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Tom Birchall (36) tritt mit sofortiger Wirkung zurück

Von Helmut Ohner
Mit seinem Bruder Ben gewann Tom Birchall drei Weltmeistertitel. Bei der Tourist Trophy ist er mit 14 Siegen der erfolgreichste Seitenwagen-Beifahrer aller Zeiten. Jetzt erklärte er völlig überraschend den Rücktritt.

Im zarten Alter von 17 Jahren startete Tom Birchall 2003 seine Motorsportkarriere. An der Seite seines fast zehn Jahre älteren Bruders Ben zeigte der Jungspund rasch, dass er eine perfekte Ergänzung bei dessen Ambitionen ist, die Seitenwagenwelt zu erobern. Zwei Jahre später mussten sich die Briten aus der Grafschaft Nottinghamshire in der heimischen Meisterschaft nur knapp geschlagen geben.

Auch in der Weltmeisterschaft gehörten Birchall/Birchall bald zur absoluten Weltspitze. 2008 holte sich das Brüderpaar auf dem Automotodrom Grobnik den ersten Sieg in einem WM-Lauf und in den Jahren 2009, 2017 und 2018 hatten das Brüderpaar dann am meisten Punkte auf ihrem Konto und krönte sich damit zu Seitenwagen-Weltmeistern.

Bei den Rennen zur Tourist Trophy setzten sie neue Maßstäbe. Insgesamt 14-mal durften sie auf die oberste Stufe des Siegerpodests klettern. Dabei schraubten sie den Rundenrekord auf dem über 60 Kilometer langen Snaefell Mountain Course auf bis vor Kurzem für unmöglich gehaltene Regionen. Mit ihrer Zeit von 18:45,850 Minuten gelang ihnen heuer als erstes Seitenwagenteam eine Runde mit einem Schnitt von mehr als 120 Meilen pro Stunde.

In diesem Jahr gelang Birchall/Birchall ein perfekter Start in die Saison. Von den ersten sechs Rennen beendeten sie vier an erster Stelle, zweimal wurden sie Zweite. Anfang August kam es im zweiten Rennen auf dem Red Bull Ring zu einem Unfall, bei dem sich Tom Birchall eine Schulterverletzung zuzog und wochenlang ausfiel. Erst bei der Sidecar Trophy in Oschersleben konnte er seinen Platz im Seitenwagen wieder einnehmen.

Bis zum allerletzten Saisonrennen in Estoril (Portugal) durften sich Birchall/Birchall noch berechtigte Hoffnungen auf ihren vierten Titelgewinn machen. Zwei zweite Plätze reichten am Ende allerdings nicht, um die britisch-französische Paarung Todd Ellis/Emmanuelle Clément von ihrer erfolgreichen Titelverteidigung abzuhalten.

Jetzt überraschte Tom Birchall die Motorsportcommunity mit der Ankündigung, nach 40 Laufsiegen in der Weltmeisterschaft, einem Gesamtsieg im FIM F2-Weltcup, drei WM-Titeln und 14 Siegen bei den Rennen zur Tourist Trophy – er ist damit der mit Abstand erfolgreichste Beifahrer in der Geschichte dieser legendären Veranstaltung auf der Isle of Man – mit sofortiger Wirkung seinen Helm an den Nagel zu hängen.

«Die Entscheidung ist mir keineswegs leichtgefallen, aber es ist jetzt 20 Jahre her, dass ich zum ersten Mal mit Ben in ein Motorrad gestiegen bin, und es ist zehn Jahre her, dass wir unseren ersten TT-Sieg errungen haben. Davon haben wir als Kinder geträumt, als wir in den Familienferien zum Zuschauen kamen. Nachdem wir alles erreicht haben, was wir uns vorgenommen haben, fühlt sich der Zeitpunkt zum Rücktritt richtig an», erklärte der zweifache Familienvater nur wenige Tage vor seinem 37. Geburtstag.

«In diesem Jahr haben wir bei der Tourist Trophy die 120-Meilen-Marke durchbrochen. Die TT ist für mich der Saisonhöhepunkt. Auch wenn es nur ein 14 Tage im Jahr sind, muss man das ganze Jahr hart arbeiten und viele Opfer bringen, um auf ein Niveau zu kommen, das es uns erlaubt, immer weiter zu pushen. Jetzt ist es an der Zeit, diesen Kreislauf zu durchbrechen und ein neues Kapitel im Leben zu aufzuschlagen.»

«Wir fahren schon so lange zusammen Rennen, dass man alles als selbstverständlich ansieht. Erst jetzt, da Tom sich entschlossen hat, zurückzutreten, sehe ich, was für eine unglaubliche Karriere wir hinter uns haben. Ohne ihn wird es sich völlig anders anfühlen und es wird einige Zeit dauern, bis ich mich an einen neuen Beifahrer gewöhnt haben werde», lässt Ben Birchall durchklingen, dass er seine Karriere fortsetzen wird.

«Es war unglaubliche Reise, mit Tom Rennen auf der ganzen Welt zu fahren und mit ihm die technische Entwicklung der Seitenwagen vorangetrieben zu haben. Ohne ihn wäre das alles nicht möglich gewesen. Wir haben Geschichte geschrieben. Dass ich das zusammen mit meinem Bruder geschafft habe, macht es noch spezieller. Ich fühle mich immer noch voll und ganz dem Rennsport verpflichtet. Es ist der Beginn eines neuen und aufregenden Kapitels.»

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