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Schwache türkische Lira: SBK in Istanbul unbezahlbar

Von Ivo Schützbach
Toprak Razgatlioglu: Auch 2022 kein Heimrennen in der Türkei

Toprak Razgatlioglu: Auch 2022 kein Heimrennen in der Türkei

Nach dem Titelgewinn von Toprak Razgatlioglu gab es große Hoffnungen, die Superbike-WM 2022 nach Istanbul zurückzubringen. Doch weil die türkische Lira im Dezember auf einem Rekordtief war, ist das Thema vom Tisch.

Am 21. November 2021 wurde Toprak Razgatlioglu beim SBK-Finale auf Lombok erster türkischer Superbike-Weltmeister. Sein Manager, Mentor und Freund Kenan Sofuoglu, selbst fünffacher Champion in der Supersport-Kategorie, war damals guter Dinge, dass er mit dem Erfolg von Toprak die Superbike-WM auf den reizvollen Istanbul Park Circuit zurückbringen kann.

Die von Hermann Tilke entworfene Piste ist atemraubend schön, orientalisches Flair trifft auf Hightech. Doch SBK gastierte dort erst einmal, das war 2013. Gut 50.000 türkische Fans waren gekommen, um Sofuoglu im Supersport-Rennen siegen zu sehen – er enttäuschte sie nicht. Die Atmosphäre während des Rennens und bei der Siegerehrung sorgte für Gänsehaut, so etwas erlebt man nicht alle Tage.

Ein Heimrennen wünscht sich auch Razgatlioglu, Sofuoglu als Abgeordneter im türkischen Parlament für die Partei von Präsident Erdogan verfügt über die nötigen politischen Verbindungen.

Doch obwohl sportlich gesehen der richtige Zeitpunkt für die Rückkehr nach Istanbul wäre, wird daraus für 2022 nichts.

«Die türkische Lira hat große Währungsschwankungen, das macht Investitionen schwierig», erklärte Sofuoglu gegenüber SPEEDWEEK.com. «Um die Rennen in die Türkei zu bringen, braucht es ein recht großes Budget. Ich habe deshalb darauf verzichtet, meine Ideen der türkischen Regierung vorzutragen, weil ich weiß, dass sie andere Investitionen planen. Deshalb gibt es für die nächste Saison keine Chance auf einen SBK-Event in der Türkei.»

Am 1. Januar 2022 wird der Euro 20 Jahre alt. Betrachtet man sich die Entwicklung der türkischen Lira seither, hat sie gegenüber dem Euro langfristig ständig an Wert verloren. Ihren Höchststand hatte die Währung 2006, damals musste man 1,57 Lira für einen Euro bezahlen. Der Tiefstand war am 20. Dezember 2021 erreicht, als 1 Euro kurzfristig 20,04 Lira kostete. Im Dezember schwankte der Kurs zwischen 12,65 und 20,04, unter solchen Voraussetzungen sind Kosten unkalkulierbar. Denn die meisten internationalen Verträge schließt die Türkei in Euro oder US-Dollar ab.

Finanzexperten machen Erdogan für die Misere verantwortlich. Der türkische Präsident setzt auf eine schwache Lira und will so den Export stärken, weil das Ausland dann Waren günstig in der Türkei einkaufen kann. Doch das bringt mit sich, dass Importe teurer werden. Hinzu kommt die wachsende Inflation, welche zu immer weiter steigenden Lebenshaltungskosten in der Türkei beiträgt.

Erdogan setzt die schwache heimische Währung mit Wirtschaftswachstum gleich. Tatsächlich erreicht die Türkei aktuell Wachstumsraten von erstaunlichen sechs bis neun Prozent, doch das Wachstum sei teuer erkauft, sagen Fachleute. Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman warnte bereits vor Jahren, dass die türkische Wirtschaft mit der aktuellen Politik in eine «Todesspirale» gerate.

Ohne die Türkei umfasst der provisorische Kalender der Superbike-WM 2022 nur zwölf Veranstaltungen, Phillip Island mitgerechnet. Jerez steht als Ersatz bereit und wird wohl nachrücken, da 13 Events vorgesehen sind.

Provisorischer Kalender Superbike-WM 2022:

08.–10. April: Aragón/Spanien
22.–24. April: Assen/Niederlande
20.–22. Mai: Estoril/Portugal
10.–12. Juni: Misano/Italien
15.–17. Juli: Donington Park/Großbritannien*
29.–31. Juli: Most/Tschechien
09.–11. September: Magny-Cours/Frankreich
23.–25. September: Barcelona/Spanien
07.–09. Oktober: Portimao/Portugal
21.–23. Oktober: San Juan/Argentinien*
11.–13. November: Mandalika/Indonesien*
noch offen: Phillip Island/Australien*

* ohne Supersport-WM 300

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