in Trachten servierten den Teilnehmern Schnittchen mit Schwarzwälder Schinken. Mehrere hundert Einwohner standen trotz schneidiger Kälte Spalier. Den warmen Empfang bezeugte nicht nur Fackelschein an der Zeitkontrolle vor dem alten Redaktionshaus des Schwarzwälder Boten, sondern auch der Umstand, dass die schöne Altstadt exklusiv für die Rallyeautos gesperrt wurde.

Tapfere Funktionäre

Sonderapplaus gab es im Ziel für die Posten des AvD, die am Start der Schauinsland-Prüfung tapfer in steifem Wind mit Schneeverwehungen standen. «Denen müsst ihr heute doppelt einen ausgeben», forderte Porsche-Fahrer Jan Hennen. Reichlich beschenkt fanden sich am Ende die Aktiven am Fuß der legendären Bergstrecke. «Ein Traum“ befand Mercedes-Fahrer Thomas Haffa. „Da runter quer, das war der Hammer», schwärmte Tim Westermann im Seat 127.

«Bei uns ging das Fernlicht nicht», beklagte Inka Lerch, Beifahrerin im Porsche 924 von Andreas Radewagen. «Aber das war in dem Fall nicht so schlimm, du hast in dem Schneegestöber sowieso nichts gesehen.» Das Fernlicht und ein Hauptschalter mit Aussetzern an der Starnummer 50 war nur eines von diversen Wehwehchen, die manchen Starter piesackten.

Benzinmangel

Am Volvo PV544 von Eberhard Hess und Hanns Werner Wirth fiel der Tripmaster ebenso aus wie an der Lancia Fulvia von Reiner und Julian Seume. Der  Porsche 914-6 von Dominik an der Heiden strandete zwischenzeitlich ohne Benzin. «Wir haben auf 100 Kilometern 100 Liter verbraucht», sagte Beifahrer Neugebauer kopfschüttelnd. Wer strandet, muss das wenigstens an der richtigen Stelle tun. An der Heiden verlor keine Zeit und belegt nach dem ersten Tag sogar den zweiten Rang. Der Escort Mk II von Clive und Samantha Biester blieb ohne Benzin liegen. «Wir kamen über den letzten Berg nicht mehr rüber. Danach wäre es nur noch bergab gegangen», sagte Biesler.

Abwärts ging es auch mit der Laune von Jens Herkommer, bei dem im von der eigenen Firma vorbereiteten Skoda 120L die Lichtmaschine ausfiel. Seinen Service-Leuten wurde auch danach nicht langweilig. Ex-DDR-Rallyemeister Herbert Gartenschläger erlitt einen Reifenschaden. Innerhalb von einer halben Stunde besorgten die Schrauber einen Winterreifen im 13-Zoll-Format und machten nebenbei mit einer Benzinspende den trockenen Escort wieder flott. Andreas Leue sorgte zwischendurch mit falschem Alarm für Gelächter: «Bei uns ist der Allrad ausgefallen – und der Turbo auch», rapportierte der Pressechef von Skoda Deutschland. Dem wäre hinzuzufügen, dass sein Octavia 1200 TS im Baujahr 1961 auch gegen Aufpreis weder das eine, noch das andere zu bieten hatte.

Lina van de Mars beklagte zwischendurch am Skoda 110R eine mäßig arbeitende Heizung. Die TV-Schrauberin erwärmte sich dafür an der abschließenden Schauinsland-Prüfung, auf der so viel Schnee lag, dass der vorgesehene Schnitt von 50 auf 45 km/h gesenkt werden musste. Viele Teilnehmer mussten auch bei diesem Tempo noch kämpfen, nur die Allrad-Fraktion kam völlig entspannt ins Ziel. «Ich hätte auch einen 80er-Schnitt geschafft», sagte Willi Mayer grinsend.

Gegen null ging das Tempo nach der Mittagspause auf dem hübsch eingeschneiten Schloss Eberstein bei Gernsbach beim Porsche 356 von Dr. Ernst Schröder. Die Kupplung versagte den Kraftschluss direkt vor der Zeitkontrolle. Einen Kupplungszug hatte sich  Schröder schnell besorgt, doch auf der Hebebühne der Freiburger Skoda-Vertretung lag die Diagnose doch ernster. Die Mitnehmerscheibe war gebrochen. Flugs wurde Porsche-Spezialist Wolfgang Reile im Remstal angerufen. An einer finsteren Autobahnbrücke bei Ettlingen wurde auf halber Strecke ein Treffpunkt zur Übergabe der nötigen Teile vereinbart. Schröder belegt zwar wegen drei verpassten Prüfungen den 68. und letzten Rang, hofft aber am Samstag die Etappe nach Aix-les-Bains wieder unter die Räder nehmen zu können.

Wer sich im Ziel des ersten Tages schon als Held fühlen wollte, wurde von Rallye-Chef Peter Göbel beim abendlichen Briefing aus dem selbstgefälligen Traum gerissen. Der 24 Stunden zuvor aufgebrochene Vorauswagen meldet ab der Schweizer Grenze Schnee, Schnee und Schnee, und das sowohl auf Prüfungen als auch Verbindungsetappen. Weil schon das Vorausfahrzeug eineinhalb Stunden länger brauchte als geplant, kürzt die zweite Etappe am Morgen auf dem Weg zur französischen Grenze ein Stück ab und beginnt eine halbe Stunde früher als geplant um 7:30 Uhr. Besonders ausgeschlafen sollten am Samstagmorgen Thomas Richter und Josef Dumpe sein. Sie haben im 91er Audi S2 am meisten zu verlieren, denn sie führen die Rallye an.  

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