Hätte ein Teamradio das Davies-Desaster verhindert?

Der Horrorcrash zwischen Smith und Davies in Salt Lake City
Im aktuellen Podcast mit den beiden Supercross-Legenden Ricky Carmichael und Ryan Villopoto diskutieren die beiden über das Thema Sicherheit. Hintergrund war der haarsträubende Crash zwischen Triumph-Werksfahrer Jordon Smith und Star Racing Yamaha-Werksfahrer Cole Davies im Qualifying von Salt Lake City. Davies brach eine schnelle Runde ab. Smith befand sich hinter Davies auf einer schnellen Runde und sprang dem Neuseeländer direkt in den Rücken, so dass beide Piloten hart zu Boden gingen. Wäre Smith per Teamradio informiert gewesen, dass sich Davies langsam hinter einem Sprung befindet, hätte der Unfall möglicherweise verhindert werden können.
Ryan Villopoto meint, dass eine Helm-Kommunikation, wie sie etwa in der Formel-1 zum Einsatz kommt, die Situation hätte verhindern können. «Es hängt aber vom Spotter ab», erklärt er. Der Spotter ist der Beobachter an der Strecke, der das Geschehen vor und hinter dem Fahrer genau beobachten und die Kommunikation zum Fahrer halten muss.
«Es ging aber auch extrem schnell», meint Villopoto. «Cole hat sehr viel Speed rausgenommen. Wenn Jordon informiert worden wäre, hätte er vielleicht noch reagieren können.»
Carmichael hält die Einführung eines solchen Systems für sinnvoll. Kritiker des Teamradios halten entgegen, dass sich Fahrer während des Qualifyings und besonders während der Rennen so stark konzentrieren müssen, dass zusätzliche Informationen die Konzentration stören würden. Wie in der WM und in allen anderen Serien erfolgt die Kommunikation zwischen Team und Fahrer im US-Supercross ausschließlich über Anzeigetafeln an der Boxengasse. Hier werden Rundenzeiten, Abstände oder auch Motivations-Anfeuerungen übermittelt wie zum Beispiel «you can», «all in», «need pass» usw. Häufig erscheinen auch Texte wie «breathe» ("Atmen"), was Außenstehenden oft als seltsame Trivialität erscheint. Das hat aber einen Hintergrund: Menschen neigen in besonders angespannten und stressigen Situationen dazu, die die Luft anzuhalten. Das führt besonders bei körperlicher Aktivität dazu, dass der Sauerstoffgehalt des Bluts sinkt und Gehirn, Organe und Muskeln nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden. Der Sportler ermüdet und die Konzentration sinkt. Beides ist im Rennen zu vermeiden.
Hätte der Horrorcrash mit einem Helm-Kommunikationssystem vermieden werden können? Dieser Punkt bleibt am Ende fraglich. Fakt ist, dass der Spotter an der Strecke extrem schnell reagieren muss. Ganz grundsätzlich hatte die Situation von Salt Lake City auch mit der Unerfahrenheit von Davies zu tun, der in diesem Jahr als Rookie in die Meisterschaften kam. Jedem Fahrer muss zu jedem Zeitpunkt klar sein, dass auf einem Supercross-Track jederzeit Vollgas gefahren wird und dass es gefährlich ist, hinter einer Sprungkombination in langsamen Tempo herumzurollen.