100 Jahre BMW: Von der R32 bis zum Superbike M1000RR
Eine R32 im perfekten Zustand
Der Ursprung von BMW datiert auf den 7. März 1916 und somit mitten im Ersten Weltkrieg. Damals wurden die Bayrischen Flugzeug Werke (BFW) gegründet, die später in Bayrische Motoren Werke umbenannt wurden. Die Luftfahrt war damals einer der aufstrebenden Wirtschaftsbereiche, nicht nur aufgrund des Ersten Weltkrieges. Die Produktion von Flugzeugmotoren entdeckte man in München als eine Marktnische. Daher rührt auch der stilisierte Propeller im Logo.
Nachdem man mit den Helios-Motorrädern in München eine Art Fingerübung unternommen hatte, wurde Anfang der 1920er-Jahre von Chefkonstrukteur Max Friz die erste reinrassige BMW, die R32 entwickelt und im Rahmen der Deutschen Automobilausstellung vom 28. September bis 7. Oktober 1923 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Aufsehen erregte dieses Motorrad hauptsächlich durch ihren quer zur Fahrtrichtung eingebauten, luftgekühlten Zweizylinder-Boxermotor und den Kardanantrieb. Aus der R32 entwickelte Rudolf Schleicher später die R37. Sie eignete sich durch ihr verbessertes Fahrwerk und einen überarbeiteten Motor für den motorsportlichen Wettkampf wesentlich besser. Schon 1924 konnte Franz Bieber die erste Deutsche Meisterschaft für BMW erringen.
Der Nachweis der Konkurrenzfähigkeit dieses Motorrades veranlasste die Münchner, ab 1925 eine Werksmannschaft einzusetzen. Für die Viertelliterklasse wurde die R39 entwickelt, eine ‹obengesteuerte› Einzylindermaschine, und wieder hatte man Erfolg. Josef ‹Peppi› Stelzer bei den 250ern und Rudi Reich bei den Halblitermaschinen hießen am Jahresende die Deutschen Meister.
Den ersten größeren internationalen Triumph feierte Ernst Henne 1928 bei der sizilianischen Targa Florio, einer Langstreckenfahrt für Motorräder. Im selben Jahr nahmen die Bajuwaren Automobile in ihre Produktionspalette auf. Ein Jahr später stellte Ernst Henne auf der Landstraße München-Ingolstadt mit 216 km/h einen viel beachteten Motorrad-Geschwindigkeitsweltrekord auf. Die 749-ccm-Kompressormaschine hatte 142 PS, wog nur 149 kg und wurde mit fast reinem Alkohol befeuert.
Im Straßenrennsport bescherten in den 1930er-Jahren neben Karl Gall vor allem der vom Geländesport gekommene Georg, genannt Schorsch, Meier den Münchnern viele Erfolge. 1939 gewann der ‹Gußeiserne› als erster Ausländer auf einem nichtenglischen Fabrikat die Senior-TT. Wenig später begann der Zweite Weltkrieg und mit dem motorsportlichen Wettstreit war es erst einmal vorbei.
Nach dem Inferno war es zunächst wieder Schorsch Meier, der mit einer Vorkriegs-BMW die nationale 500er-Meisterschaft in Serie gewann. Für die internationalen Wettkämpfe verbot die neu gegründete FIM die Kompressoraufladung, und bei BMW musste etwas Neues her. Das Ergebnis waren die legendären RS-Modelle, wobei an den charakteristischen Bauweisen festgehalten wurde.
Schorsch Meier war nach wie vor die Nummer eins bei BMW, doch mit dem jungen Walter Zeller erwuchs ernsthafte Konkurrenz. 1953 wagte BMW die ersten zaghaften Gehversuche in der seit 1949 eingeführten Weltmeisterschaft. Beinahe wäre beim Heim-Grand-Prix in Schotten auch gleich der erste Sieg zustande gekommen. Walter Zeller beendete das Rennen der 500-ccm-Klasse als Erster, doch wurde dieses wie auch das der 350er nachträglich annulliert, da die renommierten Werksteams die Piste boykottiert hatten. Am Jahresende gab Schorsch Meier seinen Abschied vom Rennsport bekannt. BMW reduzierte die Werksmannschaft, obwohl diese offiziell nicht mehr so genannt wurde, für die neue Saison auf Walter Zeller bei den Halbliter-Solisten, sowie Wilhelm Noll und Fritz Cron bei den Gespannen. Für die 500er-RS hatte man eine weitere Ausbaustufe parat.
Bei den Dreirädern stellte sich der Erfolg nach der Konzentration der Kräfte schnell ein. Erster Grand-Prix-Sieg 1954 durch Noll/Cron beim Heim-GP auf der Stuttgarter Solitude. Nach zwei weiteren Siegen in Bern und Monza konnte der bisherige Seriensieger Eric Oliver noch abgefangen und die erste Weltmeisterschaft nach München geholt werden. Bei den 500ern ließen größere Erfolge zunächst auf sich warten. 1956 konnte schließlich Walter Zeller hinter John Surtees (MV Agusta) die Vizeweltmeisterschaft in der Königsklasse erringen. Insgesamt konnte man in München mit dem Vize-Titel gegen die überlegenen italienischen Vierzylinder und die starken britischen Einzylinder zufrieden sein.
Bei den Seitenwagen setzte BMW zu einem einzigartigen Siegeszug an und ließ dem ersten WM-Titel 18 weitere folgen. Neben den genannten, die auch 1956 die meisten Punkte auf ihr Konto brachten, trugen sich bis 1974 Willy Faust/Karl Remmert, Fritz Hillebrand/Manfred Grunwald, Walter Schneider/ Hans Strauß (2 x), Helmut Fath/Alfred Wohlgemuth, Max Deubel/ Emil Hörner (4 x), Fritz Scheidegger/John Robinson (CH/GB, 2 x), Klaus Enders/Ralf Engelhardt (5 x) bzw. Klaus Enders/Wolfgang Kalauch in die Statistik der Weltmeister ein. Begünstigt wurde der Triumphzug durch die nun fehlende Konkurrenz in der Gespannklasse durch andere Marken. So musste BMW, nachdem die Seitenwagenrennen fast zum Markenpokal wurden, keine allzu großen Anstrengungen unternehmen und zog sich allmählich zurück. Die Motoren erfuhren bis in die 70er-Jahre kaum Modifikationen, Veränderungen an den Kneelern kamen vornehmlich durch Eigeninitiative, allen voran durch Helmut Fath, zustande.
Später nutzt man die Bühne Motorsport, abgesehen von der Rallye Paris-Dakar, oftmals eher stiefmütterlich. So geht man der Königsklasse MotoGP, abgesehen vom Pseudo-Auftritt 2012 mit einer Suter-BMW eines damals sogenannten Claiming-Rule-Teams für Rennmaschinen mit Serienmotoren, konsequent aus dem Weg.
In der Superbike-WM sind die Erfolge überschaubar. Am nächsten kam man dem WM-Titel 2012 mit Marco Melandri, bis der neue BMW-Sportchef Stephan Schaller dem WM-Führenden sowie dem gesamten Team in der entscheidenden Saisonphase taktisch unklug offerierte, dass das Projekt am Jahresende beerdigt wird. Prompt stürzte der Italiener gleich in mehreren Rennen und wurde nur WM-Dritter.
Seit 2019 versucht man sich wieder werkseitig in der Top-Kategorie der seriennahen Weltmeisterschaft, allerdings mit bisher überschaubarem Erfolg. Den bis dato besten WM-Endrang erreichte Michael van der Mark 2021 als WM-Sechster. Der Niederländer erreichte im selben Jahr in Portimao den bisher einzigen Sieg mit der M1000RR. Aktuell liegt der beste BMW-Pilot, der Engländer Scott Redding, auf dem zwölften Rang, wobei die Einzelergebnisse gegen Ende Saison einen Aufwärtstrend verzeichnen.
In der MotoGP schippern auch in diesem Jahr zwei 1000er-BMW-Straßenkreuzer am Rande der Wahrnehmung zwischen den Rennen eine Runde um den Kurs.