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Was ist Marco Wittmanns DTM-Titel wert?

Von Andreas Reiners
Marco Wittmann

Marco Wittmann

Marco Wittmann ist zum zweiten Mal DTM-Champion. Doch auch beim Saisonfinale waren die BMW-Zugeständnisse Thema.

Marco Wittmann war sichtlich verärgert. Selbst kurz nach seinem Titelgewinn auf dem Weg zum Podium musste er die Frage beantworten. Eine Frage, die ihn sichtlich nervte. Schließlich ist das Dauerthema BMW-Zugeständnisse spätestens seit dem 4. Juni, als er erstmals in diese Saison die Gesamtführung in der DTM übernahm, ein ständiger Begleiter des 26-Jährigen.

Und damit auch eben jene oft gestellte Frage, ob er denn ein verdienter Meister sei. Was ist seine Meisterschaft letztendlich wert? Hat sein zweiter Titel nach 2014 gar einen faden Beigeschmack, wie es Fahrerkollegen formuliert haben?

«Ich finde es schade, dass die Frage jetzt kommt. Ich fühle mich als verdienter Meister», sagte Wittmann. «Ich glaube nicht, dass der BMW das dominante Auto war. Am Ende war ich der einzige BMW-Fahrer da vorne. Man sollte das Thema jetzt auch mal ruhen lassen.»

Im Fahrerlager gehen die Meinungen weiterhin auseinander. Als Vizemeister Edoardo Mortara danach gefragt wurde, ob Wittmann den Titel aufgrund der Zugeständnisse für BMW wirklich verdient habe, druckste er ein wenig herum. «Es ist schwierig zu sagen, ob er den Titel wirklich verdient hat. Natürlich hat er alles richtig gemacht, sein Team auch. Wir sind aber nicht mit den gleichen Regeln gefahren», sagte Mortara.

So sehen es auch einige andere Fahrerkollegen. BMW durfte in dieser Saison mit einem um 7,5 Kilogramm leichteren Auto starten, dazu mit einem 50 Millimeter breiteren Heckflügel, weil man im Vorjahr nicht konkurrenzfähig war. «Es kann nur einen gerechten Kampf zwischen allen von uns geben, wenn die Regeln für alle gleich sind. Das war in diesem Jahr nicht der Fall», sagte Mortara.

Auf den ersten Blick ist das natürlich richtig. Doch oft reicht der erste Blick nicht, sondern liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Natürlich haben die Zugeständnisse geholfen. Beispielsweise beim Topspeed, durch den breiteren Flügel war es die ganze Saison über sehr schwierig, einen BMW auf der Geraden zu überholen.

«Im Nachhinein waren die Zugeständnisse zu viel», sagte Mercedes’ DTM-Leiter Ulrich Fritz. Nicht umsonst hatten die drei Hersteller im Sommer etwas unbeholfen versucht, zumindest den Gewichtsvorteil wieder rückgängig zu machen, auch wenn der auf der Strecke gar nicht so große Vorteile brachte. Der Antrag wurde vom DMSB abgelehnt.

Wittmanns Teamkollege Timo Glock kann über diese Dauerdiskussionen nur lachen. «Die sollen alle weinen. Audi hat das beste Auto gehabt in diesem Jahr, und sie haben es wieder nicht geschafft. Da sucht man vielleicht auch nach Ausreden. Marco hat den konstantesten Job gemacht», sagte der 34-Jährige.

In der Tat: Der Fürther hielt sich im Gegensatz zur Konkurrenz aus den meisten Turbulenzen raus, fand die richtige Mischung aus Kalkül und Aggressivität und punktete so in 15 von 18 Rennen. Unter dem Strich holte er fast doppelt so viele Punkte wie der zweitbeste BMW-Pilot, Hersteller- und Teammeister wurde zudem nicht BMW, sondern Audi. Und Wittmann hatte auch das nötige Glück.

Denn es war nicht nur Wittmanns Konstanz. Nebenbei haben die anderen Titelkonkurrenten im Laufe des Jahres auch mehr Fehler gemacht als er. Beziehungsweise entscheidende Punkte verloren. Für Mortara war Zandvoort war der Knackpunkt. Damals bekam er wegen eines fehlerhaften GPS-Systems eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt. Zu Unrecht, wie später auch der DMSB zugab. Als Tatsachenentscheidung gab es daran nichts zu rütteln.

«Diese Entscheidung war unfassbar falsch, in einer Serie wie der DTM ist das inakzeptabel. Ich habe den Titel dort verloren. Das hat mich zehn Punkte gekostet», so Mortara. Und sogar noch mehr, denn im Anschluss war er nicht mehr bester Audi-Fahrer und musste Jamie Green mehrmals vorbeilassen, was ihn weitere Zähler kostete. Und am Ende wohl auch den Titel.

Immerhin: 2017 gibt es ein neues Reglement, neue Autos, neue Reifen. Und keine Zugeständnisse mehr. Und damit auch keine nervigen Fragen für Marco Wittmann.

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