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Ducati feige: Chaz Davies wurden kaum Gründe genannt

Von Ivo Schützbach
Chaz Davies

Chaz Davies

Hält Chaz Davies an seinen eigenen hohen Qualitätsstandards fest, wird er 2021 keine Superbike-WM fahren. Eventuell wird für ihn aber doch noch ein Paket geschnürt, das interessant ist.

«Ich fahre Rennen, um zu gewinnen und Weltmeister zu werden», sagt Chaz Davies, der am vergangenen Sonntag seinen vorerst letzten Event in der Superbike-WM bestritt. Denn obwohl der Waliser den Saisonabschluss gewann und hinter Jonathan Rea (Kawasaki) und Aruba-Teamkollege Scott Redding WM-Dritter wurde, steht er für 2021 ohne Team da.

Als Davies am 14. Oktober offiziell mitgeteilt bekam, dass er seinen Platz bei Ducati nach sieben Jahren an den aufstrebenden Michael Ruben Rinaldi verliert, waren die Werksteams von BMW, Honda, Kawasaki und Yamaha bereits besetzt.

Zeitweise hatte er einen unterschriftsreifen Vertrag von Ducati vorliegen, mit diesem hätte er den Status quo erhalten. Davies wollte aber Änderungen im Team, welche in seinen Augen in der Konsequenz zu mehr Erfolg geführt hätten.

Das lehnte Ducati ab. Irgendwann sprach Gigi Dall’Igna als General Manager Ducati Corse ein Machtwort und bugsierte Davies damit ins Abseits. Ob er auf Anweisung von Geschäftsführer Claudio Domenicali handelte, ist nicht bekannt.

«Niemand nannte mir einen richtigen Grund», meinte Davies zu seinem Aus im Aruba-Team. «Ich konnte nur gewisse Dinge zwischen den Zeilen lesen. Das Einzige, was Dall’Igna erwähnte, waren meine Qualifyings. Das akzeptiere ich, sie waren eine Schwäche. Man kann geteilter Meinung sein, ob man einen Fahrer will, der schlecht im Qualifying ist und gute Rennen fährt oder umgekehrt. Ich glaube, dass es viel Positives mit sich bringt, mich zu haben. Jeder hat Schwächen und ich will an meiner arbeiten. Aber ich bekomme nicht die Chance dafür. Es ist unmöglich, diese Entscheidung gegen mich nicht persönlich zu nehmen. Es tut weh, sehr weh.»

Mit 32 Siegen und 98 Podestplätzen ist Davies nach Jonathan Rea (99/185) und Tom Sykes (34/112) der dritterfolgreichste aktive Superbike-WM-Pilot. Fans weltweit und auch niemand im SBK-Fahrerlager kann verstehen, dass ein Fahrer von solcher Qualität keinen Job hat.

Das Argument, Davies habe die letzten sieben Jahre für Ducati keinen Titel gewonnen, stimmt. Gegen Jonathan Rea und Kawasaki hat die letzten sechs Saisons aber auch sonst niemand gewonnen. Dass Davies ausgerechnet jetzt, wo ihm das Team die V4R endlich so hingestellt hat, dass er mit ihr gewinnen kann, abserviert wird, erscheint wenig zielführend für den Hersteller aus Borgo Panigale.

«Es liegt nicht in meinen Händen», meinte Davies zu seiner Zukunft. «Ich bin für nichts weniger hier, als zumindest in der Lage zu sein, zu gewinnen. Ich gehöre nicht zu den Fahrern, die mit den Top-5 oder einem dritten Platz zufrieden sind. Wenn ich in eine Situation komme, in der ich weniger als bislang erreichen kann, dann macht es mich nicht glücklich, in dieser Meisterschaft zu bleiben. Das hat nichts mit Arroganz zu tun, ich bin nur ehrlich zu mir selbst.»

In der Geschichte der 1988 gegründeten Superbike-WM wurde erst ein Fahrer aus einem Privatteam Weltmeister, das war Troy Corser 1996 im Team Promotor Power Horse Ducati. In den letzten neun Jahren gelangen nur drei Privatteams Siege: 2012 Pata Ducati mit Sylvain Guintoli, 2019 Puccetti Kawasaki mit Toprak Razgatlioglu und 2020 Go Eleven Ducati mit Michael Rinaldi.

Es gibt kein Privatteam, das den hohen Ansprüchen von Davies gerecht werden kann, obwohl die Leistungsdichte des Feldes dank diverser Regeländerungen in den letzten zwei Jahren deutlich zugenommen hat.

«Das weiß ich», sagte Davies niedergeschlagen. «Ich muss jetzt erst mal abschalten. Vielleicht ergibt sich mit der Zeit etwas, das mich in eine Position bringt, dass ich in der Startaufstellung stehe und mit der notwendigen Unterstützung um den Titel kämpfen kann.»

Du managst dich seit Jahren selbst: Wirst du in den kommenden Wochen das Telefon in die Hand nehmen und Möglichkeiten erörtern? «Nein, ich habe meine Arbeit geleistet», hielt der 33-Jährige gegenüber SPEEDWEEK.com fest. «Habe ich etwas in meinen Händen? Nein. Gibt es Gespräche? Ja. Diese hängen aber von vielen verschiedenen Dingen ab. Wenn du nicht für ein Werksteam fährst, dann hast du automatisch nicht die volle Unterstützung. Sachen, die ich im Werksteam nicht verbessern konnte, werde ich kaum in einem Privatteam verbessern. Wobei ich sehr glücklich darüber wäre, wenn mir jemand das Gegenteil beweist. Dann schlucke ich meine eigenen Worte hinunter. Ducati wurde viele Male Zweiter in der Weltmeisterschaft. Um konstanter und besser zu sein, braucht es mehr Unterstützung. Jeder muss zulegen, um Rea und Kawasaki schlagen zu können. Das ist keine Kritik an irgendeinem Hersteller, sondern die simple Wahrheit.»

Einen Hoffnungsschimmer gibt es für Chaz Davies noch.

Ende September kam die Idee auf, Rinaldi ein weiteres Jahr bei Go Eleven Ducati fahren zu lassen, ihm aber eine Werksmaschine und zusätzliche Unterstützung zu geben. Wie wir wissen, kam es anders.

Jetzt wird eruiert, ob Davies diesen Platz einnehmen könnte. Aruba.it, der Eigentümer des Ducati-Werksteams, und dessen Partner Feel Racing stehen hinter dem Briten. Und Go Eleven wäre natürlich hoch erfreut, einen Fahrer von seinem Format zu bekommen. Die Frage ist, was Ducati dazu beitragen will.

In einer perfekten Welt bekommt Go Eleven für 2021 für Davies eine Werksmaschine von Ducati, sämtliche Entwicklungsteile und die bestmögliche personelle Unterstützung. Dazu könnte IT-Unternehmer Aruba dafür sorgen, dass der dreifache Vizeweltmeister standesgemäß bezahlt wird.

«Damit das Wirklichkeit wird, müssen die vier genannten Zahnräder perfekt ineinandergreifen», meinte ein Ducati-Insider in Estoril.

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