Reiner Scheidhauer: 1990 auf dem Sachsenring-Podest

Von Thorsten Horn
Reiner Scheidhauer

Reiner Scheidhauer

Reiner Scheidhauer gehört zu jenen Teilnehmern an der ADAC Sachsenring Classic 2022, die schon auf dem alten Kurs gefahren sind. Schnapp ab, denn 1990 wurden hier die letzten Rennen gestartet.

1978 gewann Reiner Scheidhauer auf Kreidler die Deutsche Motorradmeisterschaft in der Klasse bis 50 ccm. Zwischen zwei weiteren Vizemeisterschaften 1979 und 1986 (80 ccm) sowie seinem zweiten nationalen Titel 1988 bei den 80ern feierte er 1983 mit Platz 4 beim GP von Italien in Monza seinen größten internationalen (Einzel-)Erfolg. In jenem Jahr sowie im Jahr zuvor wurde der Saarländer jeweils WM-Zehnter in der kleinsten Hubraumklasse. Ein sehr einprägsames Rennen fuhr der heute 67-Jährige 1990 auf dem 8,618 Kilometer langen alten Sachsenring.

Es war dank der Wende das erste Rennen seit 1972 mit West-Beteiligung, denn diese hatte die DDR-Führung mit Wirkung von 1973 untersagt. «Mein Sponsor Gerhard Schuh (Motorradzubehör-Händler, Anm. d. Red.) wollte damals im Osten expandieren und war der Meinung, dass ich und andere von ihm unterstützten Fahrer an dem ersten Rennen nach der Öffnung hier teilnehmen sollten», erklärt Reiner Scheidhauer gegenüber SPEEDWEEK.com beim Ortstermin 2022. Und weiter: „«Mein Vater Willy ist ja in den 1950er- und Anfang der 1960er-Jahre hier gefahren und hat gleich gemeint, da solle ich hinfahren, da wären sehr viele und ganz tolle Fans. Er hat sehr geschwärmt. So wurde ich neugierig, und da die Grenze offen war, wollte ich mir die Sache mal anschauen. Mir ging es auch ein bisschen um das ganze Drumherum.»

Scheidhauers erster Kontakt mit dem Straßenkurs mit Stadtdurchfahrt durch Hohenstein-Ernstthal sowie ebenso beängstigenden Waldpassagen war dann ein Aha-Erlebnis. «Ich bin zunächst mit meinem Wohnmobil eine Runde um die Strecke gefahren und habe gedacht ‚uijuju‘. Ich habe nachher im Fahrerlager jemanden gefragt, ob er ein Auto hat und wurde fündig. Von ihm ließ ich mich zum besseren Kennenlernen zwei Runden um die Strecke fahren. Das war meine erste Begegnung mit einem Trabant. Das war für mich natürlich ein Erlebnis. Als er den Berg runter das Gas weggenommen hat und der Freilauf drin war, war das die nächste Überraschung für mich. So etwas kannte ich nicht. Ich meine, ich bin Kfz-Meister und Autohaus-Besitzer, aber so etwas kannte ich einfach nicht», schildert Reiner Scheidhauer seine ersten Erlebnisse mit dem Sachsenring.

Nach zwei Runden im Trabi wusste der 50-ccm-Spezialist  einigermaßen, wo es lang geht. In zwei Klassen trat er damals an. Das erste Rennen des letzten Wochenendes gewann am Samstagnachmittag der Westdeutsche Uwe Heider vor seinem Landsmann Ralf Hobl (Sohn von August Hobl) und dem Ostdeutschen Jürgen Hofmann. Reiner Scheidhauer wurde mit seiner Honda Sechster.

Ebenfalls noch am Samstag stand das Rennen der 80-ccm-Klasse an, welches Peter Junghans aus dem Nachbarort Bernsdorf gewann und Reiner Scheidhauer mit gut zwölf Sekunden Rückstand auf dem zweiten Rang beendete. Somit stand er, wie sein Vater Willi 1956 als Dritter und 1957 als Zweiter des 125er-Rennens, am Sachsenring auf dem Podest. «Der Peter Junghans hatte damals ebenfalls eine Seel neuester Bauart und natürlich Ortskenntnis, die mir halt fehlte. Vor allem die Stadtdurchfahrt und die hohen Bordsteine waren für mich ausschlaggebend, nicht alles zu riskieren. Aber ich stand vor so vielen Fans auf dem Podest, das war für mich ein tolles Erlebnis. Ich war ja das erste Mal überhaupt in der DDR. Das hat mir hier schon gefallen, vor allem die enthusiastischen Fans.»

Zur neuen Rennstrecke sagt Scheidhauer: «Es sind zwar ein, zwei Rechtskurven zu wenig drin, aber insgesamt gefällt sie mir schon. Es geht hoch und runter und ist sehr anspruchsvoll ist. Es macht echt Spaß, hier zu fahren.»


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