Tausendsassa Wolfgang Stropek wird 75, alles Gute!

Von Helmut Ohner
Österreichischer Rundstrecken- und Bergmeister, Firmenchef, erfolgreicher Seitenwagen-WM-Pilot und Veranstalter des Rupert-Hollaus-Gedächtnisrennens, der heute 75-jährige Wolfgang Stropek vereint alles in einer Person.

Bereits als träumte Wolfgang Stropek davon Rennfahrer zu werden. Erste Fahrversuche unternahm er als 14-jähriger Knirps in benachbarten Kiesgruben. Mit 16 Jahren durfte er dann endlich auch offiziell im öffentlichen Verkehr seiner Leidenschaft nachgehen. Erste sportliche Einsätze folgten auf dem Fuße, allerdings noch mit überschaubarem Erfolg.

Weil man in der damaligen Zeit einen Führerschein zum Erwerb einer Rennfahrerlizenz benötigte, musste Stropek bis zum 18. Geburtstag warten bis er das begehrte Dokument endlich in Händen halten konnte. Bei seinem ersten Rennen in seiner oberösterreichischen Heimatstadt Steyr holte sich der Teenager 1963 den beachtlichen zweiten Platz.

Durch den Erfolg bestärkt, wurde mit der finanziellen Unterstützung seiner Eltern ein bereits zehn Jahre altes Motorrad gekauft und in eine Rennmaschine umfunktioniert. Doch gegen die starke Konkurrenz, die auf erheblich jüngeren Rennmotorrädern unterwegs waren, erwies sich sein fahrbarer Untersatz als zu müde.

Erst durch den Kauf einer Norton Manx von Rudi Thalhammer erwies sich der Absolvent der Höheren Technischen Lehranstalt für Elektrotechnik, der als Angestellter im elterlichen Betrieb die Möglichkeit erhielt, den Rennsport semiprofessionell zu betreiben, als konkurrenzfähig. Am Ende des Jahres 1966 hieß der Meister in der Halbliterklasse Wolfgang Stropek.

Nationale Erfolge genügten längst nicht mehr den hohen Ansprüchen, deshalb musste die Einzylinder-Norton gegen eine Vierzylinder MV Agusta eingetauscht werden. Mit der tatkräftigen Unterstützung von Michael Schafleitner wurde aus der schwergewichtigen MV Agusta 600 Tourenmaschine ein reinrassiger Renner geschaffen.

Nach dem monatelangen Umbau konnte Stropek 1969 endlich mit der MV auch an WM-Rennen teilnehmen. Bei der Tourist Trophy auf der Isle of Man schaffte er problemlos die Qualifikation, im Rennen schied er allerdings mit Defekt aus. Bereits beim nächsten WM-Lauf im finnischen Imatra konnte der erste WM-Punkt eingestreift werden.

Stropek, der sich in der Zwischenzeit mit einem Elektroinstallationsunternehmen selbstständig gemacht hatte, legte seine volle Konzentration auf die Vergrößerung seines Geschäfts und blieb den Rennstrecken einige Jahre lang fern, bevor er mit einer Yamaha TZ250 vor allem bei Bergrennen wieder an den Start ging.

Durch Herbert Prügl motiviert wagte sich der Steyrer an ein neues Abenteuer heran. Künftig fand sich der Name Stropek in den Nennlisten der Seitenwagen-Klasse. Mit Karl Altrichter als Beifahrer, der im «wirklichen» Leben Angestellter in Stropeks Betrieb war, holte er sich auf dem Salzburgring den siebenten Rang und damit vier WM-Zähler.

Gemeinsam mit dem Briten Chris Vincent und seinem österreichischen Landsmann Josef Doppler gelang Stropek in der langen Geschichte der Motorrad-Weltmeisterschaft das Kunststück, als Fahrer sowohl auf zwei, als auch auf drei Rädern WM-Punkte zu ergattern.

Mit verschiedenen Beifahrern war Stropek bis ins Jahr 1990 fixer Bestandteil der Seitenwagen-Weltmeisterschaft. Ein fünfter Platz mit Hans-Peter Demling bei seinem Heimrennen 1987 sollte das beste Einzelergebnis sein und der 13. Rang in der Endwertung 1981. Insgesamt heimste Stropek 91 WM-Punkte auf drei Rädern ein.

Nach einigen Jahren holte der Rennbazillus den erfolgreichen Unternehmer ein. Mit einer Norton Manx Replica nahm er an Oldtimer-Rennen teil bevor er auf die Idee kam, Motorsportfans mit einem umgebauten Reisebus zu Formel-1- und Motorrad-Rennen zu bringen. Ende der 1990er-Jahre diente der Bus dann als Hospitality des MuZ-Teams.

Seit 2004, in dem sich der Gewinn der 125ccm-Weltmeisterschaft durch Rupert Hollaus zum 50. Mal jährte, tritt der Tausendsassa auch als Veranstalter von Oldtimer-Rennen auf. Stropek schaffte es immer wieder hochkarätige Gäste wie Luigi Taveri, Phil Read, Dieter Braun, Jim Redman, Freddie Spencer oder Giacomo Agostini, der längst zum Freund wurde, anzulocken.

In den ersten Jahren wurde noch auf dem Salzburgring gefahren, dient mittlerweile der Red Bull Ring als Veranstaltungsort für das «Internationale Rupert Hollaus-Gedächtnisrennen», bei dem den Zusehern ein buntes Programm an Gleichmäßigkeitsrennen sowie Paraden mit historisch wertvollen Rennmotorrädern geboten werden.

Zum heutigen 75. Geburtstag wünscht die Redaktion von SPEEDWEEK.com dem rüstigen Jubilar alles Gute, in diesen vom Coronavirus geprägten Zeiten vor allem Gesundheit, damit wir uns noch lange an den hochklassigen Veranstaltungen des vom unverwüstlichen Oberösterreicher geführten «Interessensgemeinschaft Formel Classic» erfreuen dürfen.

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