KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Honda: Rufe nach einer neuen Fireblade werden lauter

Von Ivo Schützbach
Während Leon Haslam auf seiner Paradestrecke in Donington Park das bislang beste SBK-Wochenende 2021 erlebte, kam Teamkollege Alvaro Bautista unter die Räder. Zunehmend hält er die Honda-Probleme für unlösbar.

Dass bei Leon Haslam der Knoten ausgerechnet bei seinem Heimrennen in England geplatzt ist, wundert nicht: Auf keiner anderen Rennstrecke der Welt fuhr der 38-Jährige so viele Runden wie in Donington Park; Vater Ron hatte dort jahrelang seine Rennfahrerschule.

Mit dem vierten Platz im Sprintrennen sorgte Haslam für das beste Honda-Resultat in diesem Jahr, mit Rang 6 im ersten Lauf egalisierte er zudem die bisherige Bestleistung von Teamkollege Alvaro Bautista in Misano.

Zusammen eroberte das Honda-Duo in Donington 37 WM-Punkte: Deutlich mehr als in jedem der drei vorherigen Events, was der markanten Leistungssteigerung Haslams zu verdanken ist.

Bautistas Ausbeute mit 14 Punkten war ähnlich wie in Misano (18) und Estoril (17). Auch in der Grafschaft Leicestershire war unverkennbar: Der für ein kolportiertes Jahresgehalt von einer Million Euro verpflichtete Spanier kann seine Qualitäten mit der Fireblade nicht ansatzweise ausspielen, obwohl diese über einen starken Motor und hervorragende Topspeedwerte verfügt. Der Hund liegt also woanders begraben.

«Am Freitag haben mich die japanischen Ingenieure gebeten, eine andere Abstimmung zu probieren, aber die hat nicht gut funktioniert», erzählte Bautista. «So haben wir den Freitag weggeschmissen, hinzu kam das Wetter. Wir stecken mitten in der Entwicklung und müssen bis zum Saisonende ohne Zweifel viel besser werden. Es stimmt, dass unser Rückstand auf den Führenden kaum größer ist als letztes Jahr. Die Leistungsdichte wurde aber höher, jetzt sind mehr Fahrer innerhalb dieses Rückstands. Das ist einer der Gründe, weshalb unsere Ergebnisse schlechter sind als im Vorjahr. Auch wenn ich bereits für den Saisonstart deutlich mehr erwartet hatte, lässt sich an der aktuellen Situation nichts ändern. Wir können nur weiterarbeiten und versuchen, in Zukunft besser zu sein. Es ist nicht so, dass uns in einem bestimmten Punkt etwas fehlt gegenüber den anderen. Wenn ich auf der Rennstrecke fahre, sind die Unterschiede gegenüber den Gegnern sehr klein – das Motorrad muss in allen Bereichen besser werden.»

Immer öfter lässt Bautista seine Zweifel durchklingen, dass sich der Rückstand mit der aktuellen CBR1000RR-R aufholen lässt – die Klagen über mangelnden Grip am Hinterrad, schlechtes Einlenkverhalten und nicht perfekt arbeitende Elektronik reißen nicht ab. Auch die Geometrie der Triple-R scheint nicht ideal zu sein, Honda hat im Gegensatz zur Konkurrenz einen offensichtlich anderen Weg eingeschlagen.

«Das Reglement verbietet es uns, am Motor oder dem Rahmen große Änderungen vorzunehmen», verdeutlichte Bautista. «Das macht es schwierig, während der Saison Fortschritte zu erzielen. Wir müssen so viele Informationen wie möglich für das nächste Modell des Motorrads sammeln, um einen großen Schritt vorwärts machen zu können.»

Der Spanier betont, dass er sämtliche heutigen Probleme schon in der Vorbereitungsphase im Winter von 2019 auf 2020 hatte, als das Motorrad frisch auf den Markt kam. Natürlich fragt sich Bautista gut eineinhalb Jahre später, ob die Triple-R der Weisheit letzter Schluss ist.

Bislang konnte er mit diesem Motorrad nur einen Podestplatz erobern, als Dritter 2020 in Aragon. In der Saison davor hat Bautista auf Ducati noch 16 Rennen gewonnen! Den letzten Sieg holte Honda am 15. Mai 2016 im Regen von Sepang mit Nicky Hayden; am 6. Juli 2014 (Johnny Rea in Portimao) gewannen die Japaner letztmals im Trockenen. Dem WM-Titel hechelt der größte Motorrad-Hersteller seit 14 Jahren hinterher, 2007 triumphierte James Toseland mit dem Ten-Kate-Team.

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