Nico Koch ist der Dortmunder «König der Herzen»
Nico Koch
Deutsche Supercrosser auf dem Podest sind seit jeher Mangelware, mit nur noch zwei Events pro Winter stehen Aufwand und Nutzen in einem Missverhältnis. Glücklicherweise tun sich immer mal wieder auch ein paar gute Deutsche die Doppelbelastung mit Vorbereitung auf die nächste Outdoor-Saison, gepaart mit einigen speziellen Supercross-Trainingseinheiten, an. Wenn sich dann einer für die Mühen selbst belohnt, war es die Sache doppelt wert.
So geschehen beim 39. ADAC Supercross Dortmund, welche gleich mehrfach zur Nico-Koch-Veranstaltung mutierte. Nach seinen guten SX2-Plätzen 6 und 9 in Stuttgart im November letzten Jahres schnupperte der Braunschweiger am Freitagabend in Dortmund als Vierter am Podest. Dieser Witterung folgend führte er am Samstagabend in der mit 10.000 Fans ausverkauften Westfalenhalle sowie auch am Sonntagnachmittag für ein paar Runden das Finalfeld an und landete schlussendlich jeweils auf dem dritten Rang.
Nachdem er den Hallensprechern Tommi Deitenbach und Lukas Gajewski bereits überschwänglich Auskunft gegeben hatte und das Bad in der Menge sichtlich genoss, ließ er im Gespräch mit SPEEDWEEK.com sein emotionales Wochenende Revue passieren. «Das war ein geisteskrankes, geiles Wochenende», haute Koch einen Spruch raus und wurde dann analytischer. «Ich konnte meine Leistung immer abrufen und hatte gute Starts. Mit dem vierten Platz am Freitag war ich schon mega happy. Da habe ich schon gedacht, dass vielleicht auch mal ein Podium möglich wäre. Dass ich es dann gleich am Samstag und am Sonntag aufs Podest schaffe, war irgendwie verrückt, aber geil.»
Dabei hatte der 24-Jährige auf Grund der ungünstigen Wetterbedingungen hierzulande nur einmal zwischen Stuttgart und Dortmund trainieren können, und machte sich daraufhin noch einmal für drei Tage nach Italien auf. «Trotzdem fehlten mir eindeutig zusammenhängend gefahrene Runden, aber irgendwie hat es trotzdem funktioniert.»
Dabei ist festzuhalten, dass er nicht nur von seinen durchweg guten Starts profitierte, auch sein Rennspeed war konkurrenzfähig – es waren erkämpfte Podestplätze. «Auf meine Starts bin ich super stolz. Auf der Strecke habe ich mich von Beginn an wohlgefühlt. Es hat an diesem Wochenende einfach alles funktioniert. Irgendwann hatte ich einen richtigen Fluss.»
Mit diesen Erfolgen im Rücken steht für ihn jetzt schon fest, dass er alles daransetzen wird, im nächsten Winter wieder Supercross zu fahren, merkte dazu aber an: «Ich würde mir wünschen, dass wir wieder mehr Veranstaltungen hätten. Gerade nachdem es in Dortmund so gut lief, bin ich ein bisschen traurig, dass wir nur noch die zwei in Deutschland haben.»
Seine SX-Zugabe wird Koch demnächst dennoch bekommen, erhielt er doch für die drei Einladungsrennen in Indien nächste Woche sowie zwei weitere im Zwei-Wochen-Rhythmus im Februar einen Startplatz. «Der Vertrag ist zwar noch nicht unterschrieben, aber normalerweise geht es Mitte nächster Woche in den Flieger», berichtet er dazu.
Dann wird er als Teamkollege des Franzosen Thomas Ramette eine Kawasaki in der 450er-Kategorie fahren. «Das wird ein verrücktes, aber spannendes Erlebnis. Einerseits freue ich mich mega darauf, andererseits ist vor so einem Riesentrip alles ein bisschen ungewiss. Zum Beispiel, wie es in Indien Ärzte-mäßig aussieht. Der sportliche Anreiz ist natürlich da, ich will auch gut Motorrad fahren. Aber ich werde nicht um mein Leben kämpfen, wie ich es jetzt in Dortmund getan habe.»
Wie Koch berichtete, gibt es in Indien ein sehr gutes Startgeld. Schon deshalb wird er dort auf einen Großteil der besten Franzosen treffen. Obwohl er nun einen Abstecher in die SX1-Klasse macht und im ADAC MX Masters sowie in der Open-DM zwangsläufig wieder 450er fährt, will er im nächsten Winter wieder in der SX2 angreifen.
Ergebnis SX2 Dortmund (Sonntag):
1. Maxime Desprey (F), Yamaha
2. Jannis Irsuti (F), Kawasaki
3. Nico Koch (D), GASGAS
4. Zachary Williams (USA), Husqvarna
5. Calvin Fonvielle (F), KTM
6. Mickael Lamarque (F), Husqvarna
7. Paul Bloy (D), KTM
8. Pierre Lozzi (F), Yamaha
9. Julien Lebeau (F), Kawasaki
10. Logan Leitzel (USA), Honda
Prinzenwertung (Prinz von Dortmund):
1. Maxime Desprey (F), Yamaha, 75 Punkte
2. Calvin Fonvielle (F), KTM, 60
3. Jannis Irsuti (F), Kawasaki, 60
4. Nico Koch (D), GASGAS, 58
5. Mickael Lamarque (F), Husqvarna, 44