Ein grandioses Schauspiel
Vladimir Putin nur eine Race-Touareg-Breite entfernt
Die Silk Way Rallye ist vorbei und ich sitze nun im Flieger nach Moskau und freue mich auf Zuhause. Allerdings habe ich das Gefühl, dass sie hier bei «Sibirien Airline» etwas doppelt so viele Sitze untergebracht wie bei der Lufthansa. Vor allem war die Breite der Sitze betrifft, wenn man noch von «Breite» sprechen kann, «Enge» würde es doch eher beschreiben. Aber zum Glück kann ich in zwei Stunden meine Beine wieder bewegen.
So bleibt mir Zeit, über die letzten beiden Tage der Silk Way Rallye nachzudenken. Und mein Fazit fällt gut aus, denn auch diese Tage waren wieder voller Erlebnisse. So stand ich nur eine Race Touareg-Breite vom russischen Ministerpräsidenten Vladimir Putin entfernt und durfte erleben wie gut ein VW- Bus um Kurven sliden kann, wenn Giniel de Villiers am Steuer sitzt.
Doch der Reihe nach: Wir wunderten uns sehr, dass um im Biwak von Estril doch sehr ans Herz gelegt wurde, möglichst früh loszufahren, da die Strassen ins nächste Biwak so schlecht seien. wir fuhren also schon um 4:30 Uhr los und das einzige, das und einbremste waren die Lästereien über die Strassenverhältnisse. Die waren nämlich richtig gut - so schöne Strassen hatten wir die ganze Rallye über nicht gehabt.
Doch uns wurde kurz nach der Ankunft in Maikop klar, wozu dieses Täuschungsmanöver diente. Man wollte die Teilnehmer so früh wie möglich im Biwak haben, da ab 17 Uhr eine Ausgangssperre über den Flughafen verhängt wurde. Bereits als wir auf das Gelände fuhren, fielen uns die Polizisten auf, die alle 20 Meter am Strassenrand standen. Die Erklärung: Vlaimir Putin hatte sich angemeldet und er kam auch...
Allerdings war das Schauspiel vor seiner Ankunft besser als jeder Fernsehabend. Auf einmal liefen nämlich augenscheinlich mehr Agenten durchs Biwak als Teilnehmer. Um etwas Essen gehen zu können, musste man durch einen Metalldetektor. Da Putin Kamaz und Volkswagen einen Besuch abstatten wollte, tauchte so zwei Stunden vorher der Protokollführer auf (ein Mann im Anzug, aber mit Haarreif!), der vorgab wo die Fahrzeuge zu stehen haben.
Dann war es endlich soweit und Putin tauchte auf. Diese Journalistenmassen waren einfach unglaublich und agierten ohne Rücksicht auf Verluste. Trotzdem konnte ich mich auf die andere Seite des Touaregs mogeln und Carlos Sainz und Putin bei ihrer Unterhaltung beobachten. Die ging erstaunlich lange und dann verschwand er auch schon wieder mit der Journalistentraube.
Doch anscheinend blieb er oder ein Teil seiner Leute noch länger im Biwak, denn ich war gerade eingeschlafen, als zwei Maschinen relativ kurz hintereinander starteten. Jetzt muss ich dazu sagen, dass unsere Zelte nur etwa 50 Meter von der Startbahn entfernt standen. Im Zelt gewann man den Eindruck die Maschine würde gerade durch einen durch starten. Zumal es sich eh um sehr laute russische Flugzeugvarianten handelte. Witzigerweise ging bei einem Fahrzeug in der Nähe nach jedem Start die Alarmanlage an.
Am nächsten Morgen starteten wir mal wieder um 5 Uhr morgen Richtung Ziel in Sotschi. Dieses Mal hatte das frühe Aufstehen wirklich Sinn gemacht, denn die Strasse bestand nur aus Serpentinen und die auch noch teilweise ohne Asphalt. So schlugen wir uns zum Ziel der Prüfung in einem fast ausgetrockneten Flussbett durch. Schön mit komplett bewaldeten Berghängen umrandet.
Auf dem Rückweg wechselte ich aus organisatorischen Gründen aus unserem Presse-Touareg in einen VW-Bus. Giniel de Villiers, der ja leider wenige Tage zuvor ausgefallen war. Auf den Gravel-Serpentinen zurück zur Hauptstrasse hing er sich an einen Amateurpiloten dran. Der traute wahrscheinlich seinen Augen nicht als der Bus formatfüllend in seinem Rückspiegel blieb. Selbst der Kamaz hinter uns konnte nicht immer folgen. Wir waren hingegen damit beschäftigt uns trotz Gurte auf den Sitzen zu halten - ganz nach dem Motto: Das ist die länge Taxifahrt ever!
Eine kurze Taxifahrt werde ich mir nachher vom Bahnhof aus nach Hause gönnen. Auf Taschenschleppen habe ich heute keine Lust mehr. Zumal wir jetzt schon Verspätung haben und der Umstieg in die Maschine nach Deutschland sicherlich noch spannend wird.