Abservierter Tom Sykes: 2022 mit Honda oder doch BMW?

Von Ivo Schützbach
Der frühere Superbike-Weltmeister Tom Sykes (36) spekuliert auf einen der Plätze im Honda-Werksteam. Bonovo-Eigentümer Jürgen Röder hält ebenfalls große Stücke auf den Engländer und hätte ihn gerne im Team.

Die Äußerungen von Noch-MotoGP-Pilot Iker Lecuona lassen darauf schließen, dass er sich mit dem Honda-Werksteam für die Superbike-WM 2022 bereits einig ist. «Ich kenne meine Zukunft und kann behaupten, dass ich mit dieser Lösung ziemlich glücklich bin. Wir haben eine gute Wahl getroffen», sagte der 21-Jährige am vergangenen Wochenende in Aragón. Obwohl er zuletzt einen deutlichen Aufwärtstrend zeigte und in den Top-10 fuhr, verliert er seinen Platz bei Tech 3 KTM nach dieser Saison.

Im Superbike-Team der Honda Racing Corporation wird mindestens der Platz von Alvaro Bautista frei, der nach zwei erfolglosen Jahren zu Aruba.it Ducati zurückkehrt. Ob mit Leon Haslam nach zwei Saisons verlängert wird, ist offen.

Jedenfalls haben sich reihenweise Piloten um einen Honda-Platz beworben, unter ihnen Ex-Weltmeister Tom Sykes, der dreifache Vizeweltmeister Chaz Davies, Supersport-WM-Leader Domi Aegerter und der WM-Dritte Philipp Öttl.

Sollte Sykes bei Honda abblitzen, könnte er bei BMW bleiben. Zwar muss er seinen Platz bei Shaun Muir Racing nach drei Jahren an den von Ducati kommenden WM-Dritten Scott Redding abtreten, doch BMW strukturiert für 2022 um. Der deutsche Hersteller geht weg von der Kategorisierung Werks- und Satelliten-Team, es wird stattdessen zwei gleichwertige Mannschaften geben: SMR und Bonovo. Die Motorräder werden schon jetzt von SMR in England aufgebaut, alle BMW-Fahrer erhalten identisches Material und stehen in München unter Vertrag.

Bonovo-Chef Jürgen Röder hat aus seiner Bewunderung für Sykes nie einen Hehl gemacht, er würde den 36-Jährigen nächstes Jahr gerne an der Seite von Jonas Folger sehen.

«Wir stehen einem zweiten Fahrer offen gegenüber und können uns das vorstellen», unterstrich Röder im Exklusiv-Interview von SPEEDWEEK.com. «Dadurch entstehen aber einige Kosten mehr. Wie das monetär mit BMW gehandhabt wird, müssen wir noch verhandeln. Und einer wie Tom Sykes muss natürlich erst einmal willens sein, das zu tun.»

Eigentlich wollte Röder in Magny-Cours mit Marc Bongers Details bezüglich 2022 besprechen, doch der Motorsport Direktor von BMW weilte im Urlaub mit der Familie. Dafür setzte sich der Geschäftsmann aus Hessen mit Sykes zusammen und unterbreitete ihm seine Ideen.

«Ich habe aus meinem beruflichen Werdegang übernommen, dass ich den Leuten immer eine Chance gebe», erzählte der Teameigentümer. «Man kann sie nicht nach drei Wochenenden hinauswerfen, weil sie keine Leistung zeigen. Tom hat mir gesagt, dass die BMW ein anderes Motorrad als die anderen ist, man muss sie erfahren – und das geht nicht über Nacht. Er findet es gut, dass wir nächstes Jahr mit Jonas weitermachen, das ist fix. Er ist mit uns das Experiment BMW eingegangen und hat es verdient, dass wir mit ihm weitermachen. Entweder haben wir ein Zwei-Mann-Team mit Tom Sykes, die Gespräche sind im Gange, werden aber noch ein paar Wochen dauern, weil mit BMW die ganzen Randbedingungen abgeklärt werden müssen, oder es gibt weiterhin ein Ein-Mann-Team wie jetzt mit Jonas Folger.»

Sykes würde das nie öffentlich sagen, aber wie er von BMW zugunsten Reddings abgeschoben wird, hat ihn tief verletzt. Sollte er die Wahl haben, ist davon auszugehen, dass er bei einem ähnlichen Gehalt Honda den Vorzug gibt.

«Sykes liegt in der Weltmeisterschaft vor van der Mark», bemerkte Röder. «Er erinnert mich stark an Tim Reeves und kämpft immer bis zum Letzten, auch wenn es aussichtlos ist. So etwas bewundere ich. Ich sage immer, dass man nicht Weltmeister werden muss, aber alles geben, was möglich ist. Wir haben im Moment das deutsche Team mit dem deutschen Fahrer und dem deutschen Motorrad. Aber Tom Sykes als Engländer wäre ein Zugpferd, er ist ein Entertainer. Für ein Team wie uns ist er hochinteressant. Natürlich kann ich ihm kein Gehalt wie BMW bezahlen, das habe ich ihm auch gesagt. BMW hat aber bereits signalisiert, dass sie sich an seinem Salär beteiligen würden und an Prämienzahlungen. Ich muss hingegen klären, wie ich ihn im Marketing nutzen kann. Man darf die Erfahrung eines Tom Sykes nicht einfach wegschmeißen, er war Weltmeister und hat ein Wahnsinnspotenzial.»

Die Superbike-Werksteams 2022:

Kawasaki:
Jonathan Rea (GB), Alex Lowes (GB)

Aruba.it Ducati: Alvaro Bautista (E), Michael Rinaldi (I)

BMW Motorrad: Michael van der Mark (NL), Scott Redding (GB)

Pata Yamaha: Toprak Razgatlioglu (TR), Andrea Locatelli (I)

Team HRC: Lecuona? Haslam? Sykes? Davies? Aegerter?

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