«Die Suche nach Grip geht weiter»
«Offroad war der Grip grauenhaft», sagt Bernd Hiemer
Ende August hatten wir bei den Tests gute Fortschritte erzielt und sind guter Dinge nach Triscina angereist. Dort angekommen, haben sich die Fortschritte aber nicht wie erwartet ausgewirkt. Der Grip war schlichtweg grauenhaft, speziell ausgangs des Offroads. Keine der Änderungen, die wir ausprobierten, brachte eine wesentliche Verbesserung. Wir haben die Reifen nicht zum Arbeiten bekommen und dadurch auf der ohnehin rutschigen Piste keinen Grip erzielt. Es ist ein permanenter Kreislauf. Und wir finden momentan keinen Ansatzpunkt. Das Motorrad im Zusammenspiel mit den Golden-Tyre-Reifen reagiert nicht wie wir es erwarten würden. Dadurch fangen wir bei jedem Rennen fast bei Null an und müssen uns durch Testen während der Trainingssessions weiter voranarbeiten. Wie es scheint, sind wir mit der PDS-KTM inzwischen auch am Maximum angelangt. Leider haben seit 2008 keine wesentlichen Weiterentwicklungen stattgefunden, und die Werksteams von TM und Aprilia haben die Latte ein ganzes Stück höher gelegt. Durch die fehlende Umlenkung der Hinterradfederung ist die Abstimmung ein permanenter Kompromiss. Wenn ich versuche die Federung weich abzustimmen, um Grip aufzubauen, knickt das Hinterrad beim Beschleunigen ein, und ich bekomme Pumping. Versuche ich das Pumping zu reduzieren, verliere ich wieder Grip. So wird die Abstimmung zur Wahl zwischen Pest und Cholera. Hier verspreche ich mir von einer Umlenkung einen wesentlichen Fortschritt.
Um alle Möglichkeiten auszuschöpfen, habe ich auch letzte Woche in Castelletto einen Standard-Cross-PDS-Rahmen getestet. Die Ergebnisse stimmen vorsichtig optimistisch. Wir könnten hier einen kleinen Schritt gemacht haben und zwei bis drei Zehntelsekunden gefunden haben. Aber aufgrund der bisherigen Erfahrungen, wo sich die Ergebnisse von Tests im Rennen nicht wiederholen liessen, möchte ich erst nach dem nächsten Rennen in Plewen von einem Fortschritt sprechen. Auf alle Fälle muss bei der Weiterentwicklung einiges geschehen, um 2011 auf WM-Niveau konkurrenzfähig zu sein. Hoffentlich wird KTM bald mit der Weiterentwicklung beginnen, damit wir die erfolgreiche, langjährige Partnerschaft auch in 2011 weiterführen können. Konkrete Ideen für die Weiterenentwicklung haben wir schon.
Auch die Reifen sind ein Baustein, den wir noch besser verstehen müssen. Der Vorderreifen arbeitet wirklich lange Zeit auf hohem Gripniveau. Die Probleme tauchen nur am Hinterreifen auf. Hier scheinen leider auch sehr hohe Streuungen innerhalb der Reifen zu sein. In Triscina hatte ich im ersten freien Training einen Reifen erwischt, der wahrscheinlich aus Holz war! Hier würde ich mir auch ein Umdenken der FIM, Youthstream und Golden Tyre für 2011 wünschen. Bisher haben leider keine Weiterentwicklungen stattgefunden, die für Reifen auf WM-Niveau angemessen wären. Wir fahren mit Golden Tyre ca. 2 Sekunden langsamer als in der DM mit mehreren Reifenanbietern, die zueinander im Wettbewerb stehen. Ich denke, dass wir in der WM auch den spektakulärsten Sport bieten sollten, und da sind die Reifen ein Bestandteil.
Ich werde euch nach den Rennen in Bulgarien auf dem Laufenden halten, wie sich der PDS-Cross-Rahmen bewährt hat.