Im MotoGP-Sprint in Jerez krachte es ständig

Massentests, Gesundheitszeugnisse: Rettung für SBK?

Von Ivo Schützbach
«Wenn die Grenzen im Schengen-Raum für längere Zeit geschlossen bleiben, dann haben wir ein ernsthaftes Problem», weiß SBK Managing Director Gregorio Lavilla. Der Spanier sieht aber auch Auswege aus der Krise.

Wegen der Coronakatastrophe sind fast alle Grenzen innerhalb der EU geschlossen. Das gab es dank des Schengener Abkommens, das die Reisefreiheit in weiten Teilen Europas garantiert, seit 25 Jahren nicht mehr.

«Eine normale Urlaubssaison mit vollen Strandbars und vollen Berghütten wird es diesen Sommer nicht geben können. Das wäre nicht zu verantworten», sagte der deutsche Außenminister Heiko Maas am 21. April.

EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton rechnet damit, dass die Grenzkontrollen auch über den Sommer fortgeführt werden.

«Wenn die Grenzen im Schengen-Raum für längere Zeit geschlossen bleiben, dann haben wir ein ernsthaftes Problem», sagte SBK Managing Director Gregorio Lavilla im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Inzwischen kündigen sich erste bilaterale Grenzöffnungen zwischen Ländern an, die von der Covid-19-Seuche nicht so stark betroffen sind: Etwa zwischen Österreich und Bayern oder Österreich und Tschechien.

Das sorgt zwar für eine Hebung der Laune der betroffenen Menschen, bringt dem internationalen Rennsport aber kaum etwas.

Für die Superbike-WM ist überlebensnotwendig, wie es in den schwer betroffenen Ländern Italien und Spanien in den kommenden Monaten weitergeht, weil dort der Großteil der Teams ansässig ist.

Nur wenn diese reisen dürfen, ist es vorstellbar, dass ab Spätsommer oder Herbst Rennen gefahren werden können.

In Italien bleibt bis zum 3. Mai alles geschlossen, dann werden die Industrie, das Gewerbe und die Baubranche hochgefahren. Sport im Freien wird wieder erlaubt sein. Die Reise- und Bewegungsfreiheit bleibt eingeschränkt, Reisen über die Grenzen der eigenen Region hinaus sind nur in Ausnahmefällen gestattet. Alle Beschränkungen aufzuheben, könne man sich nicht erlauben, sagte Regierungschef Giuseppe Conte in einer Fernsehansprache. Wer seine Wohnung verlässt, wird weiterhin ein Formular bei sich tragen müssen, auf dem vermerkt ist, warum genau er oder sie unterwegs ist. Der ganze Tourismussektor, Bars, Restaurants, Hotels – all diese Betriebe bleiben bis Anfang Juni weitgehend geschlossen. Ausländische Touristen werden wohl auch darüber hinaus kaum ins Land kommen dürfen, so Conte. Ein herber Schlag für Italien, das vom Tourismus lebt.

Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez sagte am 25. April in einer Fernsehansprache: «Wenn die Pandemie sich weiter in eine positive Richtung entwickelt, dann wird es ab 2. Mai erlaubt sein, für Individualsportarten oder Spaziergänge mit den Menschen, mit denen man zusammen wohnt, ins Freie zu gehen.» Er will bald einen Plan für weitere Lockerungen präsentieren.

Viele Länder warten derzeit auf Massentests, mit denen in kurzer Zeit viele Menschen auf die Infizierung mit dem SARS-CoV-2-Virus überprüft werden können. Bisher wird in der Regel nur bei einem begründeten Verdacht oder bei entsprechender Symptomatik getestet, momentan können die Labore zum Beispiel in Deutschland laut Robert-Koch-Institut rund 730.000 dieser Tests pro Woche durchführen. Diese Zahl soll in den kommenden Wochen auf über fünf Millionen Tests pro Woche gesteigert werden.

Auch Lavilla ist überzeugt, dass Massentests schnell dazu beitragen könnten, infizierte Menschen zu separieren und unter Quarantäne zu stellen, damit die Virusausbreitung einzudämmen und somit dem Rest ein annährend normales Leben zu ermöglichen – mit Rennsport natürlich.

«Niemand weiß, wie viele Menschen wirklich infiziert waren oder sind», überlegte der 45-Jährige. «In Spanien gehen wir von mehreren Millionen aus, weil es lange so gut wie keine Tests gab. Wenn es die Massentests weltweit gibt, kann ich mir gut vorstellen, dass gesunde Menschen oder solche, die die Krankheit überstanden haben, eine Art Gesundheitsausweis erhalten. Wer regelmäßig getestet wird und gesund ist, darf reisen. Das könnte eine Möglichkeit sein – dafür braucht es aber eine riesige Anzahl Tests. Ich kann mir auch vorstellen, dass die Menschen diese Tests aus der eigenen Tasche bezahlen müssen.»

Mitte April schloss Lavilla Geisterrennen ohne Zuschauer noch aus, inzwischen ist jedem bei Promoter Dorna klar, dass das wahrscheinlich der einzige Weg sein wird, um dieses Jahr überhaupt Rennen austragen zu dürfen. Denn spezielle Medikamente gegen das Coronavirus wird es erst im Sommer geben, ein Impfstoff ist nicht vor Oktober zu erwarten.

Das bedeutet für SBK: Rennen unter Ausschluss der Öffentlichkeit, Limitierung des Personals von Teams, der Rennstrecke, der Dorna und den Medien soweit möglich. Mit den drei Klassen Superbike, Supersport und Supersport 300 sollen sich nicht mehr als 1000 Leute im Fahrerlager aufhalten.

«Wir spielen sämtliche Szenarien durch und entscheiden, sobald sich eine Richtung abzeichnet», unterstreicht Lavilla.

Kalender Superbike-WM 2020, Stand 28. April:

28.02.–01.03. Phillip Island/Australien
03.07.–05.07. Donington Park/Großbritannien
31.07.–02.08. Oschersleben/Deutschland
21.08.–23.08. Assen/Niederlande
28.08.–30.08. Aragon/Spanien
04.09.–06.09. Portimão/Portugal
18.09.–20.09. Cataluñya/Spanien
02.10.–04.10. Magny-Cours/Frankreich
09.10.–11.10. San Juan/Argentinien
23.10.–25.10. Jerez/Spanien
06.11.–08.11. Misano/Italien

Abgesagt: Imola/Italien

Ohne Termin: Losail/Katar

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