Morddrohungen wegen Alonso-Strafe

Wieso HRC den langsamen Takumi Takahashi unterstützt

Von Ivo Schützbach
Takumi Takahashi hat für Honda beim Suzuka Eight Hours und in der Japanischen Meisterschaft Großartiges geleistet, ging in seiner ersten Saison Superbike-WM aber unter. Teamchefin Midori Moriwaki über seine Rolle.

Diese Woche Dienstag und Mittwoch testen die Werksteams von Honda, Kawasaki und Yamaha in Jerez, dazu einige Privatiers.

Das Honda-Satelliten-Team von Midori Moriwaki fehlt, obwohl MIE Racing nach einer schwierigen und enttäuschenden Saison jede Menge Arbeit zu erledigen hätte. Doch wie alle Privatiers hat Midori kein gesichertes Budget eines Herstellers zur Verfügung, sondern muss um jeden Euro kämpfen.

Während dieser Saison kam es immer wieder zu Verwirrungen, was den technischen Level der MIE-Honda betrifft. Verschiedene Honda-Manager kommunizierten öffentlich, das wären HRC-Maschinen, wie sie das Werksteam hat – oder zumindest nahe dran.

Schnell stellte sich heraus, das waren nur leere Worte – der Auftrag von MIE Racing lautet anders. Midori Moriwaki sorgte im Vier-Augen-Gespräch mit SPEEDWEEK.com für Klarheit.

«Wir sind mit unserem eigenen Projekt so beschäftigt, dass ich nicht einmal genau weiß, was an den HRC-Bikes anders ist», erzählte die Teamchefin. «Wir arbeiten vor allem am Chassis und entwickeln viel. Das ist auch genau die Arbeit, die wir leisten wollen. Die neue Fireblade war im ersten Jahr. Dass es eine Weile dauert, bis ein neues Motorrad konkurrenzfähig wird, ist normal.»

Weil der diesjährige MIE-Pilot Takumi Takahashi einen HRC-Vertrag hatte, wäre es naheliegend gewesen, dass er identisches Material wie die Werksfahrer Alvaro Bautista und Leon Haslam bekommt, die beide 113 Punkte eroberten und die WM-Ränge 9 und 10 belegten.

Moriwaki argumentiert entgegengesetzt: «Weil das Motorrad neu war, braucht das Werk möglichst viele unterschiedliche Daten. Wenn wir in eine andere Richtung entwickeln, bekommen wir andere Daten. Letztlich laufen alle Daten bei HRC zusammen und aus ihnen ergibt sich eine klare Richtung. HRC ist eine große Firma mit sehr vielen Ingenieuren, sie sind die Besten. Wir haben wenige aber ebenfalls sehr gute Leute, die über sehr viel Erfahrung verfügen. Wenn wir gute Ideen haben, schaut sich HRC diese an und übernimmt vielleicht auch welche.»

«Takahashi denkt über sämtliche Erkenntnisse intensiv nach», schilderte Midori die Rolle des 30-Jährigen, der dieses Jahr nur mickrige sechs WM-Punkte zusammenraffte. «Er ist selbst für japanische Verhältnisse sehr ruhig und in sich gekehrt, aber auch sehr talentiert. Deshalb hat ihn HRC mein Motorrad fahren lassen. Er weiß genau, was die Fireblade braucht, um ausgewogen zu sein. Er ist sehr gut darin, Lösungswege aufzuzeigen. Gleichzeitig war es sein erstes Jahr in der Superbike-WM, 85 Prozent der Strecken waren neu für ihn. Das ist typische HRC-Philosophie: Takumi war erfolgreich beim Suzuka Eight Hours und in der Japanischen Meisterschaft, deshalb gab ihm Honda diese Chance in der WM. Die Strecken in der WM haben einen anderen Charakter als jene in Japan und er musste sich von Bridgestone-Reifen auf Pirelli umstellen. Diese ganzen Schwierigkeiten sind aber gleichzeitig gut für seine Zukunft, weil er sich anpassen musste. Auch wenn seine Resultate nicht so gut waren, konnte er nach Modifikationen an der Abstimmung immer sehr genau darlegen, was sich dadurch am Motorrad verändert hat.»

2021 will Moriwaki zwei Fahrer an den Start bringen, wie sie es beim Saisonfinale in Estoril tat. Es kursieren zahlreiche Namen, von MotoE-Champion Jordi Torres über Takahashi bis zum Brasilianer Eric Granado, Noch-MotoGP-Pilot Tito Rabat und Tati Mercado. Bislang zeichnet sich nicht ab, wer den Zuschlag bekommt.

Der adretten Japanerin ist bewusst, dass sie den schnellstmöglichen Fahrer braucht, um das wahre Können ihres Motorrads aufzuzeigen. «Zumindest einer der Fahrer muss sehr schnell sein», grinste sie. «Der zweite kann sich um die Entwicklung kümmern. Noch kann ich dir keine Namen nennen.»

Takahashi hat dieses Jahr übrigens nicht als Testfahrer für HRC gearbeitet, wie vielfach vermutet und auch berichtet wurde. Diesen Job hatte in der Superbike-WM der Schweizer Dominique Aegerter, der wegen der Covid-19-Seuche aber zu keinem Einsatz kam. In der MotoGP-Klasse ist seit Jahren der Zahlinger Stefan Bradl HRC-Test- und Ersatzfahrer.

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