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Kini: «Alle werden Fehler machen»

Von Werner Jessner
Wer gewinnt die Rallye Dakar? KTM-Ikone Heinz Kinigadner liefert zur Halbzeit seine Expertise, was von den Spitzen-Piloten in der zweiten Woche zu erwarten ist – und warum noch gar nichts entschieden ist.
«Wie bist du mit den aktuellen Werks-Piloten von KTM, GASGAS und Husqvarna zur Halbzeit zufrieden? Eine halbe Stunde Rückstand auf die Spitze ist wohl nicht das, was ihr erwartet hattet.

«Wir hatten schon viele Dakars, wo es zur Mitte besser ausgesehen hat – aber auch solche, wo es schlechter war. Warten wir ab bis zum Ende. Die Honda-Fahrer Ricky Brabec und Nacho Cornejo fahren bislang super schnell und sauber. Aber das ist immer noch die Dakar: Da kann immer was passieren – und das tut es in der Regel auch. Wenn ich in den letzten Jahrzehten etwas gelernt habe: Die problemlose Rallye Dakar gibt es nicht. Sowohl Brabec als auch Cornejo hatten bereits Stürze, aber ihnen ist nichts passiert. Es reicht, dass bei einem dieser Unfälle eine Kleinigkeit wie ein Kupplungshebel bricht, und schon ist die Etappe verloren. Aber stimmt schon: Für einen Sieg aus eigener Kraft sieht es im Moment nicht sonderlich rosig aus.»

 

Stimmt der Eindruck, dass Honda aktuell das bessere Fahrwerk hat?

«Ich weiß, dass da ein Video kursiert, das auf ein aktives oder zumindest verstellbares Fahrwerk hindeutet. Denn ein Bike, das du mit einer einzigen Hand im Stand zum Einfedern bringst, würdest du auf der Etappe so nicht fahren können – viel zu weich, viel zu viel Negativ-Federweg. Aber Honda hat bislang einen tollen Job gemacht, Kompliment. Wir bleiben gefordert, und das ist gut so.»

 

Habt ihr die Gründe für die Motorschäden von Luciano Benavides und Sam Sunderland schon herausgefunden?

«Bei Luciano noch nicht. Sein Motor ist noch irgendwo unterwegs in einem Truck. Bei Sam war es schlicht und ergreifend ein menschlicher Fehler: Nach 11 Kilometern hatte er kein Öl mehr, weil ein Mechaniker die Ablassschraube nicht korrekt angezogen hatte. Ärgerlich, aber jeder Mensch macht irgendwann einen Fehler.»

 

Wie sieht die Marschrichtung für die kommende Woche aus?

«Auf Sand sind unsere Motorräder den Hondas ebenbürtig. Ein paar Minuten zu Gunsten der einen oder anderen, da schenken wir uns nicht viel. Auf den steinigen Etappen zu Beginn hatten wir mehr Probleme als Honda, und das könnte uns gegen Ende wieder blühen. Doch auf den Sand-Etappen gibt es volle Attacke. Da mache ich mir keine Sorgen. Und eins ist fix: Alle werden Fehler machen. In der zweiten Woche wird noch einiges passieren, da kannst dir sicher sein.»

 

Wie schätzt du eigentlich die Chancen von Branch auf der Hero ein? Für viele kam diese Performance doch überraschend…

«Hero ist jetzt doch auch schon ein paar Jahre dabei. Die haben einiges dazugelernt. Ich habe die Hero trotzdem nicht so hoch oben auf der Liste wie die Hondas von Brabec und Cornejo. Ross Branch ist immer für einen Kugler gut. Außerdem ist er die letzte verbliebene Hero, was taktisch von Nachteil ist gegen die drei Hondas und vier Bikes von uns da vorn.»

 

Sand-Spezialist Adrien van Beveren ist kein Sieg-Kandidat mehr für dich?

«Brabec und Cornejo schätze ich bei Honda einfach stärker ein. Aber mit Glück…klar.»

 

Wer von den Fahrern der Pierer Mobility Group hat die besten Chancen?

«Toby Price hat die meiste Erfahrung und braucht traditionell die erste Woche, um richtig fit zu werden und es fliegen zu lassen. Kevin Benavides ist sicher unser schnellster Fahrer, aber er ist nach seiner Verletzung körperlich noch nicht ganz der Alte.Daniel Sanders hätte ich stärker erwartet. Aber ein Beckenbruch macht etwas mit dem härtesten Fahrer. Und Luciano Benavides schleppt leider die 15 Minuten Zeitstrafe für den Motortausch mit.»

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