Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Markus Reiterberger nach KTM-Test: Traum von MotoGP

Von Ivo Schützbach
Als erst vierter deutscher Fahrer bekam Markus Reiterberger die Chance, eine MotoGP-Maschine zu testen. Nach einem halben Tag mit dem KTM-Werksteam im MotorLand Aragón ist der Bayer begeistert.

Markus Reiterberger, IDM-Superbike-Champion 2013, 2015 und 2017, dazu Fünfter auf der Althea-BMW im ersten Superbike-WM-Lauf 2016 in Buriram/Thailand, durfte sich am gestrigen Dienstag als erster Bayer auf die KTM RC16 schwingen. Nach Alex Hofmann, Stefan Bradl und Jonas Folger ist er erst der vierte Deutsche, der ein MotoGP-Bike testen durfte.

«So ein Motorrad ist der Hammer, da ist alles Prototyp», meinte Reiti zu seinen knapp 40 Runden am Dienstagnachmittag im MotorLand Aragón. «Da hat man schon einen Riesenrespekt, wenn man drauf steigt. Im Endeffekt ist es aber, wie Ralf Waldmann immer sagt, nur ein Motorrad. Zwar auf einem höheren Level als die anderen, die Werks-Superbikes sind aber auch auf einem guten Stand. Es ist schön, dass es solche Prototypen gibt, von einem anderen Mond sind sie aber nicht. Sie sind extrem – und supergeil.»

Reiterberger kam in seinen sechs Turns schnell auf ordentliche Rundenzeiten, handgestoppt verlor er eine Sekunde auf KTM-Testfahrer Mika Kallio, Teamquellen sprechen von 1,5 sec Rückstand. In der Abwärts-Passage vom höchsten Punkt der Strecke war der 23-Jährige sogar schneller als der routinierte Finne, Reiti verlor seine Zeit in den langgezogenen, schnellen Kurven.

«Ich habe versucht ein gutes Mittel zu finden, um einigermaßen zu zeigen, was ich kann», erzählte er SPEEDWEEK.com. «Gleichzeitig fuhr ich mit Sicherheit, um ja keinen Blödsinn zu machen. Das kostet ja alles ein Heidengeld. Ich hoffe, dass ich mich dadurch empfohlen habe und noch einmal die Gelegenheit bekomme. MotoGP ist von jedem das Ziel, das ist das Nonplusultra, da will jeder hin. Nach einem halben Tag bin ich zufrieden. Man muss ja das komplette Paket betrachten. Zum ersten Mal auf einem MotoGP-Bike, das alleine ist ja schon der Wahnsinn. Ich werde diesen Tag bestimmt nie vergessen. Für mich war das Drumherum viel entscheidender, mit den Leuten zu reden und Eindrücke zu sammeln, als nur nach der Zeit zu gehen. Für den Anfang war es nicht schlecht, von meiner Seite ist aber noch viel Luft nach oben. Man muss sich aber auch erst mal darauf einstellen, man muss sich wohlfühlen auf dem Bike, um alles geben zu können.»

Die Unterschiede zu seinem normalen Job auf dem BMW-Superbike S1000RR beschrieb er so: «Der MotoGP-Fahrstil ist ganz anders, ich musste erst verstehen, wie ich das Motorrad zu fahren habe. Man muss es deutlich weicher fahren als ein Superbike, bei dem es darauf ankommt, so hart und spät wie möglich zu bremsen, es dann umzulegen und wieder früh ans Gas zu gehen. Wenn man flüssig fährt, kommen auch gute Rundenzeiten. Ich bin aus der Superbike-WM brutale Leistung gewohnt, auch gute Bremsen und richtige Haftung der Reifen. Das ist in MotoGP auch so, aber eben anders. Man fährt die Reifen anders, das muss man lernen. Die Karbonbremsen brauchen Temperatur, die muss man ein bisschen wärmen. Ich habe mir aber nicht schwer getan und konnte mich relativ schnell adaptieren. Wenn man Reifen und Bremsen auf Temperatur bringt, dann funktioniert es.»

Der Metallica-Fan weiter: «Ein MotoGP-Motorrad hat schon Dampf, da geht es richtig vorwärts. Auch die elektronischen Sachen drum herum funktionieren gut. Alles ist ein bisschen anders, wir sind in der Superbike-WM aber auch auf einem hohen Niveau. Man kann schon alles ein bisschen vergleichen.»

Wie es für ihn 2018 weitergeht, weiß Reiterberger noch nicht. «Kommendes Wochenende habe ich bei der IDM in Hockenheim weitere Gespräche mit meinem Team Van Zon Remeha BMW», sagte er.

Teamchef Werner Daemen denkt darüber nach, Reiti nächste Saison Superstock-1000-EM fahren zu lassen, 2019 soll er in die Superbike-WM zurückkehren.

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