Irre neue Regeln: Gegen was BMW & Co meuterten

Jüngste Änderung für die Superbike-WM: Die Startaufstellung für Rennen 2 am Sonntagnachmittag basiert kommende Saison nicht mehr alleine auf dem Ergebnis der Superpole, sondern auch auf dem Resultat von Lauf 1.

In Kurzform sieht das so aus:

Platz 1, 2, 3 in Lauf 1 -> Startplatz 9, 8, 7 in Lauf 2
Platz 4, 5, 6 in Lauf 1 -> Startplatz 1, 2, 3 in Lauf 2
Platz 7, 8, 9 in Lauf 1 -> Startplatz 4, 5, 6 in Lauf 2

Ab Startplatz 10 wird die Superpole-Liste, um die Top-9 von Rennen 1 bereinigt, als Basis für die Startaufstellung herangezogen. Der Polesetter muss im Fall eines Sturzes im ersten Rennen im zweiten also maximal von Startplatz 10 losfahren.

Fahrer, Teams und Experten sind sich einig: Am Rennergebnis wird sich dadurch kaum etwas ändern. Sicher ist aber auch: Wenn die Top-3 aus Lauf 1 im zweiten Rennen nur aus Startreihe 3 kommen, werden sie einige Runden brauchen, bis sie durchs Feld gepflügt sind. Sehr zur Freude der Fans, die viele gute Überholmanöver sehen werden.

2016 hätten alle Hersteller bis auf Kawasaki und Ducati von diesem Reglement profitiert. Auch BMW, die Bayern wurden mit Jordi Torres WM-Sechster.

SPEEDWEEK.com setzte sich mit dem neuen BMW-Rennchef Marc Bongers zusammen und sprach über die letzten Reglementsänderungen.

Marc, mit den neuen Regeln wären Torres und Markus Reiterberger dieses Jahr diverse Mal aus der ersten und zweiten Reihe gestartet. Ihr profitiert von den neuen Regeln?

Wir hätten drei Pole-Positions gehabt.

Fakt ist, du verlierst von Startplatz 10 in den ersten zwei Runden drei bis fünf Sekunden, weil du weiter hinten und im Getümmel bist. Wenn du den Anschluss verlierst, kommst du nicht mehr auf die Pace.

Die Kawasaki und Ducati waren bei unseren besten Rennen im Schnitt immer noch eine halbe Sekunde schneller pro Runde. Sie kommen auch so auf die Pace.

Klar ist das Risiko, dass du die ersten Kurven vermasselst geringer und vielleicht kommst du 3 bis 5 Sekunden näher an die Spitze ran, wenn du aus der ersten Reihe losfährst. Ich glaube aber nicht, dass es die Positionen beeinflussen wird.

Ich finde das neue System nicht gut, viele Hersteller haben es bemängelt, weil es strategisch wird – das sollte im Rennsport nicht sein. Wenn man im ersten Rennen um den dritten Platz kämpft, dann lässt man sich vielleicht besser auf den vierten zurückfallen, dann stehst du im zweiten Lauf auf Pole. Der Dritte steht auf Startplatz 7.

Glaubst du wirklich, dass ein Rennfahrer einen Podestplatz herschenkt, damit er am nächsten Tag auf Pole steht? Das würde höchstens Sinn machen, wenn außergewöhnlich schnelle Leute wie Davies und Rea um Platz 3 kämpfen.

Wenn sie auf Platz 3 und 4 fahren, dann haben sie die Pace. Wenn ein Rea oder Davies Dritter oder Vierter ist, weil er vielleicht Pech hatte, dann lässt er dem anderen das Podium und steht im zweiten Rennen ganz vorne. Das ist Taktik und das ist nicht, was die Zuschauer sehen wollen. Die Rennen sollten so ausgerichtet werden, dass jeder alles gibt, um vorne zu sein.

Der Grundsatz ist in meinen Augen nicht richtig. Man hätte besser gesagt, dass der Startplatz im zweiten Rennen nach den schnellsten Runden im ersten Rennen vergeben wird.

Wenn du dein Qualifying vermasselt hast und auf Startplatz 16 stehst, aber ein gutes erstes Rennen fährst, dann könntest du dein Wochenende noch retten.

Warum wurde die Startaufstellung in den Top-9 nicht einfach umgedreht, sondern Platz 4 bis 6 und Platz 7 bis 9 rücken jeweils eine Reihe vor und die Top-3 fahren von Platz 9, 8 und 7 los?

Ich weiß nicht, wieso sie das so verabschiedet haben. Ich bekomme alle E-Mails von allen Herstellern in der MSMA, ich hatte ihnen mitgeteilt, dass wir mit diesen Regeln nicht einverstanden sind. Dann kam von vielen Herstellern Ähnliches zurück, von Ducati, Yamaha, Aprilia. Ich weiß nicht, wieso es trotzdem so gemacht wird.

Erst hieß es auch, dass die Pole-Position Punkte gibt und es im zweiten Rennen für jeden Punkterang drei Punkte mehr geben soll. So sollte die Gewichtung des zweiten Rennens erhöht werden, das haben sie aber gestrichen.