KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

DTM - Spenglers Stinkefinger: Emotionen müssen sein

Kolumne von Andreas Reiners
Bruno Spenglers Gruß an Mattias Ekström

Bruno Spenglers Gruß an Mattias Ekström

Die Sticheleien nach dem Rennen auf dem Lausitzring sorgten kurzzeitig für Aufregung. Aber Emotionen sind nicht nur in der DTM das Salz in der Suppe.

Wer kennt das nicht: Auf der Autobahn wird gedrängelt, gehupt oder die Lichthupe betätigt. So mancher Verkehrsteilnehmer fährt so dicht auf, dass dessen wutverzerrtes Gesicht im Rückspiegel in Originalgröße auftaucht. Ein gewagtes Überholmanöver später zeigt man dem Kontrahenten anschließend kurz mit dem Mittelfinger oder einem «Scheibenwischer», was man von der Aktion hält. Und schickt dem Übeltäter noch ein paar warme Worte hinterher.

So weit, so privat. In der DTM ist es mit der Privatsphäre durch TV und Boxenfunk aber schnell vorbei. Der Stinkefinger von Bruno Spengler Richtung Mattias Ekström füllte dann auch den halben Live-Bildschirm aus. Und sorgte im Nachklang neben einer 1000-Euro-Geldstrafe für den Kanadier für ein paar weitere verbale Wortspiele.

Doch die schaden der DTM nicht im Geringsten. Im Gegenteil. Die drei Hersteller betonen immer wieder, wie eng es in der DTM zugehe. Sie achten dabei natürlich auch auf die Außendarstellung und loben sich und die Serie selbst regelmäßig. Und das zu Recht, denn der Lackaustausch verbunden mit harten Zweikämpfen ist genau das, was die Fans sehen wollen. Und seit dieser Saison gibt es dank der Neuerungen ja sogar Überholmanöver und taktische Spielereien en Masse. Und wie sagte Ekström nach seinem misslungenen Überholversuch so schön? Man sei in der DTM schließlich nicht auf einem Kinderspielplatz. Dem Schweden ist es auf der Piste sowieso manchmal zu langweilig. Die Aktion eingangs der Zielgeraden war ganz nach dem Geschmack des 34-Jährigen - und nicht zuletzt der Fans.

Die drohende sportliche Langeweile? Erst einmal passé. Denn der angebliche Dominator BMW wurde in der Lausitz ausgerechnet von den bereits abgeschriebenen Konkurrenten von Mercedes und Audi in Grund und Boden gefahren. Doch wo es eng zugeht, da fliegen auch schon mal die Fetzen, zuerst auf und dann neben der Strecke. Wie zwischen Spengler und Ekström. So bekommt die manchmal etwas zu brave DTM eine Portion Würze, die ihr gut tut.

Menschlich? Ja klar

Ist Spenglers Reaktion auf Ekströms Aktion menschlich? Ja klar. Emotional? Auf jeden Fall. Und so sollte es schließlich auch sein. Emotionen gehören zum Sport dazu, sind unerlässlich, ein fester Bestandteil des ganzen Business. Ob nun ein Tennisspieler seinen Schläger zertrümmert, beim Eishockey zwei Spieler in den Infight gehen oder beim Fußball die Fetzen fliegen – so etwas will der Fan sehen. Allerdings nur solange es nicht unter die Gürtellinie geht.

Und wie beim Beispiel Fußball zählt auch beim Motorsport, seien es nun anrüchige Gesten oder verbale Kraftausdrücke: Was auf dem Platz passiert, bleibt auf dem Platz und ist nach dem Spiel vergessen. Im Idealfall durch ein Gespräch unter Männern. So haben es ja auch Ekström und Spengler gelöst.

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