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DTM und soziale Netzwerke: Harmloses Gezwitscher?

Von Andreas Reiners
Abwechslung beim Trainingslager: Timo Glock beim Tischtennis

Abwechslung beim Trainingslager: Timo Glock beim Tischtennis

Zahlreiche DTM-Piloten sind in den sozialen Netzwerken sehr aktiv. Einen Maulkorb von den Teams gibt es für die Fahrer nicht, auch wenn Aktivitäten auf Twitter und Co. nicht immer ungefährlich sind.

Gary Paffett macht es. Timo Scheider auch. Und Timo Glock sowieso: Zahlreiche DTM-Piloten nutzen die sozialen Netzwerke. Und das teilweise ausgiebig. «Ich muss sagen, dass mein erstes BMW-Fitnesslager ein bisschen wie ein Überlebenscamp ist», zwitscherte BMW-Pilot Timo Glock am Donnerstag aus Italien, wo sich Glock und Co. auf die neue DTM-Saison vorbereiten. Es war Glocks 3.097 «Tweet», dem früheren Formel-1-Piloten folgen auf Twitter inzwischen über 104.000 Fans.

Auch aus dem Trainingslager von Mercedes in Österreich erhält man derzeit täglich Impressionen. Gary Paffett, Robert Wickens oder Roberto Merhi vermelden gleich mehrmals am Tag, was die DTM-Piloten so treiben. «Ich geniesse den Start der Fitnesswoche mit Mercedes in Österreich. Viel Schnee, warm und sonnig. Perfekt!», twitterte Paffett. Dazu gibt es Gruppenbilder mit schicken Sonnenbrillen, Paffett und Co. als Langläufer oder Panorama-Bilder vom Berggipfel.

Für Mercedes ist das kein Problem. Grundsätzlich seien die Fahrer frei indem was sie twittern oder auf Facebook posten und agieren eigenverantwortlich, teilte ein Mercedes-Sprecher auf Anfrage von SPEEDWEEK.de mit. Die Piloten müssen sich dabei aber an gewisse Spielregeln halten. «Um die Einhaltung geltender Rechtsvorschriften im Interesse der Mitarbeiter sowie auch im Interesse der Daimler AG sicherzustellen, setzt eine Verhaltensrichtlinie (Integrity Code) sowie eine Richtlinie zum Umgang mit Informationen verbindliche Grenzen.»

Kein Maulkorb für Glock und Co.

Auch Twitter-König Timo Glock erhält von BMW keinen Maulkorb. «Das ist wesentlicher Teil unserer Philosophie: Jeder Fahrer ist eine eigene Persönlichkeit, und die soll er bei uns auch voll entfalten können. Social Media spielt dabei eine wichtige Rolle, weil die Fans dort die Möglichkeit haben, mehr über das Leben unserer Fahrer zu erfahren», teilte BMW mit. Tabu sind auch hier Bereiche, die besonderer Geheimhaltung unterliegen. Auch wenn Setup-Daten oder Vertragsinhalte bei Twitter und Co. nicht zu finden sein werden, wurde Glocks Wechsel zu BMW über Twitter publik. Zumindest zwischen den Zeilen. BMW-Werkspilot Dirk Müller hatte vor dem Vollzug gezwitschert: «Glückwunsch. Willkommen im Klub.» Glocks Antwort: «Psss... danke. »

Obwohl die meisten Beiträge harmlos sind, vor allem für die Fans einen Mehrwert darstellen, da sie in den Dialog mit Fahrern und Teams treten können, sind die sozialen Netzwerke ein schmaler Grat. Denn dass auch die DTM selbst nicht vor einem «Shitstorm», das neudeutsche Wort für eine Empörungswelle, gefeit ist, zeigte sich, als der neue Zeitplan mit dem Wegfall des Trainings am Freitag veröffentlicht wurde. Der Aufschrei war so gross, dass sich die DTM sogar zu einer versöhnlichen Stellungnahme genötigt sah. Die Rückmeldung der Basis kommt im Zeitalter des Web 2.0 eben schneller und direkter. Nicht zuletzt die Anonymität des Internets lässt zudem so manchen Schreiber die Contenance verlieren.

Die DTM-Teams versuchen trotzdem, ihre Fahrer an der langen Leine zu lassen und einen Mittelweg zu finden. «Wir versuchen, unsere Fahrer möglichst nicht zu bevormunden. Wir versuchen aber, an ihren gesunden Menschenverstand, ihre Verantwortung und ihre Sensibilität zu appellieren», heisst es bei Audi. Denn letzten Endes sind alle Fahrer Angestellte eines Unternehmens. Twitter und Facebook war beim Audi-Trainingslager in Ofterschwang zum Beispiel tabu, «und das hat auch gut funktioniert», sagte Kommunikations-Leiter Jürgen Pippig, der aber zugleich zugab, dass den Königsweg noch niemand gefunden habe. Denn auch für die Hersteller selbst werden die sozialen Netzwerke immer wichtiger, vor allem im Hinblick auf die jüngeren Zielgruppen. Da gilt es, nicht den Anschluss zu verlieren.

Hamiltons Fettnäpfchen

Dass der Schuss aber auch komplett nach hinten losgehen kann, bewies Formel-1-Pilot Lewis Hamilton, der in der vergangenen Saison per Twitter nach dem Qualifying die Telemetrie-Daten seines McLaren veröffentlichte. Oder sich darüber beschwerte, dass sein damaliger Teamkollege Jenson Button seinen Tweets nicht mehr folge. Es war das nächste Fettnäpfchen des Briten: Denn die einfache Begründung: Button hatte dies niemals getan.

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