Sylvain Guintoli: «Sykes wusste, dass er verliert»

Von Ivo Schützbach
Sylvain Guintoli, Superbike-Weltmeister 2014

Sylvain Guintoli, Superbike-Weltmeister 2014

Anfang November 2014 wurde Sylvain Guintoli Superbike-Weltmeister. Wie der Franzose den größten Triumph seiner Karriere mit gut drei Monaten Abstand einschätzt.

Während seiner gesamten Rennkarriere war Sylvain Guintoli ein durchschnittlicher Pilot. In der 250er- und MotoGP-WM brachte er es in sieben Jahren nur zu einem Podestplatz (Dritter 2003 mit der 250er in Assen), beendete die Meisterschaft im besten Fall auf Platz 9.

Auch als er 2009 fix in die Superbike-WM wechselte, war er nicht gleich erfolgreich. Im Regen war er stets einer der Besten, im Trockenen musste er bis Februar 2013 warten, um endlich zu triumphieren.

Guintoli war nie ein Siegertyp. In 129 Superbike-WM-Läufen stand er zwar 40 Mal auf dem Podest, aber nur achtmal ganz oben. In meiner Kolumne anlässlich seines WM-Titels schrieb ich: «Vom Niemand zum Weltmeister»

Für SPEEDWEEK.com nahm sich der vierfache Vater viel Zeit, um über den Glanzmoment seiner Laufbahn zu sprechen.

Ist dir in den gut drei Monaten seit Katar klar geworden, was du als Weltmeister erreicht hast?

Ja, aber es hat eine Weile gedauert, bis sich das gesetzt hat. Zu Beginn fühlte es sich surreal an. In Katar hatte ich maximalen Druck, ich war sehr fokussiert. Als ich dann tatsächlich gewann, konnte ich es nicht glauben. Heute fühle ich mich gut, wenn ich nur daran denke.

Stimmst du mir zu, dass das Rennen in Katar deine beste Leistung deiner Karriere war?

Ganz sicher. Ich blieb die ganze Saison am Ball, nach Laguna schlug ich Sykes in jedem Rennen. Das musste ich, um eine Chance zu haben – ich konnte mir keinen Fehler erlauben, sonst wäre ich draußen gewesen.

In Katar musste ich beide Rennen gewinnen, ich durfte nichts zurückhalten. Ich fuhr so gut wie nie zuvor. Ich fühlte mich wirklich gut und war schneller als alle anderen.

Ich habe bei dir immer das Gefühl, dass du nur 98 Prozent deines Könnens zeigst. Du hast immer alles unter Kontrolle und machst nie dumme Sachen. In Katar hast du alles auf den Punkt gebracht, das war die Leistung eines Weltmeisters.

Das hatte ich auch mir selbst zu beweisen. Ich fahre so lange Rennen und war immer der Außenseiter. Im Regen wollte ich gute Rennen zeigen, weil ich immer wusste, dass ich nicht das beste Motorrad habe.

In Katar musste ich wie ein Champion fahren. Für mich war das unnatürlich, in so einer Situation war ich nie zuvor. Die stressbedingte Situation und der massive Druck ließen mich besser fahren. Ich weiß, dass ich nie zuvor so gut fuhr.

Das ging mir leicht von der Hand. Es war nicht so, dass sich jede Kurve anfühlte, als wäre es die letzte in meinem Leben. Ich saß fest im Sattel, meine Fahrweise war sehr fließend und effizient. Ich hatte viel Vertrauen und spulte stur meine Rundenzeiten ab.

Vor dem Rennen sagtest du zu mir, dass Rang 2 in der Weltmeisterschaft nicht zur Diskussion stände, dass du Champion wirst.

Nach Jerez und Magny-Cours kam ich nach Katar und war mir sicher, dass ich es schaffen kann. Zwischen Magny-Cours und Katar lag ein Monat, in dieser Zeit setzte sich bei mir die Meinung durch, dass das meine Meisterschaft ist.

Vor Katar sagten mir einige Freunde, dass ich überzuversichtlich sei. Normal bin ich das nicht und sage immer, dass ich mein Bestes gebe. Aber vor Katar war ich überzeugt, dass ich es schaffe. Ich hatte diese feste Überzeugung, ein seltsames Gefühl.

Ich glaube sogar, dass Sykes tief in sich drin wusste, dass ich gewinnen werde. Ich fühlte mich stark, er fühlte sich schwach, hatte viel Druck. Er war derjenige, der gejagt wurde und der seinen Vorsprung eingebüßt hat.

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