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«Bohni» ist 60 – und arbeitet am nächsten Projekt

Von Thorsten Horn
Ralph «Bohni» Bohnhorst feiert einen runden Geburtstag

Ralph «Bohni» Bohnhorst feiert einen runden Geburtstag

Mit Ralph Bohnhorst, von allen nur «Bohni» genannt, feiert heute ein erfolgreicher Ex-Seitenwagen-Pilot seinen 60. Geburtstag, der weit darüber hinaus ein extrem umtriebiger Zeitgenosse in Sachen Motorsport ist.

Ralph Bohnhorst wurde am 28. Juli 1963 in Braunschweig geboren. Eigentlich wollte der gelernte Fleischermeister im elterlichen Betrieb Autorennfahrer werden wie sein Vater Dieter. Allerdings erfuhr er dafür vor allem mütterlicherseits keine große Unterstützung, sodass für ihn das Thema Automobilsport zu teuer war.

Nachdem Ralph mit 16 Jahren mit seinem Moped von einem Auto im Straßenverkehr regelrecht abgeschossen worden war, musste er einen Krankenhausaufenthalt von einem knappen halben Jahr in Kauf nehmen. Daraufhin erachtete er Solo-Motorräder als gefährlich. Dennoch hatte er sich mit dem Motorsportbazillus infiziert und stieg daraufhin 1984 im Alter von 21 Jahren mit einem Gespann BMW R 50 Baujahr 1959 in die Oldtimerszene ein.

Drei Jahre später wechselte Bohnhorst in den richtigen Gespann-Rennsport und wurde als B-Lizenzler mit Hans Mainka im Boot Gesamtzweiter im OMK-Rundstrecken- und auch im Berg-Pokal.

1988 kaufte «Bohni» ein Gespann des in Düsseldorf beheimateten Japaners Masato Kumano, der ihn auch als Teamchef technisch betreute. Wiederum mit Hans Mainka wurde er DM-Fünfter.

Noch bevor er seinen ersten nationalen Titel errang, wurde Ralph Bohnhorst 1989 mit Thomas Böttcher im Boot Seitenwagen-Europameister. Mit ihm wurde er 1990 schließlich erstmals Deutscher Meister. Ebenso 1991 und 1992, nun allerdings im Team des zweifachen Weltmeisters Rolf Steinhausen und mit seinem neuen Beifahrer Bruno Hiller.

Ebenfalls 1990 debütierten Ralph Bohnhorst/Thomas Böttcher in der Weltmeisterschaft. In Misano holten sie als Zwölfte ihre ersten WM-Punkte und setzten eine Woche später auf dem Nürburgring mit Platz 8 ihr Saisonhighlight. Das Jahr schlossen sie schließlich als WM-Zwölfte ab.

Der GP-Sieg in Hockenheim

1991 leisteten Ralph Bohnhorst und Bruno Hiller beim Großen Preis von Deutschland in Hockenheim ihren Beitrag zum einzigartigen größten «Feiertag» in der deutschen Motorsport-Geschichte.

Nachdem am 26. Mai Ralf Waldmann und Helmut Bradl die Rennen der 125-ccm- bzw. 250-ccm-Klasse gewonnen hatten, ließen Ralph Bohnhorst und Bruno Hiller im abschließenden Weltmeisterschaftslauf der Seitenwagen ebenfalls alle anderen hinter sich. Leider sollte es Bohnis einziger Grand-Prix-Sieg bleiben. In der WM-Endabrechnung landeten sie auf Rang 5.

Im darauffolgenden Jahr machte sich Ralph Bohnhorst als Ducati-Händler in Braunschweig selbständig und betrieb alsbald auch ein kleines Solo-Rennteam. In der damaligen Pro Superbike ging unter anderen Bernhard Schick für ihn an den Start. Mit Thomas Körner wurde er 1995 sogar Deutscher Meister der Klasse Supersport 600. Neben seinem eigenen dritten DM-Titel in Folge im Jahr 1992 wurde er mit Bruno Hiller in der Seitenwagen-WM Achter.

1993 kletterte Siggi Zillmann zu ihm ins Boot, doch nach einem Überschlag beim WM-Lauf in Hockenheim war sein Beifahrer lange Zeit außer Gefecht. Daraufhin holte sich Bohni den Briten Peter Brown ins Boot und wurde mit ihm WM-Siebenter.

1994 lief wieder alles soweit glatt, sodass sich Ralph Bohnhorst mit Siggi Zillmann einen weiteren Deutschen Meistertitel sichern konnte. In der Weltmeisterschafft war wieder Peter Brown sein Co-Pilot, mit dem er aber nur WM-Zwölfter wurde.

Für das Jahr 1995 hatte sich Bohni national mit Eckart Rösinger als Beifahrer für die DM verbündet, mit dem er 1996 seinen fünften Deutschen Meistertitel einfuhr. In der WM war 1995 noch einmal Peter Brown sein Partner, wo erneut der zwölfte Schlussrang zu Buche stand.

1996 war Bohni in der WM nur noch sporadisch am Start, fuhr mit Eckart Rösinger zwei Mal in die Punkte und landete schließlich nur auf Rang 19.

Neue Aufgaben und Abenteuer

Hatten die Seitenwagen früher regelmäßig und Mitte der 1990er-Jahre zumindest noch sporadisch zum WM-Programm gehört, wurden sie nach der Übernahme des Grand-Prix-Sports von der spanischen Vermarktungsagentur Dorna als Serienpromoter regelrecht verbannt und mussten sich an andere Serien oder Veranstaltungsformate anhängen. Ralph Bohnhorst hörte daraufhin Ende 1997 auf, blieb dem Motorsport aber bis heute erhalten.

So fungiert der begeisterte Kunstflieger (seit 1994 besitzt er den Flugschein und seit wenig später eine kleine Harmon Rocket III) seit 2013 als Mitglied der FIM-Rennsport-Kommission CCR und ist in diesem Zusammenhang bei der MotoGP sechs bis acht Mal pro Jahr als FIM-Steward im Einsatz.

Seit 2017 ist Bohnhorst einer der Geschäftsführer der Motorsport Arena Oschersleben und aktuell auch das Vorstandsmitglied Motorsport/Sportleiter beim ADAC Niedersachsen/Sachsen-Anhalt. Zudem lässt er es sich nicht nehmen, bei allen möglichen Rennveranstaltungen, vornehmlich in Oschersleben, regelmäßig als Rennleiter auf der Kommandobrücke zu stehen.

Aber Bohni liebt es nach wie vor auch rasant. So hat er 2010 Geschwindigkeits-Rekordfahrten für sich entdeckt und fuhr schon auf dem DEKRA-Oval mit einem normalen, aber für Geschwindigkeitsfahrten speziell modifizierten 500-ccm-LCR-Renngespann drei Weltrekorde ein. In der Spitze erreichte er dabei knapp 280 km/h.

Nachdem er 2014 für einen verhinderten Kollegen als FIM-Steward bei den alljährlichen offiziellen Weltrekordfahrten Bonneville Motorcycle Speed Trails (BMST) auf dem «Bonneville Salt Flats International Speedway» im US-Bundesstaat Utah eingesprungen war, war es um ihn endgültig geschehen. «Dabei bin ich endgültig infiziert worden, das mal auf einem Salzsee richtig zu machen», blickt Bohni auf seine Anfänge zu seiner nächsten verrückten Idee zurück.

Natürlich kam Bohni in Bonneville mit dem Rennleiter Tom Burkland und weiteren Weltrekord-Ikonen in Kontakt. Burkland war einst selbst Weltrekordhalter, als er mit einem Streamliner mit Kolbenmotor über 750 km/h schnell war und damit zu den fünf schnellsten Piloten der Welt gehörte.

«Wir haben eines Abends zusammengesessen und gesagt, eigentlich müsste man mal einen Seitenwagen dafür bauen», erklärte der heutige Jubilar zum diesbezüglichen Ausgangspunkt zum Bau seines SSC-Streamliners mit Beiwagen namens Aurelija, mit dem er in nicht allzu ferner Zukunft mit über 500 km/h über den Salzsee düsen will.

Happy Birthday, verrückter Bohni!

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