Lukas Tulovic: «Darüber ärgere ich mich gewaltig»

Von Mario Furli
Vor dem Sturz jagte Tulovic noch Medina und Zaccone im Kampf um Platz 3

Vor dem Sturz jagte Tulovic noch Medina und Zaccone im Kampf um Platz 3

Platz 9 und ein Ausfall waren nicht das, was sich Lukas Tulovic (Kiefer Racing) in Portimao nach dem dritten Startplatz erhofft hatte. «Die Luft war draußen», gestand er nach den vier Moto2-EM-Rennen in Portugal.

Nach dem starken dritten Platz in den Zeittrainings gingen Kiefer Racing und Lukas Tulovic gelassen in das erste Rennen auf dem technisch anspruchsvollen Autódromo Internacional do Algarve. Zunächst lief auch alles nach Plan, ehe dem Kalex-Piloten fünf Runden vor Schluss eine Bodenwelle in Kurve 7 zum Verhängnis wurde und er stürzte. Zu diesem Zeitpunkt lag für Tulovic ein Podestplatz in Reichweite. Im zweiten Lauf mühte er sich mit den letzten Kraftreserven über die 17 Runden lange Distanz auf dem tückischen Rundkurs, der einer Achterbahn gleicht. Am Ende musste er sich mit Rang 9 begnügen.

«Im ersten Rennen kam es dann so, wie es auch zu erwarten war: Yari Montella und Niki Tuuli waren von der Pace her nicht zu halten. Aber ich fuhr bis zu meinem Sturz in aussichtsreicher Position auf einen Podestplatz», erzählte der 20-Jährige aus Eberbach. «Ich konnte Alessandro Zaccone und Alejandro Medina viele Runden locker folgen. Ich habe die Beiden genau studiert. Runde für Runde habe ich gesehen, wo ich stärker war und in welchen Abschnitten ich verloren habe. Ich konnte aber immer wieder aufschließen und ihnen näherkommen. Schlussendlich habe ich meine Pace wieder erhöht und mehr Druck ausgeübt. Leider habe ich dann auf der Bremse eine Bodenwelle erwischt und dabei ist mir das Vorderrad eingeklappt. Es war ein ähnlicher Patzer wie zuletzt in Estoril. Darüber ärgere ich mich gewaltig. Ich könnte aus der Haut fahren, denn der Speed war da und ich habe mich in einer guten Position befunden, um die Beiden noch zu schnappen. Zum zweiten Mal hintereinander wollte ich aber wahrscheinlich an der falschen Stelle ein wenig zu viel», verwies er auf den Sturz in Estoril, wo er im ersten Rennen noch als Dritter auf dem Podest gestanden war.

«Den zweiten Nuller in Folge wollte ich in Lauf zwei gleich wieder ausbügeln», ergänzte Tulovic. «Doch im Hinterkopf hat sich einiges abgespielt. Es ist mir leider nicht gelungen, das Missgeschick von vorhin sofort auszublenden. Ich war daher viel zu verkrampft, weil ich auf gar keinen Fall ein weiteres Mal stürzen wollte. Am Anfang war es noch halbwegs ok. Doch später bin ich Stück für Stück zurückgefallen. Ich habe daher nur noch versucht, das Ding heil ins Ziel zu bringen. Ich muss auch ehrlich eingestehen, dass bei mir die Luft draußen war. Ich wollte es nicht wahrhaben, dass nach so einer Qualifying-Leistung der Renntag in dieser Art und Weise enden musste. Das tut mir sehr leid für mein Team. Aber nachjammern hilft sowieso nichts. Also schauen wir bereits zum nächsten Rennen in Jerez nach vorne. Dort wird es unter anderen Voraussetzungen bestimmt wieder besser laufen.»

Teambesitzer Jochen Kiefer zog nach den zwei portugiesischen CEV-Auftaktveranstaltungen in Estoril und Portimao Bilanz: «Nach einigem Bauchweh wegen des organisatorischen Maßnahmen-Katalogs mit vielen Einschränken aufgrund der Corona-Krise ist bei den ersten zwei Veranstaltungen aber alles gut gegangen. Es gab zwar ein paar Situationen, die nicht immer ganz verständlich waren, aber im Großen und Ganzen gilt unser Kompliment den Leuten bei Dorna und allen Verantwortlichen, für den gelungenen Ablauf bei den ersten zwei Rennen nach der langen Pause. Man hat aber auch gesehen, dass sich alle Teams und Fahrer an die Vorschriften gehalten haben. Und das trotz extremer Bedingungen wie an diesem Wochenende. Ich denke, Estoril und Portimao waren ein gutes Beispiel für alle weiteren Veranstaltungen in diesem Jahr.»

Vom Autódromo Internacional do Algarve zeigte sich der deutsche Teambesitzer angetan: «Für mich war es zum ersten Mal, dass ich nach Portimao kommen durfte. Ich war vom ersten Augenblick an schwer beeindruckt von dieser Anlage. Die Strecke selbst ist unglaublich anspruchsvoll. So etwas habe ich noch nirgendwo gesehen. Außerdem hat die Landschaft hier einiges zu bieten. Von dem her war es ein sehr schöner Aufenthalt. Lukas kannte Portimao von einem Rennen im Jahr 2016. Allerdings hatte er damals ein sehr altes Motorrad zur Verfügung. Die Erfahrungen von damals waren also für die Katz und daher war auch für ihn alles neu. Angesichts dieser Umstände hat er seine Sache sehr gut gemacht. Seine Trainingszeiten waren von Beginn an auf hohem Niveau, wenngleich auch immer etwas auf die Spitze gefehlt hat. Aber er hat sich kontinuierlich gesteigert und mit einem starken Qualifying aufhorchen lassen. Mit dem dritten Startplatz waren wir voll auf Podiumskurs.»

Kiefer weiter: «Im ersten Rennen hat Lukas wieder einmal seine hervorragenden Starterqualitäten gezeigt und war anfänglich gut dabei. Manchmal musste er ein wenig zu seinen Vorderleuten abreißen lassen, aber er hat sich immer wieder ran gekämpft. In einem Fall hat er allerdings ein kleines bisschen übertrieben. So etwas kann passieren, letztendlich war es ein normaler Rennunfall. In unserer Situation, da wir vom letzten Rennen mit einem Nuller hierhergekommen sind, ist es aber ungleich ärgerlicher und es kratzt am Selbstvertrauen. Das hat man dann auch im zweiten Lauf deutlich erkennen können. Anstatt locker seinen Rhythmus zu fahren, hat er nur noch versucht, ins Ziel zu kommen.»

Dazu kam: «Bei Lukas war die Luft draußen. An dieser Stelle muss aber auch erwähnt werden, dass dieser Saisonauftakt mit diesen zwei Rennen absolut Hardcore war. Die Fahrer saßen nunmehr seit zwei Wochen fast jedem Tag auf dem Motorrad. Und das bei Temperaturen um die 35 Grad. Das hat nicht nur die Fahrer geschlaucht, sondern auch alle Teammitglieder. Ich denke, es sind nun alle platt. Auf der anderen Seite waren die Bedingungen für alle gleich. Daher Respekt an diejenigen, die diese Strapazen besser wegstecken konnten. Jetzt geht es aber in eine fünfwöchige Pause und dann werden wir in Jerez gestärkt zurückkommen. Es ist noch lange nichts verloren. Also werden wir Ende August wieder voll angreifen», versicherte Kiefer.

Portimao, Moto2-EM, Rennen 1:

1. Yari Montella, Speed-up
2. Niki Tuuli, Kalex, + 7,264 sec
3. Alessandro Zaccone, Kalex, + 12,007
4. Alejandro Medina, Kalex, + 12,379
5. Adam Norrodin, Kalex, + 21,733
Ferner:
14. Kevin Orgis, Suter, + 1:05,271 min
15. Leon Orgis, Yamaha, + 1:08,966 (SST600)
17. Andreas Kofler, Yamaha, + 1:19,045 (SST600)

Portimao, Moto2-EM, Rennen 2:

1. Yari Montella, Speed-up
2. Niki Tuuli, Kalex, + 4,897 sec
3. Alessandro Zaccone, Kalex, + 9,955
4. Alejandro Medina, Kalex, + 13,627
5. Xavi Cardelus, Kalex, + 20,758
Ferner:
9. Lukas Tulovic, Kalex, + 29,574 sec
15. Nicolas Chris Czyba, Yamaha, + 1:04,144 min (SST600)
17. Leon Orgis, Yamaha, + 1:09,297 (SST600)
18. Andreas Kofler, Yamaha, + 1:15,003 (SST600)
20. Kevin Orgis, Suter, + 1 Runde

Moto2-EM-Stand nach 4 Rennen:

1. Montella, 100 Punkte. 2. Tuuli, 80. 3. Zaccone, 61. 4. Medina, 49. 5. Hada, 37. Ferner: 10. Tulovic, 23. 17. Kevin Orgis, 4.

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