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Mücke: Talentschmiede für die GP-Stars von morgen

Von Otto Zuber
«Mich interessiert nur der Fahrer», stellt Peter Mücke klar. Der Kopf des Nachwuchsrennstalls aus Berlin arbeitete bereits mit vielen Talenten zusammen, die den Sprung in die Formel 1 geschafft haben.

In diesen Tagen steht Peter Mückes Handy kaum für längere Zeit stumm. Kein Wunder, schliesslich stehen die Planungen für die kommende Motorsport-Saison an. Es gibt viel zu besprechen und zu planen, und natürlich hat die Formel 4 einen festen Platz im Konzept des brandenburgischen Rennstalls.

Mit vier Fahrern wird das Team in der dritten Saison der Highspeedschule des ADAC starten. Mückes Devise lautet: Der Gewinn der Meisterschaft ist zweitrangig, vielmehr liegt der Fokus auf der persönlichen Entwicklung eines Fahrers.

«Unser Weg ist immer die Ausbildung. Wir wollen nicht nur ein Jahr mit einem Fahrer bestreiten, sondern ihm eine fundierte Ausbildung bieten, die ihn für höhere Klassen formt», sagt Peter Mücke, der seit knapp zwei Jahrzehnten fester Bestandteil der Formelsport-Nachwuchsserien des ADAC ist: «Wir machen professionelle Rennfahrer, das ist ein ewiger Prozess.»

Das Konzept des Rennstalls wird seit Jahren erfolgreich praktiziert - über Mücke schafften schon zahlreiche Piloten den Sprung in die Formel 1. So war auch der vierfache Formel-1-Champion Sebastian Vettel in den Farben von Peter Mücke unterwegs. 2004 holte Vettel den Meistertitel in der Formel BMW und stand dabei in 18 von 20 Saisonrennen ganz vorne.

Mercede-Talent Pascal Wehrlein war der bis dato letzte Fahrer, dem der Aufstieg in die Königsklasse gelang, nachdem er zuvor in der DTM Meister geworden war. Aber auch Formel-E-Meister Sébastian Buemi, Force India-Zugpferd Sergio Perez, der frühere GP-Pilot Robert Kubica oder Markus Winkelhock fuhren bereits für Mücke.

Die Formel 4 bietet in Mückes Konzept den idealen Einstieg in den Formelsport. Das Niveau ist hoch und die Rahmenbedingungen professionell. Hier ist der erfahrene Mücke als Mentor und Unterstützer gefragt. «Ich war viele Jahre selbst Pilot und bin es eigentlich immer noch. Daher hat man eine Motivation, das eigene Wissen und Gelernte weiterzuvermitteln. So ist unsere Philosophie. Das geht aber nicht nur von mir aus. Wir haben hier auch eine Menge guter Ingenieure, die diese Denkweise ebenfalls vertreten», sagt der 70-Jährige, der sich auf rund 50 engagierte Mitarbeiter verlassen kann.

Mücke legt Wert auf Plan B

Dabei geht es Mücke keinesfalls um den Profit. Für den Teamchef ist sein Beruf eine lebenslange Passion. «Das hat mit Racing zu tun. Man macht diesen Job nicht, weil man damit Geld verdienen will. Wenn ich die Jungs sehe, wie viele Nächte sie durcharbeiten, dann ist es nicht wegen des Geldes, sondern aus Leidenschaft», sagt er.

«Ich bin eigentlich ständig dabei, ob bei Tests oder Rennen. und kenne die Daten und Berichte, die Vorlieben, die Stärken und Schwächen meiner Fahrer», erzählt Mücke, der Wert darauf legt, dass seine Fahrer auch einen Plan B haben. «Für mich ist es falsch, völlig isoliert zu sagen, ich werde jetzt Rennfahrer und mache nur das. Salopp gesagt, ein Dummer wird nie ein Schneller werden. Der, der Motorsport will, muss halt mehr arbeiten. Und deswegen muss er auch einen Plan B haben. Man muss Bock haben, beides hinzukriegen.»

2016 landete Mücke Motorsport in der Formel 4 auf dem dritten Platz in der Teamwertung und stellte mit Mike David Ortmann zudem den drittbesten Fahrer der Gesamtwertung. Auch Lirim Zendeli machte in seinem Rookie-Jahr mit einigen guten Platzierungen auf sich aufmerksam. Insbesondere in der zweiten Saisonhälfte ging es für beide kontinuierlich nach vorne.

Für Mücke ein klares Zeichen, dass sein Konzept Früchte trägt. «Wir hatten ein sehr gutes zweites Jahr mit Mike und ein sehr gutes erstes mit Lirim», sagt er. «Am wichtigsten ist: Haben die Jungs etwas gelernt und sind sie auf den Weg gekommen? Ich sage: Dies ist uns in diesem Jahr in beiden Fällen gelungen.»

In welcher Besetzung das Team, das in der Formel 4 unter der Flagge des ADAC Berlin-Brandenburg e.V. in die dritte Saison startet, verrät Mücke noch nicht. Nur so viel sagt er: «Wir werden wie im vorigen Jahr mit vier Autos und zusätzlich in der italienischen Formel-4-Meisterschaft fahren. Mich interessiert nur der Fahrer, unabhängig vom Namen. Woher er kommt, ist dabei völlig unwichtig. Ich möchte, dass wir am Ende des Jahres mit ihm weitergekommen sind.»

Dies trifft in seinen Augen auf Ortmann zu, der weiter für Mücke Motorsport fahren wird. Allerdings ist noch unklar, in welcher Kategorie der ADAC Stiftung Sport-Förderpilot künftig startet. «Er ist bereit für die nächsthöhere Klasse», sagt Peter Mücke: «Wenn man so lange an der Strecke ist wie ich, dann hat man den Blick dafür, ob der Fahrer es in der nächsthöheren Kategorie schaffen kann, oder ob man sagt, dass man noch ein weiteres Jahr in dieser Kategorie bleibt. Dafür gibt es keinen Schlüssel, keinen Zeitplan.»

Deshalb dämpft Mücke die Erwartungen an die vier Motorsport-Talente, mit denen er in die am 28. April in der Motorsport Arena Oschersleben beginnende Saison starten wird. «Das Ziel ist immer, dem Fahrer das meiste mitzugeben, möglichst viel zu schaffen. Natürlich will man vorne fahren», erklärt Peter Mücke: «Aber auf keinen Fall gehe ich mit der Voraussetzung an den Fahrer, dass wir Meister werden müssen. Den Fahrern möglichst viel beizubringen, das ist der Punkt. Die Resultate sind der zweite Teil dabei.»

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