Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

European Talent Cup: Phillip Tonn hofft auf Saison

Von Sarah Göpfert
Nach einer soliden Rookie-Saison will Phillip Tonn 2021 erneut im European Talent Cup angreifen. Doch dafür fehlt dem Liqui Moly Intact GP Junior-Piloten noch ein entscheidender Faktor.

Der letztjährige Rennkalender von Phillip Tonn war eng gestrickt. Durch den späten Saisonstart im Juli standen für den jungen Thüringer insgesamt 23 Rennen in vier Monaten an. Zwölf davon bestritt er im Red Bull MotoGP Rookies Cup, die anderen elf fuhr Tonn für das Liqui Moly Intact GP SIC Junior Team im European Talent Cup (ETC). Dieser Corona-bedingte Umstand stellte für den Teenager eine besondere Herausforderung dar, da er acht Wochen lang, getrennt von seiner Familie, im Wohnmobil durch Spanien reiste.

Im Red Bull Rookies Cup erreichte der 15-Jährige im hochkarätigen Fahrerfeld zwar nur Gesamtrang 24, zeigte aber immer wieder sein Potenzial, wie beim vorletzten Rennen in Valencia, als er auf Position 3 liegend stürzte. «Es war ein super Gefühl auf Platz 3 zu fahren, aber ich hatte im letzten Jahr das Glück einfach nicht auf meiner Seite. In Valencia herrschten schwierige Wetterbedingungen, die Fahrer waren dort circa eine Sekunde langsamer als sonst, sodass ich vorne mit dabei war», blickte der ADAC-Förderpilot zurück.

Im European Talent Cup lief es für den Thüringer besser. Im Junior Team des Liqui Moly Intact GP-Rennstalls fuhr der ETC-Rookie mit Platz 14 in Estoril und Platz 13 in Valencia zweimal in die Punkte. «Es war super, in einem professionellen Team zu fahren. Die gesamte Betreuung und Abwicklung war erstklassig», so Tonn. «Als Herausforderung im ETC sehe ich das große Starterfeld. Man muss sich unter 40 anderen Fahrern beweisen, das ist das, was man sich als Rennfahrer wünscht.»

Unterstützung erhielt der Nachwuchspilot von Intact GP Junior-Teammanger Dirk Reißmann. «Wir gehen gemeinsam die Strecke ab, dort gibt er seine Erfahrungen an mich weiter. Während der Rennen steht er am Streckenrand und filmt mich manchmal. Das Material werten wir anschließend gemeinsam aus, was mir sehr hilft, um mich zu verbessern», schwärmte der Teenager von der Zusammenarbeit.

Zudem stand Stiefvater Heiko, zugleich Vater von Motocross-Star Ken Roczen, Tonn mit Rat und Tat zur Seite. «Ken ist in Amerika beschäftigt. Heiko unterstützt mich, wo er nur kann. Mit ihm war ich 2020 viel unterwegs, was mir große Freude bereitet hat. Er hat unheimlich viel Erfahrung, das ist super», freute sich der bekennende Motocross-Fan.

In dieser Saison möchte sich Tonn auf die Teilnahme am European Talent Cup konzentrieren. Auch die Intact GP Junior-Crew ist vom Potenzial des Youngsters überzeugt und setzt alles daran, ihn auch 2021 zu unterstützen. Jedoch fehlt für die Vertragsunterzeichnung noch ein entscheidender finanzieller Teil, weshalb die Familie auf Unterstützung von außerhalb hofft. «Mein ETC-Start 2021 ist bisher nicht sicher, da die Finanzierung der Saison noch nicht steht. Doch wenn ich antreten kann, dann sind mein Ziel Top-5-Platzierungen», erklärte der ADAC Minibike Cup-Meister von 2016 und 2017.

Dass Deutschland große Nachwuchssorgen plagen, bekommt auch Tonn regelmäßig zu spüren. «Ich erhalte eine super Unterstützung von der ADAC Stiftung Sport. Doch das war es dann auch schon. Es sind kaum Trainingsmöglichkeiten vorhanden, da eine Renndistanz von mindestens 30 Minuten nirgendwo trainiert werden kann. Der Sport ist sehr teuer und ein zielgerichtetes Training kaum möglich, während es in Spanien fast grenzenlose Trainingsmöglichkeiten für Zweiräder gibt.»

«Wenn ich keine Partner finde, ist meine Karriere vorbei. Durch die Corona-Pandemie sind uns einige Unterstützer weggebrochen, was die Lage zusätzlich erschwert», beschrieb der Schüler seine derzeitige Situation. Trotz der Ungewissheit hält er sich weiterhin mit Motocross fahren sowie im eigenen Fitnessstudio fit, um im besten Fall bereit für die Saison zu sein.

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