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DTM-Ausstieg: Wenn Millionensummen verbrannt werden

Von Andreas Reiners
Die Intention hinter einem Ausstieg aus einer Rennserie ist klar: Es soll gespart werden. Der Kompromiss: Um zu sparen, muss erst eine gewisse Menge verbrannt werden.

Als Audi vor etwas mehr als einem Jahr einige Journalisten nach Neuburg einlud, war der Stolz nicht zu übersehen und auch nicht zu überhören: Wir bekamen damals einen Einblick hinter die Kulissen der Entwicklung des Vierzylinder-Turbomotors.

Ausführliche Erklärungen, was es für Probleme gab, welche Herausforderungen, was das Aggregat ausmacht, was es kann, was es bedeutet, für Audi, aber auch für die DTM, dass man es nach der Verschiebung wegen Mercedes endlich an den Start bringen konnte.

Zwei Jahre im Einsatz

Rund zweieinhalb Jahre hatte die Entwicklung gedauert, es wurde eine Menge Geld investiert. Sollte die Saison 2020 noch über die Bühne gehen, kam der Motor immerhin zwei Jahre zum Einsatz.

Sollte das Coronavirus Rennen weiterhin verhindern, wäre der ganze Aufwand nur für eine Saison gewesen. Eine erfolgreiche mit dem Gewinn aller drei Titel, aber eben auch nur 20 Rennen.

BMW-Pilot Marco Wittmann kritisierte zuletzt bereits, er könne den Audi-Ausstieg «nicht richtig nachvollziehen, denn man hat ja schon bisher extrem viel Geld für die Entwicklung des Turbomotors in die Hand genommen - für am Ende gerade mal zwei Jahre. Ich halte das nicht für effizient», sagte Wittmann dem kicker.

Diversen Berichten zufolge sollen es zwischen 80 und 100 Millionen Euro gewesen sein, die für das Projekt inklusive der Entwicklung des Motors in die Hand genommen wurden.

«Diese Summe ist zu hoch», stellte Audis Motorsportchef Dieter Gass beim Motorsport Magazin klar. Und kritisierte: «Das ist eines der Probleme von Budgetdiskussionen in der Öffentlichkeit: Jeder hat eine andere Berechnung, wie er sein Budget aufstellt, etwa, ob man nur das Projektbezogene anschaut oder ob man zwischen Fremd- und Eigenleistung unterteilt. Eine Berechnung dieser Zahlen, ohne zu wissen, wie sie genau berechnet worden sind, ist Unfug. Ich verstehe, dass diese Zahlen interessant sind für die Öffentlichkeit. Man kann aber viel Schaden damit anrichten, wenn die Basis nicht stimmt.»

Geld verbrennen gehört zum Geschäft

Doch ob nun 50, 70 oder 90 Millionen: Von der Hand zu weisen ist es allerdings nicht, dass eine Menge Geld verbrannt wird.

Das gehört aber zum Geschäft, wie Gass betont. Er hat bereits das eine oder andere Ende eines Motorsportprogramms erlebt wie zum Beispiel bei Toyota in der Formel 1. «Das letzte war Audis Le-Mans-Engagement, als das nächstjährige Auto kurz davor war, auf die Räder gestellt zu werden», erinnert er sich: «Da sind viele Gelder ausgegeben worden, die effektiv verpufft sind.»

Denn: «Wenn so eine Entscheidung fällt, dann wird im Normalfall nicht darauf zurückgeblickt, was schon ausgegeben wurde. Das Geld kann man in solch einer Situation nicht mehr rausholen. Stattdessen wird darauf geachtet, zu vermeiden, in Zukunft Geld auszugeben.» Ärgerlich, wie Gass einräumt, aber eben auch der Kompromiss.


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