Die Idee hinter KTMs Dakar-Auftritt
Heinz Kinigadner mit der kleinen KTM LC4
Neben seiner Abenteuerlust trieb Heinz Kinigadner eine Vision für die damals vergleichsweise bescheidene KTM-Motorradschmiede: «Die Idee war, KTM ein neues Betätigungsfeld zu eröffnen. Mitsubishi hatte ja vorgezeigt, dass man um die Dakar eine wirklich gute Marketing-Strategie entwickeln kann.»
Das Kalkül war, Hobbypiloten in der Winterpause mit den sagenhaften Bildern aus der Wüste Lust aufs Motorrad zu machen. Ursprünglich wollte man sich dabei nicht an potenzielle Siegfahrer wenden, sondern an abenteuerlustige Amateure: «Die LC4 war schon damals ein sicheres Motorrad, weil es gute Federwege hatte. Und 140 km/h ist sie damals auch schon gegangen. Man konnte mit ihr also viel Spass haben in der Wüste. Und 85 Prozent der Teilnehmer bei der Dakar fahren für die Freude und das Abenteuer. Da war unser Motorrad ideal, weil es mindestens 100 Kilogramm leichter war als die schweren Zweizylinderbrocken von Cagiva, BMW und all den anderen.»
1994 war Kinigadner dann sozusagen Riding Captain des ersten KTM-Werksteams bei der Rallye Dakar. Die folgenden Jahre brachten jede Menge Lektionen für die noch junge Mannschaft: «Marokko - zum Beispiel - ist im Grunde ein riesiger Steinhaufen und ein sehr kostspieliger Abschnitt der Dakar. Da haben wir mit zehn Werksfahrern in drei Tagen bis zu 60 Räder zerstört. Weil wir damals schon mit Mousse unterwegs waren, haben die Fahrer die Steinkanten voll genommen.»
Dennoch sind beim KTM-Team-Debüt alle Werksfahrer durchgekommen - «bis auf mich!» Ein Jahr später hat Kinigadner zu Beginn der Rallye so richtig aufgedreht und sieben Etappen am Stück gewonnen - jedoch ganz ohne Illusionen: «Es war für uns damals unmöglich, mit den grossen Teams mitzuhalten. Wir hatten einen Mechaniker und gerade so viele Ersatzteile, wie in unsere sechs Transportkisten gepasst haben. Daher wussten wir: Das kann sich gar nicht ausgehen. Und so ist es dann auch gewesen: Wegen einer Lappalie bin ich ausgefallen.»
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