DTM in Sat.1 – Kaiser: «Es gräbt mich keiner mehr an»
Andrea Kaiser mit Nico Müller
Andrea Kaiser gerät ins Schwärmen, wenn sie über Interviews im Motorsport spricht. Denn die Protagonisten in der DTM sind nahbar, offen, unkompliziert. Zumindest meistens. Auch bei der aktuellen Fahrergeneration.
Mit einem Unterschied: «Es gräbt mich keiner mehr an, weil sie alle meinen Mann (Rallye-König Sebastien Ogier) kennen», sagt die Moderatorin im Gespräch mit SPEEDWEEK.com und lacht.
«Im Ernst: Sie gehen komplett seriös mit mir um, weil sie wissen, dass sich mein ganzes Leben um den Motorsport dreht. Wenn ich keine Ahnung davon hätte, wovon ich rede, wäre es sehr schwer. Denn das merken die Fahrer», so Kaiser, die mit Matthias Killing und Eddie Mielke seit dem Wechsel von der ARD zu Sat.1 die Gesichter und die Stimmen des TV-Partners sind.
Die Kritiken stimmen, seitdem ran Racing die Geschicke übernommen hat. Die Verantwortlichen um Kaiser und Co. hängen sich rein, moderieren und kommentieren mit Leidenschaft und polarisieren dabei auch wie Eddie Mielke, kommen dazu mit neuen Ideen und Ansätzen.
Einbußen bei den Quoten
Trotzdem musste die DTM 2021 mit dem neuen GT3-Reglement Einbußen hinnehmen. Lag die Durchschnittsquote der Rennen 2020 mit den alten Class-1-Autos noch bei 581.000, fiel sie 2021 auf rund 440.000 Zuschauer pro Rennen. Der Marktanteil lag 2021 bei 6,1 Prozent in der Zielgruppe, 2020 waren es 6,08 Prozent.
Trotzdem ist die ITR mit der Quote «sehr zufrieden, da sie trotz eines sportintensiven Sommers mit der Fußball-Europameisterschaft und Olympia stabil war», sagte ITR-Geschäftsführer Benedikt Böhme auf Anfrage: «Besonders erfreulich ist für uns auch, dass wir beim jungen Publikum zwischen 14 und 29 sehr gut abgeschnitten haben. In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, dass wir uns über die Streaming- und Social Media Entwicklung enorm freuen. Alles in allem kann man sagen, dass das Interesse an der DTM nach wie vor stark ist.»
Beim Streaming gab es laut ITR eine Reichweite von rund sechs Millionen Views, wovon knapp 3,5 Millionen Views auf die Renn-Wochenenden DTM & DTM Trophy und über 350.000 Views auf die Inhalte auf dem eigenen Streaming-Portal DTM Grid entfielen. In den sozialen Medien gab es für die DTM bei über 1,3 Millionen Followern einen Zuwachs von 15 Prozent.
Wie erklärt sich Kaiser den Rückgang bei den TV-Quoten? «Wenn man sich die absoluten Zahlen anschaut, ist das bei vielen Formaten so. Das Sehverhalten der Zuschauer verändert sich», so Kaiser. Das Ziel müsse es sein, wieder mehr Menschen zu gewinnen, sagt sie: «Es geht bei der Bewertung aber nicht nur um die Reichweiten, sondern auch um die Marktanteile. Und die waren bei den DTM-Übertragungen gut und stabil.»
Nun wird es 2022 einen Senderwechsel geben – einen kleinen, innerhalb der Senderfamilie zu ProSieben. Ein «logischer Schritt», so Kaiser: «ProSieben hat viele männliche und junge Zuschauer und zudem ein Umfeld, das sehr gut in den Bereich Motorsport passt. Ich bin davon überzeugt, dass sich dadurch der Zuspruch für die DTM, aber auch die Formel E vergrößert.»
Bessere Werte auf ProSieben
Dazu muss man wissen: In der Zielgruppe erreicht ProSieben bessere Werte als Sat.1. 2020 lag der Anteil bei 9,1 zu 7,7 Prozent. Daneben versprechen sich die Verantwortlichen flexiblere Möglichkeiten der Programmplanung und der Cross-Promotion, um die DTM breiter aufstellen zu können. Generell ist es nicht neu, dass die DTM ein jüngeres Publikum erreichen möchte, dafür wurde bereits die Plattform, auf der unter anderem eSports und die DTM Electric einen Platz haben (werden), umgekrempelt.
Was hat noch für den Wechsel gesprochen? «Sat.1 hat eine familienorientierte, weiblichere Ausrichtung. ProSieben ist männlicher und jünger, da passt Motorsport besser hin. Mein erster Gedanke war auch: ‚Oh, man ist doch an Sat.1 gewöhnt?‘ Aber es macht wirklich Sinn.» Dass der Wechsel erst jetzt erfolgt, liege daran, dass der Sender neu aufgestellt werde, so Kaiser: «Da macht es absolut Sinn, sich alle Inhalte und Programme genau anzuschauen und zu bewerten.»
Sie glaubt übrigens nicht, dass der Norisring-Eklat der DTM geschadet hat. «Natürlich wünschen wir uns alle ein sportliches Rennen bis zur letzten Runde, am besten ohne Funksprüche. Aber jeder spricht am Ende darüber, es gibt Geschichten, die man erzählen kann und man kann daraus lernen. Deshalb glaube ich, dass die DTM das Beste daraus machen wird, wenn der erste Schock vorbei ist», sagte sie.