KTM-Krise: MV Agusta steht vor dem Verkauf

Honda-Teamchef: «MV Agusta das schlechteste Motorrad»

Von Ivo Schützbach
Supersport-Weltmeister Randy Krummenacher ist überzeugt, dass er aus der MV Agusta F3 ein besseres Motorrad machen kann, als es die dominierende Yamaha R6 ist. Das sieht nicht jeder so.

MV Agusta hat in der Supersport-WM bislang neun Siege, 44 Podestplätze, 16 Pole-Positions und 11 schnellste Rennrunden vorzuweisen. Erfolgreichster Fahrer ist der Franzose Jules Cluzel, der 2014 und 2016 Vizeweltmeister wurde. MV Agusta wartet seit Phil Read 1974 in der 500er-Klasse auf einen Titelgewinn in einer Motorrad-Weltmeisterschaft – Randy Krummenacher soll das 2020 ändern.

Der bildschönen F3 mangelte es nie an Speed, doch die Standfestigkeit war immer ein Problem. Deswegen verlangt MV Agusta seit Jahren eine Hubraumerhöhung auf 800 ccm, ihr Dreizylinder-Motor mit 675 ccm ist technisch ausgereizt.

Mit der Verpflichtung des von Yamaha kommenden Weltmeisters Randy Krummenacher gelang MV-Agusta-Teamchef Andrea Quadranti vergangenen Winter der Coup.

Der Schweizer fuhr beim Saisonauftakt in Australien das ganze Wochenende über auf Augenhöhe mit dem späteren Sieger und WM-Leader Andrea Locatelli (Bardahl Evan Bros Yamaha), Krummi versenkte seine F3 aber bereits kurz nach dem Start in der ersten Kurve im Kiesbett. Dass das Motorrad konkurrenzfähig ist, bewies Krummenachers Teamkollege Raffaele De Rosa, der Zweiter wurde.

«Mit der Yamaha hatten wir mehr Erfahrung und dadurch eine bessere Basis», urteilt Krummi. «Aber das heißt nicht, dass die MV schlecht ist. Ich glaube sogar, dass wir die MV auf einen höheren Level bringen können, als letztes Jahr die Yamaha. Nur brauchen wir dafür noch ein paar Kilometer.»

So viele Vorschusslorbeeren bekommt MV Agusta nicht von jedem; PTR-Honda-Teamchef Simon Buckmaster sieht das ganz anders.

«Krummenacher wird die Weltmeisterschaft auf MV Agusta nicht gewinnen, weil er nicht jedes Rennen beenden wird», ist der Engländer überzeugt. «Selbst, wenn er seinen Fahrstil anpassen und alles aus dem Motorrad herausholen kann. De Rosa ist kein schlechter Fahrer, er wurde auch nie Weltmeister. Und Krummenacher wird es mit diesem Motorrad auch nicht schaffen – das ist das schlechteste Motorrad im Feld.»

Hältst du die Einschätzung von Krummi bezüglich der MV Agusta wirklich für so falsch? Buckmaster: «Natürlich muss er das sagen. Er kann ja nicht schon zu Saisonbeginn sagen, dass er aufgeschmissen ist. Als Fahrer musst du jeden Vorteil nützen, der sich dir bietet. Klar musste er bei Evan Bros letztes Jahr Geld für seinen Platz bezahlen, er hatte aber auch genügend für sich übrig. Auf diesem Motorrad hat er die Weltmeisterschaft gewonnen.»

Provisorischer Supersport-Kalender 2020, Stand 15. Juni:

31.7.–2.8. Jerez/Spanien
7.–9.8. Portimao/Portugal
28.–30.8. Aragon/Spanien
18.–20.9. Barcelona/Spanien
2.–4.10. Magny-Cours/Frankreich
9.–11.10. San Juan/Argentinien
6.–8.11. Misano/Italien

Supersport-WM 2020, Stand nach Phillip Island
Pos Fahrer, Motorrad Punkte
1 Andrea Locatelli, Yamaha 25
2 Raffaele De Rosa, MV Agusta 20
3 Jules Cluzel, Yamaha 16
4 Corentin Perolari, Yamaha 13
5 Lucas Mahias, Kawasaki  11
6 Hannes Soomer, Yamaha 10
7 Steven Odendaal, Yamaha 9
8 Manuel Gonzalez, Kawasaki  8
9 Federico Fuligni, MV Agusta 7
10 Isaac Viñales, Yamaha 6
11 Can Öncü, Kawasaki 5
12 Danny Webb, Yamaha 4
13 Patrick Hobelsberger, Honda 3
14 Peter Sebestyen, Yamaha 2
15 Andy Verdoïa, Yamaha 1

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