ADAC will mit XT1-Reglement GT-Sport revolutionieren

Großes Interesse bei der Präsentation der XT1
Der ADAC e.V. hat am Samstag in Hockenheim ein innovatives technisches Reglementkonzept für den GT- und Tourenwagensport vorgestellt. Mit dem Konzept XT1 setzt der ADAC neue Maßstäbe für den Motorsport der Zukunft: technologieoffen, nachhaltig und serienrelevant. XT1 denkt Antriebstechnologie im Motorsport völlig neu. Es ermöglicht den fairen Wettbewerb unterschiedlicher Antriebsarten – ob Verbrenner mit E-Fuels oder Wasserstoff, Batterie oder Brennstoffzelle – in einem «Battle of Technologies». Ziel ist ein Reglement, das Chancengleichheit und technische Vielfalt vereint.
Herzstück des XT1-Konzepts ist ein herstellerspezifisches Multi-Purpose-Chassis mit vier Elektromotoren und einer Gesamtleistung von mehr als 1.000 PS. Die Energiequelle für die Elektromotoren ist frei wählbar. In einem Wettbewerb der Technologien kann die Energie beispielsweise durch einen effizienten und mit E-Fuel oder Wasserstoff betriebenen Verbrennungsmotor, durch einen Batteriespeicher, durch eine Brennstoffzelle oder auch weitere Technologien bereitgestellt werden.
So innovativ der Antrieb, so pur das Racing: Ein Fahrzeugkonzept mit wenig Abtrieb und dem Verzicht auf elektronische Fahrhilfen verlangt den Fahrern in Kombination mit einer hohen Leistung von mehr als 1.000 PS alles ab. Das garantiert spektakuläre Rennen für die Zuschauer bis zur letzten Runde, denn auch ein Energiemanagement, das die Leistung der Fahrzeuge gegen Rennende einschränkt, ist nicht vorgesehen.
«Technologienoffen, serienrelevant und nachhaltig – XT1 ist das Konzept des ADAC für den Motorsport der Zukunft», sagt ADAC Sportpräsident Dr. Gerd Ennser. «Wir übernehmen mit dem wegweisenden Konzept XT1 die Vorreiterrolle, ein nachhaltiges und international einsetzbares technisches Reglement zu entwickeln, das konsequent serienrelevante Technologien berücksichtigt. Alle Automobilhersteller sind eingeladen sich zu beteiligen und gemeinsam mit dem ADAC aus diesem Konzept ein Reglement zu entwickeln.»
Basis des XT1-Konzepts ist ein Multi-Purpose-Chassis mit vier Elektromotoren, das sich je nach Wahl des Herstellers sowohl für zweitürige GT-Fahrzeuge als auch für klassische viertürige Tourenwagen eignet. Die Elektromotoren, Inverter, Kraftübertragung sowie das zentrale Steuergerät mit dem «Energy Gateway» sind standardisierte Komponenten. Angestrebt wird ein Gewicht von 1.600 Kilogramm. In Kombination mit einer Leistung von 1.000 PS werden die Rundenzeiten von XT1 auf dem Niveau der aktuellen GT3-Fahrzeuge liegen.
XT1 setzt auf ein «Balance of Technology»-System, das Chancengleichheit zwischen den verschiedenen Energiequellen schafft. Dieses berücksichtigt Unterschiede in Gewicht, Aerodynamik, Energieverbrauch und Kühlbedarf. Einheitliche Komponenten wie die Vehicle Control Unit (VCU), elektrische Motoren, Getriebe und Inverter sorgen für vergleichbare Leistungsniveaus. Zusätzlich werden aerodynamische Fenster, Gewichtskompensationen und gemeinsame Windkanaltests eingesetzt, um ein faires Wettbewerbsumfeld zu schaffen. Die VCU gibt für jede Kombination aus Fahrzeug und Antriebskonzept eine angepasste Drehmomentkurve für die Elektromotoren vor. Das sorgt für einen fairen Wettbewerb zwischen den einzelnen Antriebskonzepten. Damit entfällt bei XT1 das heute verbreitete Konzept der Fahrzeugeinstufung.
ADAC Motorsportchef Thomas Voss erklärt: «Bei der Konzeption von XT1 haben wir sowohl die Anforderungen des Werksports als auch von Privatteams berücksichtigt. XT1 ist keine Rennserie, sondern ein weltweit einsetzbares und vielfältig adaptierbares Konzept. Es eignet sich sowohl für packende Sprintrennen als auch – erstmals – für 24-Stunden-Rennen mit einem elektrifizierten Antriebsstrang. Das Konzept ersetzt keine bestehende Fahrzeugklasse, sondern versteht sich als Ergänzung zu den aktuellen Klassen, die künftig gemeinsame Wettbewerbe auf einer Plattform austragen können.»
Eine technische Arbeitsgruppe mit Vertretern des ADAC und interessierten Herstellern wird bis zum Jahresende 2026 auf Basis des Konzepts ein Reglement entwickeln. Nach anschließender Test- und Entwicklungsphase sind dann Rennen mit Fahrzeugen nach dem XT1-Reglement ab dem Beginn der neuen Dekade möglich.