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Matthias Walkner: Positives aus dem Krankenbett

Von Rob La Salle
Hiasi Walkner: Krankenbett in Graz statt Podium in Saudi-Arabien.

Hiasi Walkner: Krankenbett in Graz statt Podium in Saudi-Arabien.

Wie geht es Hiasi Walkner, dem verletzten Dakar-Sieger 2018, der die heurige Rallye in der Wüste versäumt? Er fiebert im Krankenhaus mit und schmiedet schon wieder Pläne.
Deine letzte Operation ist jetzt mehr als eine Woche her. Wie geht es dir?

Den Umständen entsprechend gut. Ich merke wirklich Fortschritte. Vor 3 Tagen hätte ich noch geantwortet: Es ist zach. Aber jetzt geht echt was weiter, und das ist schön.

 

Was ist das Beste, was dir in dieser Woche passiert ist?

Es ist immer schön, wenn Familie und Freunde mit viel positiver Energie bei der Tür hereinspazieren und mir den Krankenhausalltag ein bissi versüßen.

 

Auch im wahrsten Sinne des Wortes, zum Beispiel mit Schokolade Schokolade?

Ich bin kein Süßer. Meine Schwester hat mir einen Rote Beete-Salat mit Schafkäse, Walnüssen und Avocados gemacht - mit so etwas kann man mir viel mehr Freude machen, und das ist auch für den Heilungsprozess eher von Vorteil. Ich freue mich über etwas richtig Gutes und Gesundes viel mehr als über eine Tafel Schokolade.

 

Hast du schon einmal an die Rückkehr aufs Bike gedacht?

Es gibt Gespräche, aber die Frage nach dem Zeitpunkt kann im Moment niemand wirklich beantworten, weil so viele Faktoren mitspielen: Wie läuft die Wundheilung? Wie verheilt die riesige Hauttransplantation? Wie nimmt mein Körper die Knochenchips an? Es war ein 5 Zentimeter großes Loch zu füllen, und so viel Knochen konnten mir die Ärzte nicht entnehmen. Deshalb wurde Fremdmaterial verwendet, um das zersplitterte Sprunggelenk neu zu konstruieren. Ich habe Nekrose – also abgestorbenes Gewebe – bei der Achillessehne. Da können die Ärzte erst die Entwicklung erst in den nächsten zwei Wochen abschätzen. Wenn ich Pech habe, brauche ich da noch eine Operation.

 

Was ist möglich, wenn Heilung und Reha gut laufen?

Es kann alles wieder richtig gut werden, und ich bin bei der Bewegung in Zukunft nur nur ein kleines bisschen eingeschränkt. Es kann aber natürlich auch extrem feigeln. Die Entwicklung hängt von vielen Faktoren ab und der Hauptfaktor bin wahrscheinlich ich – wie ich an die Sache herangehe, wie meine Reha oder meine Ernährung ausschauen. Ich versuche wirklich alles menschenmögliche zu machen, von Hypnose bis Akupunktur, von Nahrungsergänzungsmitteln  bis zu Laserbehandlungen. Ich will das in eine richtige Bahn lenken. Im Moment sind alle rund um mich herum sehr positiv und happy, wie es vorangeht. Es sind jetzt bis auf einen Hautlappen und oben am Knie alle Nähte gezogen, was angenehm ist, weil ich wieder richtig ordentlich duschen kann. Und ich habe heute angefangen mit der Motorschiene zu arbeiten, damit mein Gelenk durchbewegt wird.

 

Wie geht es deiner Motivation?

Ich spüre, dass nächste Woche der Tag kommt, wo ich anfangen werde, wieder Gas zu geben. Bis jetzt wollte ich gar nichts machen. Ich hab Gymnastikbänder im Zimmer, aber ich hatte bis jetzt null Prozent Bedürfnis, meinen Oberkörper zu trainieren. Ich habe gespürt, das mein Fuß 100 % Energie von mir braucht. Aber jetzt erhole ich mich gut, die 35 Stunden Operationszeit sind überstanden, ich komme zu neuer Energie und es wird wirklich jeden Tag besser.

 

Wie schaut dein persönlicher Zeitplan aus? Hast du dir schon ein Ziel gesetzt?

Ich will definitiv heuer noch Motorrad fahren. Am liebsten wäre mir, wenn ich im Oktober oder November fahren könnte. Es ist so cool, wenn man im Spätherbst oder Anfang der Winterzeit in Italien fährt, wenn bei uns die Tage kälter sind und in Italien die Sonne noch Kraft hat. Am Abend gut Pizza essen, vielleicht ein Glas Rotwein dazu – ich habe das im Vorjahr während der Vorbereitung für die Dakar gemacht und habe es einfach genossen. Auch, weil es in Italien im Umkreis von einer Stunde 10 Motocross-Strecken gibt, eine lässiger wie die andere. Ich hoffe, dass ich das heuer wieder machen kann.

 

Wie sehr schmerzt es dich, deinen Teamkollegen in Saudi-Arabien beim Kämpfen zusehen zu müssen?

Mal mehr, mal weniger. Die Geschichten mit der Walkner-Puppe dort geben mir mega Kraft und zaubern mir jedes Mal ein Schmunzeln ins Gesicht. Es lässig, im Team so gute Freunde haben. Ich wäre extrem gerne dabei, möchte mitkämpfen und sie unterstützen. Auf der anderen Seite bin ich wirklich froh, das ich meinen Fuß noch dran habe und mein Bein bewegen kann. Gemischte Gefühle wie bei einer Achterbahn.

 

Wie beurteilst du die Lage von KTM bei Halbzeit der Dakar 2024?

Es ist im Moment sehr herausfordernd fürs Team und deutlich schwerer als erwartet. Das neue Bike von Honda scheint sehr gut zu funktionieren. Es ist schade, dass unsere Bemühungen während des ganzen Jahres nicht so belohnt werden und Früchte tragen, wie gewünscht. Es zeigt vielleicht auch bin bissi, wo KTM im Moment steht. Die Teamstruktur ist perfekt, aber beim Bike haben die anderen Werke ihre Hausaufgaben jetzt auch gut erledigt und die Kinderkrankheiten überwunden.

 

Du bist im täglichen Kontakt mit deinen Teamkollegen. Wie geht's ihnen?

Ich hab grad mit Daniel Sanders telefoniert. Die sind extrem fertig und müde.

 

Was waren deine Highlights in der ersten Dakar-Woche?

Die 48 Stunden Chrono-Stage war extrem cool zu beobachten. Da war schon zwei Tage vorher viel Taktieren im Spiel, wie jeder Fahrer das anlegt. Von außen betrachtet ist die Dakar 2024 extrem spannend, weil in den Tagesetappen und im Klassement richtig viel Bewegung drin ist.

 

Kannst du von Graz aus deine Teamkollegen unterstützen?

Ich versuche es und schreibe jedem von ihnen Nachrichten, um sie zu motivieren.

 

Zum Beispiel?

Kevin Benavides habe ich zum Beispiel geschrieben: Bravo Champion, you made it to the Rest-Day. One month ago this seems to be unreal, but you show again, how strong you are. Maybe Iron Man was from Argentina and you are his cousin. Oder Daniel Sanders habe ich geschrieben, dass er einfach sein Bestes geben soll. Wichtig ist am Ende des Tages, dass du dir nichts vorwerfen kannst, weil du alles gegeben hast. Das gilt ja für alle: Sie müssen sich an den verbleibenden Tagen den Ar... aufreißen, damit sich am Ende vielleicht ein Podium oder sogar ein Sieg ausgeht. Es kann sich noch so viel verändern und es kann am letzten Tag genauso viel passieren wie am ersten.

 

Welcher Fahrer aus dem Hause KTM wird am Ende am weitesten vorne sein?

Toby Price. Ich glaube, dass er zumindest noch Ditter wird.

 

Zum Abschluss noch Tobias Ebster – wie schätzt du die Performance des Dakar-Rookies ein?

Sehr positiv! Ich habe echt Hochachtung vor seiner Leistung. Einerseits habe ich das so erwartet, weil wir ja wissen, dass Tobi gut am Gasgriff drehen kann. Auf der anderen Seite merkt man aber schon, dass er als Rookie teilweise an seine Grenzen stößt, weil er schon den einen oder anderen Sturz gehabt hat. Was mich wirklich beeindruckt, ist seine positive Energie. Es schaut wirklich aus, als ob er diese Höllenqualen genießt.

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