Kawasaki-Debüt von Aegerter: Titel kein Selbstläufer
Als Dominique Aegerter nach seiner langen Grand-Prix-Karriere in den Klassen 125 ccm, Moto2 und MotoE für die Saison 2021 ins SBK-Fahrerlager wechselte und einen Vertrag mit dem Team Ten Kate Yamaha unterschrieb, dominierte er die Supersport-WM in seinen beiden Jahren wie nur wenige vor ihm: Von 44 Rennen hat er 27 gewonnen, stand 35 Mal auf dem Podium, eroberte 11 Pole-Positions und drehte 20 Mal die schnellste Rennrunde. Mit 94 und 110 Punkten Vorsprung auf den Zweiten wurde er unangefochten Champion.
2022 war das erste Jahr mit den Next-Generation-Regeln, seither dürfen Motorräder mit bis zu 955 ccm in der mittleren Hubraumkategorie mitfahren. Damals hatte Aegerter die Gegner auf größervolumigen Maschinen von Ducati, Triumph und MV Agusta im Griff, seither haben auch Yamaha und Kawasaki Bikes mit mehr Hubraum gebracht. Hinzu kamen die chinesischen Hersteller QJ Motor und ZX Moto, nur Honda ist noch mit einem klassischen 600-ccm-Vierzylindermotor unterwegs.
Nach drei Jahren mit Yamaha in der Superbike-WM kehrt Aegerter für 2026 in jene Klasse zurück, in der er seine größten Erfolge gefeiert hat und unterschrieb einen Werksvertrag mit Kawasaki. Die Erwartungshaltung bei den Grünen ist riesig. «Wenn wir das nächste Jahr als Zweiter beenden, dann ist das eine Enttäuschung», betonte Teamchef Manuel Puccetti.
Am 26. November konnte Aegerter auf dem Circuito de Jerez seine ersten Runden mit der ZX-6R 636 drehen und lag am Ende des Tages mit 1:43,741 min eine gute Sekunde hinter dem Schnellsten Corentin Perolari (Honda) und 0,8 sec hinter Teamkollege Jeremy Alcoba.
«Dass das Motorrad viel weniger Leistung als das Superbike hat, ist gewöhnungsbedürftig», erzählte Dominique beim Treffen mit SPEEDWEEK.com. «Für mich ist das Bike neu, ich muss erst mal die richtige Sitzposition und ein Basis-Set-up finden. Beschäftigt haben mich auch das Drehmoment und die Gasbeherrschung. Das Bike hat ebenfalls vier Zylinder, power- und drehzahlmäßig ist es aber ganz anders als das Superbike. Fahrstil und Linie sind ganz anders. Ich kann 50 Meter später bremsen, das Bike hat 20 oder 30 Kilogramm weniger Gewicht, ich komme mit weniger Geschwindigkeit an und habe höheren Kurvenspeed. Wenn ich aus der Kurve komme, denke ich mir jedes Mal, dass ich fünf Meter früher hätte Vollgas geben können.»
«Das Motorrad ist noch ziemlich neu, wir müssen daran arbeiten», bemerkte der 35-Jährige. «Ein paar Sachen gefallen mir nicht so und ich bin auch noch zu langsam, aber insgesamt taugt mir das Bike – das erste Gefühl ist ganz okay. Natürlich wollen wir vorne fahren, aber das ist nicht so einfach. Vor vier Jahren fuhr ich in Jerez bereits 1:41,8 min. Seither ging die Entwicklung weiter, wir sind aber noch weit entfernt. Ich bin nach meiner Hand-OP aber auch nicht mehr auf dem Motorrad gesessen, seit fünf oder sechs Wochen. In der Zeit habe ich nur nach meiner Fitness geschaut und saß auf dem Fahrrad. Es dauerte 20 oder 30 Runden, bis ich den Rost abgeschüttelt hatte, dann fingen wir an, Dinge am Motorrad zu ändern.»










