MotoGP-Chance für Nicolo Bulega? Was Ducati dazu sagt
Die Ausgangslage ist eindeutig: Ducati will den Vertrag mit Nicolo Bulega für 2026 und 2027 verlängern – und andersherum.
Aruba-Teameigentümer Stefano Cecconi sagt deshalb, er habe keine Eile, möchte die Vertragsverlängerung aber vor der Sommerpause festzurren. Diese ist zwischen den Rennen im neuen Balaton Park in Ungarn Ende Juli und Magny-Cours Anfang September.
Vieles deutet darauf hin, dass die Einigung deutlich früher erfolgen wird. Die entscheidende Frage ist, wie sich Ducati die Zukunft mit Bulega vorstellt.
Cecconi strebt einen Zweijahresvertrag an, auch 1+1 ist denkbar. Dieser wäre notwendig, sollte der Hersteller aus Borgo Panigale den 25-Jährigen für 2027 in die MotoGP transferieren wollen.
Bulega hat für Ducati viel geleistet: Er gewann 2023 die Supersport-WM, eroberte in dieser Klasse 16 Siege und 30 Podestplätze. In seinem Superbike-Debütjahr 2024 wurde Nico auf Anhieb Vizeweltmeister, nach den ersten vier Saisonevents führt er die Weltmeisterschaft mit 34 Punkten Vorsprung auf BMW-Star Toprak Razgatlioglu an. In seinen bislang 48 Superbike-Rennen stand er 34 Mal auf dem Podium, 13 Mal als Erster. Bei den Veranstaltungen in diesem Jahr auf Phillip Island in Australien und in Cremona in Norditalien gelang ihm das Triple mit Siegen in allen Läufen.
«Wir befinden uns in einem delikaten Moment und stecken mitten in den Verhandlungen», bestätigte Ducati-Sportdirektor Mauro Grassilli beim Treffen mit SPEEDWEEK.com im MotoGP-Fahrerlager von Le Mans. «Ducati mag Nicolo sehr, er ist Teil unserer Familie und wir wollen das Beste für ihn. Das Beste für jetzt und auch für die Zukunft.»
Bekanntlich erfolgt 2027 in der MotoGP die Hubraumreduzierung von 1000 auf 850 ccm, außerdem wird Pirelli ab diesem Zeitpunkt die Klasse mit Reifen ausrüsten. Teil der Verhandlungen zwischen Ducati und Bulega ist, ob er in die Tests mit der MotoGP-Desmosedici 2026 eingebunden wird. Mit dem möglichen Ziel, 2027 in die Premier-Class aufzusteigen.
Bulega kennt zwar die Pirelli-Reifen, die im SBK-Paddock zum Einsatz kommen, bestens, «das Bike und auch die Reifen für die MotoGP werden aber ganz anders sein», gibt Grassilli zu bedenken. «Pirelli wird für die MotoGP ganz andere Reifen bauen, als jetzt in der Superbike-WM zum Einsatz kommen. Alles wird anders sein. Wir wissen aber auch, dass Nicolo ein Supersport-Champion ist.»
Von derzeit sechs MotoGP-Fahrern stehen vier direkt bei Ducati unter Vertrag, neben den beiden Lenovo-Werkspiloten Marc Marquez und Pecco Bagnaia sind das Fermin Aldeguer im Gresini-Team und Fabio Di Giannantonio bei VR46.
Auf einen der Plätze in den Satelliten-Teams zielt Bulega für 2027 ab, der sich mit seinen hervorragenden Leistungen gegen den zweifachen Weltmeister Razgatlioglu und alle anderen Topfahrer enormen Respekt erarbeitet hat.
«Im Moment ist Nicolo besser als Toprak», hielt Grassilli fest. «Vielleicht auch, weil die Ducati besser ist als die BMW, aber Bulega leistet herausragende Arbeit. Er fühlt sich stark und ist in einer guten Verfassung. In der Vergangenheit haben wir Fahrer aus der Superbike- in die MotoGP-WM gebracht, vielleicht sollten wir zu diesem Ansatz zurückkehren. Wir können junge Fahrer auf dem Superbike wachsen lassen und sie dann in die MotoGP bringen, das sollte die Idee sein. Nicolo hat alle Möglichkeiten, um in der nahen Zukunft eine MotoGP-Maschine zu testen.»