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Timo Glock: Dem Timo Scheider eine reinhauen

Von Andreas Reiners
Timo Glock gehört ohne Frage den zu den Typen der DTM. Seit er im Tourenwagen sitzt, kämpft er nicht nur um Siege. Sondern denkt intensiv über die Zukunft der Serie nach.

Timo Glocks Leben hat sich verändert, steckt inzwischen voller Überraschungen. Die Veränderung heißt Mika und ist sein Sohn. Langsamer, wie man von Rennfahrern, die Vater geworden sind, ist er freilich nicht geworden. Dafür aber noch beschäftigter. Tage planen? Nahezu unmöglich mit Nachwuchs. Schlaf? Ist ein kostbares Gut, vor allem als Sportler. Davon bekommt man als Vater vor allem am Anfang allerdings recht wenig.

«Es gibt so viel Positives, das überwiegt und somit macht das sehr, sehr viel Spaß. Und ich ärgere mich immer, wenn ich fünf Tage weg bin, weil er dann meistens wieder irgendetwas gelernt hat», sagte Glock, der sein privates Glück im vergangenen Jahr gekrönt hat, als er seine Freundin Isabell geheiratet hat.

Sportlich hat er sein Glück bei BMW in der DTM gefunden. Das ist nicht unbedingt selbstverständlich, wenn man sein großes Ziel Formel 1 aus finanziellen Gründen aufgeben musste. Anfang 2013 war das, als sein damaliges Team Marussia ihm mitteilte, dass man sich die Dienste Glocks nicht mehr leisten könne. Für ihn keine große Überraschung, er hatte sich auf die Möglichkeit vorbereitet. Ganz davon abgesehen, dass die sportlichen Möglichkeiten bei dem Hinterbänkler-Team sowieso begrenzt waren.

Glock kam bei BMW unter. Und trat damit das schwierige Erbe zahlreicher ehemaliger F1-Fahrer an, die in der DTM mehr schlecht als recht im Spätherbst ihrer Karriere ihre letzten professionellen Runden drehten.

Frühsommer statt Herbst

Der große Unterschied: Glock brannte, ist nach wie vor ehrgeizig, für ihn war es eine echte Herausforderung. Von wegen Spätherbst. Wenn man den inzwischen 33-Jährigen bei seinen ersten Schritten im Tourenwagen beobachtete, konnte man eher von Frühsommer sprechen. Doch aller Anfang war schwer, die Umgewöhnung von einem Formel-1-Boliden auf einen Tourenwagen dauerte, die Erwartungen an ihn waren hoch.

War er überrascht? «Am Anfang war ich sehr überrascht, dass sehr viel Rummel darum war und man gleich im ersten Jahr von mir erwartet hat, ich müsse jetzt hier vorne mitfahren und Rennen gewinnen», sagte Glock, der seine eigenen Ansprüche aber realistisch einschätzen konnte. «Ich wusste, dass ich die Zeit brauche und die habe ich mir auch genommen. Ich fühle mich deutlich wohler als im ersten Jahr. Da hatte ich das Problem, meinen Fahrstil ans Auto anzupassen, die DTM zu verstehen», sagte er.

2014 hatte er sich nur noch auf ein Problem konzentrieren müssen. «Wieso ist der so schnell und wir eben nicht so schnell?»
In seiner ersten Saison gab es immerhin einen Podestplatz in Spielberg und sogar einen Sieg auf dem Hockenheimring. Und das war schon mehr als das, was seine Vorgänger aus der Königsklasse geschafft hatten. Doch natürlich reichte Glock das nicht. Doch viel mehr als ein erneuter Podestplatz in Spielberg sprang in seinem zweiten Jahr nicht heraus. Neben einigen unglücklichen Situationen im Qualifying oder Rennen fehlte trotz des vorhandenen Speeds die Konstanz. Denn dass es der BMW grundsätzlich konnte, bewies Champion Marco Wittmann, der der Konkurrenz um die Ohren fuhr. Glock geht 2015 in sein drittes DTM-Jahr. Das Ziel: konstant in die Top Fünf fahren.

Unbequem, aber vor allem geradeaus

Der Wersauer ist allerdings nicht nur sportlich ein Gewinn, sondern auch als Persönlichkeit. Glock sagt was er denkt, unverblümt, ist unbequem, dabei aber auch immer er selbst, unverstellt, geradeaus. Dinge, die einen Typen ausmachen. Ob es nun die DTM allgemein betrifft oder Fahrerkollegen, die er bisweilen gerne mal in die Fahrschule schicken würde (Roberto Merhi), oder denen er noch mit dem Helm auf dem Kopf persönlich die Meinung geigt (Edoardo Mortara). «Und ich habe mir einen Bart stehen lassen, um mich abzuheben von allen anderen und deswegen bin ich ein Typ», sagt Glock. Und lacht.

Trotzdem kritisierte der TV-Sender ARD zuletzt häufig, dass der DTM die Typen fehlen würden. «Wenn man immer hört, dass es keine Typen gibt, dann tut es mir leid. Dann haben sie aus den Typen auch nichts gemacht. Wir haben in der DTM 24 Typen, die hier herumrennen und alle ihre eigene Persönlichkeit sind, aber das wird nicht dementsprechend verkauft. Die Hersteller müssen sich da auch an die Nase fassen. Genauso die ITR. Die müssen aus uns was machen», so Glock.

Natürlich könne man nicht alle 24 Typen verkaufen. «Aber diejenigen, die gewinnen oder seit Jahren vorne liegen. Ob das jetzt Mattias Ekström ist, ob das Bruno Spengler ist oder Gary Paffet. Und wenn wir dann auch noch 190 Tage zwischen dem letzten und dem ersten Rennen haben, dann werden die Typen auch wieder vergessen», sagt Glock.

Die Zuschauerprobleme in der DTM sieht Glock auch als Resultat eines generellen Rückgangs im Motorsport. In der Tat musste auch RTL in der Formel 1 einen signifikanten Rückgang von über einer Million TV-Zuschauer verzeichnen.

Die DTM liegt zwar bei durchschnittlich nur einer Million TV-Fans, dafür bleiben diese Zahlen relativ konstant. «Ich glaube, man darf nicht mehr denken, dass jeder die DTM kennt. Das war vielleicht vor 15 oder 20 Jahren so. Aber jetzt sind die damaligen Kinder Erwachsene und kennen die DTM vielleicht nicht. Deswegen muss man versuchen, eben diese neue Generation an Land zu ziehen.»

Eine Möglichkeit, in die Schlagzeilen zu kommen, hatten Glock und sein Kumpel Timo Scheider ausgeheckt. «Ich habe zu ihm gesagt: Weißt Du was? Wir fahren uns während eines Rennens in die Karre, steigen aus dem Auto und hauen uns eine rein. Dann stehen wir in der Bild-Zeitung auf der ersten Seite und abends gehen wir einen trinken und lachen uns kaputt, was wir für eine geile Story wir gemacht haben.» Natürlich nur ein Spaß. Aber einer mit traurigem Hintergrund. Denn auf die Seite eins würde es die DTM derzeit wohl tatsächlich vor allem mit solchen Dingen schaffen.

Doch die DTM versucht, dagegen zu steuern. 2015 gibt es am Wochenende wieder zwei Rennen, ein neues Reglement. Mehr Action, mehr Fahrzeit. Glock ist zum Auftakt auch Versuchskaninchen eines neuen Projekts: Der BMW-Pilot lässt sich im Rahmen eines Multimedia-Projekts der «Bild» von einer Kamera filmen sowie mit einem Mikrofon ausstatten und zeigt den Fans so Emotionen, Gesten und Worte unverfälscht und hautnah.

«Ich muss ein bisschen aufpassen, was ich alles so sage. Wahrscheinlich werden immer mal wieder Piep-Töne zu hören sein», so Glock. Selbst wenn, die Fans wird’s freuen.

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