Carl Fogarty prangert an: «Seit Rossi ist jeder nett»

Von Ivo Schützbach
Die zwei besten Superbike-Piloten: Carl Fogarty (li.) und Troy Bayliss

Die zwei besten Superbike-Piloten: Carl Fogarty (li.) und Troy Bayliss

Als Carl Fogarty in den 1990ern viermal Superbike-Weltmeister wurde, interessierte politische Korrektheit kaum jemand. Der 51-jährige Engländer nimmt auch heute kein Blatt vor den Mund.

In der letzten Dekade des alten Jahrtausends erlebte die Superbike-WM einen Höhenflug. Die Rennen waren gut besucht, die Fahrer echte Typen. Der erfolgreichste von ihnen ist der Engländer Carl Fogarty. Der heute 51-Jährige begeisterte, polarisierte, sorgte für offene Münder. So ist es auch heute noch.

Carl, was hältst du von den aktuellen britischen Fahrern?

Es gibt viele sehr gute, in MotoGP und bei den Superbikes. Den britischen Fans geht es gut. Sie interessieren sich im Moment aber mehr für MotoGP und Road-Racing als für Superbike. Sie folgen mehr der Britischen Meisterschaft als der Weltmeisterschaft. Für mich ist das seltsam.

Vermissen die Fans Carl Fogarty?

Darauf kann ich nicht antworten. Aber – ja!

Ich weiß es nicht. Als ich Rennen fuhr, trafen große Charaktere aufeinander: Kocinski, Edwards, alle hatten eine große Klappe, keiner mochte den anderen, das ist interessant. Wie letztes Jahr mit Márquez und Rossi und Lorenzo, das macht es spannend.

Im Moment ist jeder der beste Freund des anderen, sie gehen zusammen zum Rennradfahren und Bergsteigen.

In meiner Zeit gab es einen Engländer – mich. Und es gab einen großartigen Amerikaner – Edwards. Wir beide hatten eine große Klappe, das begeisterte die Fans. Wir haben uns wie im Boxsport erst einen verbalen Schlagabtausch geliefert, danach haben wir auf der Rennstrecke bekämpft. Das fehlt, heute ist jeder politisch korrekt.

Auch in MotoGP ging es früher anders zu. Es gab Schwantz, Rainey, Doohan, Gardner, das waren ungezogene, garstige Typen, die sich nicht riechen konnten. Heute ist das anders, seit Rossi ist jeder nett.

Im Kawasaki-Werksteam beschuldigten sich Tom Sykes und Jonathan Rea das ganze Jahr, dass der Weg des anderen falsch sei. Tut das der Meisterschaft gut?

Wenn sich die Teamkollegen bekriegen, ist das immer gut. Es braucht Rivalität. Ich mag es, wenn die Teamkollegen nicht beste Freunde sind. Schau dir Rossi und Lorenzo an, sie sind kaum beste Freunde.

Schaust du dir immer noch Rennen an?

Ja, ich verfolge BSB, MotoGP, Superbike-WM und die TT.

Wo siehst du den Level der besten Superbike-Fahrer verglichen mit den MotoGP-Jungs?

Jonathan Rea ist sehr schnell, ihn sehe ich auf dem gleichen Level wie Cal Crutchlow – nur stürzt er nicht so viel.

Es gibt sehr gute Fahrer in der Superbike-WM, die alle MotoGP fahren wollen.

Auch in MotoGP haben wir gute Briten. Scott Redding zeigt eine ordentliche Saison. Bei Bradley Smith lief es nicht so, er hat früh einen Vertrag mit KTM unterschrieben, um dort ein Motorrad zu entwickeln.

Ist es ein Problem für die Superbike-WM, dass die Briten dominieren?

Ja, das gefällt mir nicht. Die Fans wollen den Star aus den USA oder Australien sehen. Und sie wollen, dass der Brite ihn schlägt. So entsteht Rivalität. Die Zuschauer lieben es, wenn sich die Fahrer gegenseitig aufhetzen.

Aber heute ist es ja nicht mehr erlaubt ein Charakterkopf zu sein, wegen der ganzen Medien und Sponsoren. Die schreiben dir vor was du zu sagen hast und du musst immer schön danke sagen.

Wenn ich früher ein Rennen wegen des Hinterreifens verloren habe, dann sagte ich, dass der Michelin-Reifen Mist war. Heute geht das nicht mehr, viel hat sich geändert. Zum Besseren? Da bin ich mir nicht sicher.

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