KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Sayonara Honda NSX

Von Oliver Runschke
Firman/Izawa auf dem Weg zum letzten Sieg des NSX

Firman/Izawa auf dem Weg zum letzten Sieg des NSX

Am letzten Sonntag verabschiedete sich der Honda NSX nach 16 Jahren Dienst auf der Rennstrecke in den Ruhestand.

16 Jahre Dienstzeit sind für ein Rennauto ein nahezu biblisches Alter. Am letzten Sonntag verabschiedete sich der Honda NSX beim Super GT-Finale in Motegi vom aktiven Wettbewerb. Stilecht gewannen Ralph Firman und Takuya Izawa im Aguri-Honda NSX das Finale der japanischen Super-GT-Meisterschaft und sorgten so für einen würdigen Abschied des japanischen Sportlers.

Die Karriere des NSX auf den Rennstrecken begann mit der Renaissance des GT-Sports 1993. Europa nahm von dem japanischen Mittelmotorsportler im Rennsport nur zwischen 1993 und 1996 Notiz. In Deutschland trat der NSX 1993 in der ersten Saison des ADAC GT Cup an, Peter Seikel bereitete zwei der japanischen Flundern für John Nielsen und Armin Hahne vor.

Die weltweite Rennkarriere des Honda begann am 09.05.1993 in Berlin. Auf der Avus startete der ADAC GT Cup in seine erste Saison, und damit auch die ersten beiden Rennversionen des damals noch sehr seriennahen Honda. Doch die Honda hatten einen schweren Stand gegen die BMW M3 GTR von Johnny Cecotto und Kris Nissen. Armin Hahne gelang zwar bei der zweiten Runde in Zolder ein Sieg, doch am Jahresende reichte es in der Tabelle hinter Cecotto und dem heutigem VW-Sportchef Nissen nur zu Platz drei. Immerhin sorgte Hahne bei den 24h von Spa für Aufsehen, als er den Seikel-NSX auf die Pole stellte.

1994 wollte Honda mehr. Von John Thompson in England liessen sich die Japaner ein eigenes Chassis nach dem damaligen GT2-Reglement schneidern. Seikel wurde nach nur einer Saison aussortiert. Die Brüder Kremer aus Köln sollten es richten, Ziel waren die 24h von Le Mans. Der ACO war vom Honda-Engagement immerhin so begeistert, dass gleich zwei NSX das offizielle Programmheft der 24h 1994 zierten. Drei NSX brachte Kremer-Honda an die Sarthe, alle drei Fahrzeuge kamen auf den Positionen 14 (Armin Hahne/Bertrand Gachot/Christophe Bouchut), 16 (Phillippe Favre/Hideki Okada/Kazuo Shimizu) und 18 (Kunimitsu Takahashi/Keiichi Tsuchiya/Akira Iida) ins Ziel.

Zudem brachte Kremer für Hahne einen NSX in den ADAC GT Cup, beim Gastspiel in Spa auch einen zweiten NSX für Didier de Radigues. Hahne gelangen drei Siege (Zeltweg, Spa, Nürburgring) und die Vizemeisterschaft in der Fahrerwertung. Am Saisonende stieg Honda jedoch entnervt aus dem GT Cup aus, den beinahe zu jedem Rennen wurden die Luftmengenbegrenzer am NSX geändert, was Hahne letztendlich den Meistertitel kostete. Auch Kremer wandte sich für 1995 wieder den bewährten Porsche zu.

Honda nahm den Einsatz 1995 selber in die Hand und liess sich abermals von John Thompson zwei NSX bauen, diesmal allerdings in GT1-Spezifikation. Ein NSX wurde mit einem Turbomotor ausgerüstet, der zweite ging weiterhin mit einem Saugmotor an den Start. Das Ergebnis war allerdings ernüchternd. Für den Turbo-NSX von Armin Hahne / Bertrand Gachot und Ivan Capelli war nach sieben Runden Feierabend. Das Schwesterauto von Hideki Okada / Phillippe Favre und Naoki Hattori sah zwar die Zielflagge, wurde aber aufgrund zu geringer zurückgelegter Distanz nicht gewertet. Dafür sorgte ausgerechnet das private Team Kunimitsu mit einem der Vorjahres-Kremer-NSX für den bislang grössten Erfolg von Honda in Le Mans: Keiichi Tsuchiya / Akira Iida und die japanische Rennsportlegende Kunimitsu Takahashi gewannen die GT2-Klasse und belegten einen beachtlichen achten Rang im Gesamtklassement.

Ein Jahr später vertrauten die Japaner in Le Mans nur noch auf den NSX vom Team Kunimitsu. Le Mans fand die Honda-Chefetage mittlerweile nicht mehr so spannend, die Yen flossen anstatt nach Le Mans lieber in die USA in das IndyCar-Programm von Honda. Bei inzwischen starker Konkurrenz reichte es für das Fahrertrio des Vorjahres beim bis heute letzten Le Mans-Einsatz eines Honda nur noch zu Rang 16.

Anschliessend begann allerdings die weitaus erfolgreichere Karriere des NSX in der japanischen JGTC/Super GT-Meisterschaft. Im Jahr 1996 begann Dome mit der Entwicklung des NSX für die GT500-Klasse der japanischen Super GT-Meisterschaft, die seinerzeit noch JGTC hiess. Ab 1997 beteiligte sich auch die später in M-TEC getaufte Honda-Tochter Mugen an der Entwicklung des NSX, der bis zu seiner Ausserdienststellung am vergangenen Wochenende zu einem der erfolgreichsten Modelle avancierte. 

In 100 JGTC/Super GT-Rennen seit 1997 fuhr der NSX 37 Mal zum Sieg. Zwei Meisterschaften gingen in dieser Zeit auf das Konto von Honda. Im Jahr 2000 gewann Ryo Michigami die Fahrerwertung, 2007 holten Ralph Firman und Daisuke Ito den Titel. Während seiner 13-Jährigen Karriere in Japan war der NSX mit verschiedenen Motorausbaustufen unterwegs, zwischenzeitlich wurde der V6-Mittelmotor auch durch einen Turbo zwangsbeatmet. In seiner letzten Saison startete der NSX dem Reglement entsprechend mit einem 3.4 Liter grossen V6-Saugmotor. Fans in Deutschland konnten sich über einen Renneinsatz eines ehemaligen GT500-NSX im Jahr 2004 freuen. Die Fachzeitschrift «Sport Auto» setzte einen der ehemaligen Super GT-Boliden beim 24h Rennen auf dem Nürburgring ein.

Im kommenden Jahr wird der NSX abgelöst, so will es das Reglement. Zugelassen sind in der Super GT künftig nur noch Frontmotor-Sportwagen, Honda muss sein ohnehin seit 2005 nicht mehr gebautes sportliches Flagschiff einmotten. Doch der Nachfolger steht bereits in den Startlöchern, im kommenden Jahr soll ein neuer Sportwagen unter dem derzeitigen Arbeitstitel HSV-010 das schwere Erbe des NSX antreten. Und für den könnten die Chancen auf ein Wiedersehen in Europa auch gar nicht mal so schlecht stehen.

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