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Dylan Ferrandis (Yamaha): Als Rookie zum Champion

Von Thoralf Abgarjan
Im kalifornischen Pala wurde der französische Star Racing Yamaha Rookie Dylan Ferrandis vorzeitig zum Champion gekrönt. Er stand bei jedem Rennen auf dem Podium. Doch vor Saisonbeginn rechnete niemand mit ihm.

Der französische 'Star Racing Yamaha' Werksfahrer hat nicht nur am letzten Wochenende in Pala alles richtig gemacht, sondern er hat vom ersten Tag an die Weichen für seinen Erfolg gestellt. Zur Erinnerung: Vor 98 Tagen gewann der Franzose den Saisonauftakt an gleicher Stelle in Pala. Damals glaubten alle an ein 'One Hit Wonder'. Klar, die Hauptprotagonisten Tomac, Roczen, Webb und co. mussten sich schließlich erst einmal eingrooven nach dem Motto: «Du kannst eine Meisterschaft am ersten Tag nicht gewinnen, aber verlieren.» Dass diese These nach wie vor gilt, hat übrigens Eli Tomac wieder einmal belegt. Er begann die Saison nur auf Platz 9 und am Ende fehlten ihm die Punkte.

Ferrandis hatte vor dem Beginn der Supercross-WM zuerst noch eine Covid-19-Infektion zu überstehen und war mit allen bekannten Symptomen und Nachwirkungen erkrankt. Sein Einstieg in die 450er Klasse, zunächst in die Supercross-WM, verlief also alles andere als optimal. Damals schätzte er sein eigenes Fitness-Level auf 85 Prozent. Ferrandis beendete die Supercross-WM Anfang Mai auf Rang 7.

Bereits Ende Mai begann in Pala die Lucas Oil Pro Motocross Championship. Ferrandis wurde überraschend Auftaktsieger. Es folgte Platz 2 in Thunder Valley, einem besonderen Rennen, das wegen der Höhe von 1.500 Metern eine zusätzliche Belastung für Mensch und Maschine ist. Roczen hatte Ferrandis das 'redplate' für das dritte Rennen in High Point schon wieder abgenommen, doch Ferrandis gewann und schon in Meisterschaftsrunde 4 von Red Bud stand Ferrandis wieder mit dem roten Nummernschild des Meisterschaftsführenden am Start und gewann erneut.

Er siegte in Southwick, aber wenn man ein Rennen ausmachen will, an dem er die Meisterschaft tatsächlich für sich entschieden hat, dann war es Meisterschaftsrunde 6 in Spring Creek. Er kollidierte im zweiten Lauf ausgerechnet mit seinem Yamaha-Teamkollegen Aaron Plessinger. Die beiden Motorräder verhakten sich am Boden ineinander, sodass es eine Ewigkeit dauerte, bis Ferrandis das Rennen am Ende des Feldes wieder aufnehmen konnte. Er gab trotzdem nicht auf, startete eine Aufholjagd und kam in diesem zweiten Lauf auf Rang 5 ins Ziel - sein bis dahin schlechtestes Ergebnis. Dabei ging ihm nur die Zeit aus. Hätte das Rennen länger gedauert, wäre Ferrandis noch weiter nach vorne gekommen. Ferrandis war dieses Jahr zweifellos der fitteste Fahrer im Feld.

Trotzdem kostete die Aufholjagd von Spring Creek Kraft, die eine Woche später in Washougal fehlte. Denn wenn man in dieser Saison überhaupt eine Schwäche von Ferrandis ausmachen konnte, dann waren es die Starts. Mäßiger Start in Lauf 1 - wieder musste er sich aus dem Mittelfeld nach vorn arbeiten, während sein Verfolger Roczen immer wieder gut startete, aber auch immer wieder zurückfiel, im zweiten Lauf von Washougal gar von P2 auf P10. Und trotz dieser Probleme stand Ferrandis auch in Washougal mit einem 5-1-Ergebnis auf dem Podium und hatte in der Tabelle jetzt schon einen Vorsprung von 47 Punkten.

In Meisterschaftsrunde 9 von Unadilla erlebte Ken Roczen seine Sternstunde, als er mit einem Doppelsieg seinen Rückstand auf Tabellenrang 2 auf 39 Punkte verkürzen konnte. Doch damit war bereits beim nächsten Rennen in Budds Creek Schluss. Ferrandis hatte das Siegen nach einer Niederlage nicht verlernt und stand am Ende trotzdem wieder ganz oben auf der Box. In Meisterschaftsrunde 10 von Ironman trat Eli Tomac auf den Plan, der aber auf Gesamtrang 3 für ihn längst keine Bedrohung mehr in Hinblick auf die Meisterschaft war. Trotzdem stand Ferrandis, der jetzt schon das große Bild im Kopf hatte, wieder auf dem Podium. In Runde 11 in Pala machte er endgültig den Sack zu und wurde vorzeitig Motocross Champion 2021.

Ferrandis stand bei jedem Rennen auf dem Podium, bei 5 Rennen sogar ganz oben. Viermal wurde er Zweiter und zweimal Dritter. Ferrandis hat die Meisterschaft hochverdient gewonnen. Dazu kommt: Er ist Neuling in der 450er Klasse. Das ganze 'Star Racing Yamaha'-Team ist neu in dieser Klasse aufgestellt. Dylan Ferrandis hatte vor der Saison niemand wirklich auf dem Zettel.

Über das letzte Rennen in Pala sagte Ferrandis: «Das war ein weiterer harter Tag für mich und ich musste wirklich alles geben. Die Wetterbedingungen waren heftig. Es herrschte eine brutale Hitze und das hat den Körper arg gefordert. Ich hatte bereits den Meisterschaftsgewinn vor Augen und wollte diesen Titel unbedingt schon hier holen. Es kommt mir noch etwas unwirklich vor, dass ich als Rookie den Titel gewonnen habe. Als ich jünger war, träumte ich von einem 250er Titel, aber dass ich einmal den 450er Titel holen würde, das hätte ich mir nicht zu träumen gewagt. Es ist nicht nur ein Traum in Erfüllung gegangen, es ist mehr als das. Es ist das Beste, was ich jemals in meinem Leben erreicht habe. Heute bin ich wirklich glücklich. Es war ein großartiges Jahr, nicht nur für mich, sondern auch für das gesamte Team.»

Meisterschaftsstand nach Runde 11 von 12:

1. Dylan Ferrandis (F), Yamaha, 486
2. Ken Roczen (D), Honda, 424, (-62)
3. Eli Tomac (USA), Kawasaki, 415, (-71)
4. Chase Sexton (USA), Honda, 342, (-144)
5. Cooper Webb (USA), KTM, 316, (-170)
6. Christian Craig (USA), Yamaha, 258, (-228)
7. Marvin Musquin (F), KTM, 240, (-246)
8. Joey Savatgy (USA), KTM, 240, (-246)
9. Justin Barcia (USA), GASGAS, 239, (-247)
10. Aaron Plessinger (USA), Yamaha, 232, (-254)
11. Max Anstie (GB), Suzuki, 180, (-306)

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